BSE

    Aus WISSEN-digital.de

    Abk. für: Bovine Spongiforme Enzephalopathie (lateinisch: bovinus, "Rind", spongia, "Schwamm", forma, "Gestalt" und griechisch: enzephalon, "Gehirn", oathos, "Krankheit"),

    auch: Rinderwahnsinn, Hirnschwamm;

    BSE ist eine Tierseuche, die das Zentralnervensystem befällt und erstmals 1984/85 in Großbritannien bei Rindern beobachtet wurde. Zu den Symptomen der Krankheit gehören Bewegungsstörungen, Lähmungen und Blindheit. Die Krankheit gehört zur Gruppe der übertragbaren spongiformen Enzephalopathien, zu denen auch Scrapie, die so genannte Traberkrankheit, gehört, die bei Schafen auftritt, aber nicht auf den Menschen übertragbar ist, sowie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) und die Kuru-Krankheit, die beide beim Menschen auftreten. Gemeinsames Merkmal aller dieser Krankheiten ist, dass Nervenzellen im Gehirn absterben und die Hirnrinde schwammartig durchlöchert wird.

    BSE kann beim Menschen vermutlich eine Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auslösen, die als vCJK bezeichnet wird. Diese Ansteckungsmöglichkeit wird in der medizinischen Wissenschaft kontrovers diskutiert, ist jedoch wahrscheinlich. Die Inkubationszeit für die Krankheit ist sehr unterschiedlich und kann mehrere Jahrzehnte betragen. Entgegen bisherigen Erfahrungen mit CJK tritt die neue Variante auch bei jungen Menschen auf. Experten meinen, dass vCJK gegenüber CJK wie im Zeitraffer verläuft. Bisher sind nachweislich nur Menschen in Großbritannien und vermutlich ein Mensch in der Schweiz an der Krankheit verstorben. Man konnte in Tierversuchen nachweisen, dass es nicht ausreicht, mit nur wenigen degenerierten Prionen in Kontakt zu kommen, um sich zu infizieren. Niemand weiß jedoch, wie viele Menschen sich bisher über den Verzehr von verseuchtem Rindfleisch infiziert haben. Schätzungen schwanken zwischen 1 000 und 100 000. Ein Gegenmittel gibt es bisher nicht.

    CJK ist bereits seit den ersten Jahren des 20. Jh.s bekannt. Wissenschaftliche Ergebnisse über BSE wurden zuerst Anfang der 1990er Jahre in Großbritannien und in Russland publiziert. Demzufolge sind Prionen in einer mutierten Form die Ursache bzw. der Auslöser der Krankheit. Normalen Prionen sollen von den mutierten Formen ihre räumliche Faltung aufgezwungen werden, in deren Folge eine Verklumpung von Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark auftritt. Nach den genauen biologischen und chemischen Mechanismen wird derzeit noch geforscht. Andere Forscher vermuten, dass noch weitere Erreger für die Seuche verantwortlich sind. Die Übertragung auf das Rind erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit durch "infiziertes" Fleisch- und Knochenmehl (Tiermehl) von mit Scrapie infizierten Schafen durch Verfütterung an Rinder. Die Infizierung wurde möglich, weil Tiermehlfabrikanten die Masse beim Trocknen nicht hoch genug erhitzten, so dass die Infektionsherde nicht abgetötet wurden. 2001 fanden Forscher heraus, dass der BSE-Erreger, wenn er einmal auf eine Art übertragen wurde und sich angepasst hat, sehr viel leichter innerhalb der Art auf andere Artgenossen übergehen kann. Eine andere Theorie behauptet, dass es den Erreger schon immer in sporadischer Form unter den Rindern gab, er sich aber erst durch veränderte Zuchtpraxis und Kannibalisierung zur Seuche wandelte.

    Auf Grund von BSE mussten in Großbritannien hunderttausende Rinder getötet und verbrannt werden. Trotzdem traten Fälle in anderen europäischen Ländern auf. Exportverbote, Tötungen und der extrem gesunkene Absatz von Rindfleisch verursachten Milliardenschäden in der Landwirtschaft. Strenge Kontrollen sollen gewährleisten, dass die Problemteile bei der Schlachtung von Rindern entfernt werden. Um die Schlachtung ganzer Herden zu vermeiden, in denen nur ein Tier an BSE erkrankte, versuchen Forscher einen Bluttest zu entwickeln, der die Infektion anzeigt. Bisher kann der Erreger nur in Proben aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark nachgewiesen werden.