Altorientalische Kunst

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    reicht zurück in das 4./5. Jt. v.Chr., setzt sich aus verschiedenen dynastischen Kulturen Vorderasiens zusammen, entwickelte sich bis in das 6. Jh. v.Chr. und wurde im Wesentlichen durch die iranische Kunst abgelöst.

    Verbreitungsgebiet

    Ein Hauptzentrum, das wichtige Impulse gab, war das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Die einzelnen Entwicklungen der altorientalischen Kunst sind hauptsächlich ihren Hauptfundorten zuzuordnen, wie Jericho, Hassuna, Arpatschije, Samarra, Uruk, Obeid u.a. Die Keramikfiguren bieten die Möglichkeit einer Zuordnung zu Entwicklungsphasen.

    Entwicklungsphasen

    Als erste Grundformen der Architektur kristallisierten sich heraus: Rundhütten, Rechteckbauten, der Hofhaustyp und Terrassentempel (als Vorstufe der Zikkurat von Eridu mit nischengegliederter Tempelwand). Die Anfänge von Wandmalerei sind nachweisbar (Tall Ghassul). In der Plastik sind weibliche Figuren vorherrschend. Die bemalte Keramik der Vorzeit weist bereits einen hohen künstlerischen Wert aus. Zahlreiche Lokalstile sind feststellbar.

    Die altsumerische Kunst (um 3000 v.Chr.) ist v.a. durch ihre städtische Entwicklung zu charakterisieren. Bestandteile sind im Wesentlichen die sumerische Bilderschrift, die Monumentalarchitektur (in Uruk, Eridu, Tepe Gawra) und die Plastik (plastisch verzierte Steinvasen z.B. aus Ur und Uruk). Die Reliefkunst war durch das Herrscherbildnis festgelegt. Das Rollsiegel wurde zum wichtigsten Bildträger.

    Nach dem Zusammenbruch der altsumerischen Phase setzt im 28. Jh. v.Chr. die frühdynastische Epoche ein, mit dem Flussgebiet des Dijala und den Fundplätzen Chafaschi, Eschnunna, Tall Agrab als Zentrum. In der Kunst wird diese Phase v.a. erkennbar an den abstrakteren Formen, dem stereometrischen Aufbau der Figuren und dem geometrischen Gefüge. In die Spätzeit dieser Epoche gehören die Königsgräber von Ur (26.-24. Jh. v.Chr.).

    Die akkadische Kunst (2350-2150 v.Chr.) hat ihr Zentrum in Akkad. Die Reliefs (z.B. das Siegesmal Naramsins) erfassen hauptsächlich Bewegtheit und das Augenblickliche. Die Anlage eines solchen Kunstwerkes wurde in Diagonalen vorgenommen, Landschaftselemente waren einbezogen. Die machtvolle Architektur der Akkadzeit wird besonders demonstriert durch den Provinzpalast Naramsins in Tall Brak.

    Die neusumerische Kunst (um 2065-1955 v.Chr.) bildete in der III. Dynastie mit Ur ein neues Zentrum der sumerischen Restauration.

    Die altbabylonische und altassyrische Kunst (um 1955-1531 v.Chr.) bezogen sich weitgehend auf das Erbe der neusumerischen Kunst. Zentren dieser Epoche waren Babylon, Assur, Mari. Relief und Rundplastik weisen hervorragende technische Ausführungen auf, mit kaum inhaltlichen oder formalen Neuerungen. Besondere Bedeutung haben die realistischen Wiedergaben der Altersgesichter (z.B. Hammurabis). Berühmt ist in Mari der Palast des Zimrilim. Kretischer Einfluss ist in den Wandmalereien und in der Plastik nachweisbar.

    Die Kunst der Churriter, der Kassiten, der Mitanni (16.-12. Jh. v.Chr.) kommt hauptsächlich in Überlieferung und Pflege der Tradition in Bauformen und Bildwerken zum Ausdruck. Der mit Ziegelreliefs geschmückte Tempel des Karaindasch in Uruk ist dafür ein herausragendes Beispiel.

    Mit den Kudurrus wurde ein neuer Bildtyp hervorgebracht, mit Motiven, die altmesopotamische Bildgedanken mit neuer Symbolik verbanden. In der Glyptik tauchte mit leichtem Streitwagen und Pferdegespann das Zeichen eines neuen Adelsbildes auf.

    Die assyrische Kunst (v.a. 14. Jh. v.Chr.) entwickelte einen eigenen Stil z.B. in der Rollsiegelkunst (seit Eriba-Abad). Hervorstechendes Merkmal in der Darstellung ist die Lebensnähe. Neben altmesopotamischen Themen wie Einführungsszenen, Tierkämpfen, Lebensbaum-Motiven spielen neue Tier- und Jagdbilder wie Flügelpferd als Löwengegner und flüchtende Straußenvögel eine Rolle. Der berühmte Ischtar-Tempel von Ninive gehört in diese Zeit. Der künstlerische Höhepunkt dieser Epoche in Architektur, Wandmalerei, Email-Relieftechnik, Rundplastik, Elfenbein- und Metallarbeiten, Relief- und Rollsiegelkunst lag im 9. Jh. v.Chr. (Hauptzentren waren Assur, Dur Scharrukin, Balwat, Kalach, Ninive, Til Barsip). Typisch für die Architektur dieser Zeit waren ausgedehnte Tempelanlagen mit Zikkurat-Bauten und weiträumige Paläste. Die Orthostatenreliefs nahmen v.a. historische Themen auf, wie die assyrischen Kriegszüge und Jagdbilder.

    Die babylonische Kunst hatte ihren Höhepunkt mit den Werken der Chaldäer unter den Königen Nabupolassar und Nebukadnezar. Das Zentrum war Babylon. Hervorragend sind die mit glasierten, symbolgeschmückten Emailreliefziegeln ausgestattete Palast- und Sakralarchitektur. Im Unterschied zur assyrischen Kunst weisen die Königsreliefs eine weiche Modellierung auf; es fehlen die muskelstrotzenden, hart konturierten Figuren. In dieser Zeit dominierten dämonische, göttliche, kosmische Bildgedanken gegenüber lebendig erzählenden und bewegten Darstellungen.

    Die elamische Kunst behauptete trotz mesopotamischen Einflusses ihre Eigenheit. Das wird besonders deutlich in der bemalten Keramik von Susa und in der Rollsiegelkunst. Die Selbstständigkeit des Stils kommt auch in den monumentalen Felsbildern von Kurangun und Naqsch-i-Rustam zur Geltung (Schlangengottheit, Tracht). Zeugnisse der elamischen Kunst des 2. Jt.s sind z.B. die Reliefstele Untaschgals, die von ihm gegründete Stadt Dur Untaschi mit dem Zikkurat von Tschoga Zembil, die Bronzestatue der Königin Napi-asu u.a.

    Die phönikische Kunst ist wegen ihres enormen Einflusses auf die assyrische, griechische, etruskische, jüdische Kunst von Bedeutung. Ihre wichtigsten Zentren lagen in Sidon, Byblos, Beirut, Damaskus, Tyrus. Die Phöniker waren hervorragende Baumeister im Holzbau. In der Elfenbeinschnitzerei und in der Produktion von gravierten Metallgefäßen mit ornamentreichen Bildfriesen brachten sie es zu hoher Kunstfertigkeit.

    Das nordostanatolische Urartu brachte einen eigenen Kunststil hervor (9.-6. Jh. v.Chr.), mit dem Zentrum zwischen Van- und Sewansee und den Hauptfundorten Toprakkale, Karmir Blur, Irpuni, Tupscha u.a. Ein typisches Kennzeichen urartäischer Baukunst ist die Felsarchitektur in Verbindung mit Quadermauerwerk. Ebenso bedeutend als Kunst dieser Epoche mit ihren Auswirkungen auf Leben und Kultur der frühen Achämeniden (persische Kunst) war das Metallhandwerk mit Helmen, gravierten und reliefgeschmückten Schilden, mit Schmuck verzierten Gefäßen. Auch in der Gewandornamentik reichte der urartäische Einfluss über Kleinasien und Nordsyrien bis in die griechische und etruskische Kunst des 7. Jh.s v.Chr.