Albrecht von Haller

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    schweizerischer Schriftsteller und Arzt; * 16. Oktober 1708 in Bern, † 12. Dezember 1777 in Bern

    Seine experimentell gefundenen medizinischen, vor allem physiologischen Erkenntnisse waren bis ins 19. Jahrhundert gültig.


    In Göttingen errichtete er einen botanischen Garten, und seine Alpenreisen gaben ihm das Material für eine dreibändige, illustrierte Flora der Schweiz, in welcher er 2 486 Pflanzen, nach eigenem System geordnet, beschrieb.

    In der Anatomie galten Hallers Forschungen vor allem den Blutgefäßen. In Göttingen konnte er dreißig bis vierzig Leichen im Jahr präparieren, und von Zeichnern unterstützt, veröffentlichte er von 1743 an einen anatomischen Atlas, der die Lehre von den Blutgefäßen in neue Bahnen lenkte.

    Seine größten Verdienste erwarb sich Haller auf dem Gebiet der Physiologie. Er war ein gewandter Experimentator und es gelang ihm, z.B. die Frage nach dem Mechanismus der Atmung zu beantworten.

    Seine Aufstellung der Begriffe Sensibilität und Irritabilität führte zu langwierigen Polemiken und übte einen starken Einfluss auf die Folgezeit aus. Unter Sensibilität verstand er die immanente Eigenschaft der Nervensubstanz, Reize zu leiten, während er die Fähigkeit gewisser Organe, namentlich der Muskeln, Reize durch Kontraktion zu beantworten, als Irritabilität bezeichnete.

    Eine erste Zusammenfassung seiner physiologischen Anschauungen gab Haller im Lehrbuch "Primae Lineae Physiologiae" (1747). Zehn Jahre später erschien der erste Band seines Hauptwerks "Elementa physiologiae corporis humani" (8 Bde., 1757-65). In einzelnen Monografien behandelte er die Bewegung des Blutes und die Entwicklungsgeschichte des Huhns, wobei er sich als Anhänger der Präformationstheorie erwies, welche annahm, dass alle Teile des erwachsenen Organismus in der Frucht fertig vorgebildet seien.

    In seiner letzten Berner Periode gab Haller eine Reihe großer Sammelwerke heraus, kritische Bibliografien der Botanik, Anatomie, Chirurgie und praktischen Medizin, insgesamt zehn Bände; außerdem neue Ausgaben der Klassiker der Medizin und Sammlungen von Dissertationen.

    Er verfasste nach dem Vorbild der "Georgica" Vergils und des Lehrgedichtes "De rerum natura" des Lukrez das philosophische Gedicht "Die Alpen" (in: "Versuch Schweizerischer Gedichte", 1732). Im Alter schrieb er drei Staatsromane, welche die verschiedenen Regierungsformen behandeln, und mehrere theologische Schriften.