35. Bachmann-Preis geht an Maja Haderlap

    Aus WISSEN-digital.de

    Am Sonntag, 10. Juli, ging der 35. Ingeborg-Bachmann-Preis nach drei Tagen des Lesens, Verreißens und Abfeierns zu Ende. 13 Kandidaten waren mit ihren Texten angetreten, um einen der renommiertesten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum zu ergattern. Vier Wahlgänge lang mussten sie schwitzen, dann stand es fest: Maja Haderlap ist die neue Preisträgerin. Eigentlich wollte sie gar nicht mitmachen. Gut, dass sie es sich anders überlegt hat.

    Der 50-jährigen Kärtnerin war es wohl ein wenig mulmig beim Gedanken an die nicht immer sanfte Kritik der Bachmann-Jury. Doch in ihrem Fall waren diese Sorgen absolut unbegründet: Die Klagenfurter Preisrichter zeigten sich hellauf begeistert von Haderlaps Textauszug "Im Kessel".

    Der zugehörige Roman – "Engel des Vergessens" – befasst sich mit dem Widerstand der Slowenen gegen die deutsche Wehrmacht. Der historische Stoff ist dabei aktueller, als manch Nicht-Österreicher vielleicht denkt: Kärnten, der südlichste Bundesstaat Österreichs, ist schon seit Jahrhunderten zweisprachig. Bis heute aber kämpft die slowenisch-sprachige Minderheit um Anerkennung. Bezeichnend für diesen Kampf ist der sogenannte Ortstafelstreit, eine prominent und mitunter sehr emotional geführte Auseinandersetzung um die zweisprachige Bezeichnung von Kärnter Ortschaften mit hohem slowenisch-sprachigem Bevölkerungsanteil.

    Mit ihrer poetischen Zeitreise an die Wurzeln des Politikums traf Haderlap genau ins Schwarze. Die ehemalige Chefdramaturgin und Herausgeberin einer österreichisch-slowenischen Zeitschrift darf sich über 25.000 Euro Preisgeld und eine Menge Rummel und Ruhm freuen. Und vielleicht auch über eine Karriere als Schriftstellerin: Immerhin konnten sich viele der ehemaligen Gewinner – wie Uwe Tellkamp oder Ulrich Plenzdorf - anschließend auf dem Literaturmarkt durchsetzen.

    Im Rahmen der "Tage der deutschsprachigen Literatur" ebenfalls ausgezeichnet wurden Steffen Popp mit dem Kelag-Preis, Nina Bußmann mit dem Preis des Fernsehsenders 3sat, Leif Randt mit dem Ernst-Willner-Preis und Thomas Klupp mit dem Publikumspreis.