Wolfgang Borchert
Aus WISSEN-digital.de
deutscher Schriftsteller; * 20. Mai 1921 in Hamburg, † 20. November 1947 in Basel
Borcherts Gedichte, Erzählungen und Nachkriegsdramen stehen in besonderer Weise für das Lebensgefühl einer desillusionierten und orientierungslosen Nachkriegsgeneration.
Von seinen Eltern zu einer Buchhändlerlehre gedrängt, die er bald beendete, nahm Wolfgang Borchert heimlich Schauspielunterricht und erhielt im Frühjahr 1941 nach bestandener Abschlussprüfung ein Engagement an der Landesbühne Osthannover. Diese für ihn glückliche Zeit wurde durch seine Einberufung beendet.
Nach einem Einsatz als Panzergrenadier wurde er wegen Wehrkraftzersetzung angeklagt, da man ihm unterstellte, sich selbst verwundet zu haben. Zur Feindbewährung an der Front verurteilt, zog er sich in Russland Erfrierungen, Gelbsucht und Fleckfieber zu. Zurück in Deutschland trat er in Hamburg als Kabarettist auf und wurde 1943 wegen einer Parodie auf Goebbels wegen Defätismus verhaftet. Noch einmal sollte er sich nach der Untersuchungshaft vor dem Feind bewähren, seine Einheit ergab sich jedoch in Deutschland französischen Truppen. Ihm gelang die Flucht ins kriegsgeschädigte Hamburg zu seiner Familie.
Dort war er - bereits schwer an der Leber erkrankt - als Regieassistent am Hamburger Schauspielhaus und als Regisseur in Westerland tätig. In dieser Zeit verfasste er etwa 20 Prosatexte, von denen heute einige auf dem Lehrplan stehen. Borchert beschreibt in spröder, lakonischer Sprache die Ruinenstädte und zeigt die Hoffnungslosigkeit des von Not geprägten Lebens mit wenigen Figuren in episodenhaft beschränkten Zeiträumen.
Innerhalb einer Woche entstand 1947 auch das bekannteste Werk, "Draußen vor der Tür", dem Untertitel zufolge ein "Stück, das kein Theater spielen und kein Publikum sehen will". Dieses expressionistisch beeinflusste Drama erzählt mit großer Eindringlichkeit die Geschichte des Heimkehrers Beckmann, der nach dem Krieg nichts mehr so vorfindet, wie es einmal war. Die Begegnungen mit verschiedenen anderen Figuren (darunter dem Tod, einer Frau, deren Mann verkrüppelt zurückkehrt und dem ehemaligen Vorgesetzten des geschundenen Protagonisten, der alle Verantwortung von sich weist) sowie die Einflüsterungen des "Anderen", der Beckmann zunächst vom Selbstmord abhalten möchte, können letztlich nichts gegen die ausweglose Einsamkeit des geistig und seelisch Verwundeten ausrichten.
Das Hörspiel wird ein großer Erfolg. Die Generation der Kriegsheimkehrer identifiziert sich mit dem Schicksal des Protagonisten Beckmann und macht Borchert zu einem der bekanntesten Autoren der Nachkriegs- bzw. Trümmerliteratur. Die Uraufführung an den Hamburger Kammerspielen im November 1947 erlebt der Autor nicht mehr.
Einige Werke:
" Laterne, Nacht und Sterne", Gedichtsammlung 1946
"Das Brot", Kurzgeschichte 1946
" Die Hundeblume", Erzählung 1947
"Draußen vor der Tür", Drama 1947
"Nachts schlafen die Ratten doch", Kurzgeschichte hrsg. 1949
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