Wie das Internet unseren Umgang mit Geld verändert

    Aus WISSEN-digital.de

    Nach wie vor gibt es zahlreiche Menschen, die am liebsten in bar bezahlen. Dennoch befinden sich elektronische Zahlungsmittel auf dem Vormarsch. Einst wurde das bargeldlose Bezahlen belächelt, doch heute erfährt es ein rapides Wachstum. Experten sind sich sicher, dass sich in den kommenden Jahren noch viel ändern wird.

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    Elektronischer Zahlungsverkehr auf dem Vormarsch

    Ungefähr zum Zeitpunkt der Jahrtausendwende war das Onlinebanking in Deutschland bei nahezu allen Banken und damit flächendeckend verfügbar. Zunächst wurde es jedoch nur zaghaft angenommen, viele Bankkunden hatten Bedenken hinsichtlich der gebotenen Sicherheit.

    Heute ist die Situation eine andere. Ein großer Teil der Verbraucher erledigt Geldgeschäfte nicht mehr in der Bankfiliale, sondern online. Kein Wunder, schließlich lässt sich damit eine Menge Zeit sparen. Anstatt den Kontostand am Geldautomaten einzusehen oder ihn gar am Bankschalter zu erfragen, wird er kurzerhand zu Hause am Computer abgerufen. Zugleich werden auf diesem Weg Überweisungen getätigt und Daueraufträge eingerichtet. Der Gang zur Bankfiliale erfolgt immer seltener.

    Seinen Durchbruch hat das Onlinebanking der jungen Generation zu verdanken. Junge Menschen hatten von Beginn an größeres Vertrauen in die digitalen Dienste der Banken. Diese Generation ist es auch, die die nächste Stufe des Onlinebankings eingeläutet hat. Eine steigende Anzahl an Bankkunden erledigt Geldgeschäfte nicht mehr am Computer. Weil es schneller und einfacher geht, wird immer häufiger zum Smartphone gegriffen. Entsprechende Apps bieten die meisten Banken bereits seit geraumer Zeit an.

    Die Banken bekommen Konkurrenz

    Trotzdem geben die Banken nur bedingt den Ton an. In den vergangenen Jahren haben sie starke Konkurrenz bekommen. Globale Technologie-Konzerne, zu denen insbesondere Apple und Google zählen, möchten im Zahlungsverkehr der Zukunft kräftig mitmischen und Geld verdienen. Längst haben sie eigene Lösungen für das bargeldlose Bezahlen vorgestellt. Ob es ihnen gelingt, ihre neuen Bezahldienste langfristig zu etablieren, bleibt jedoch abzuwarten. Noch führen sie ein Nischendasein.

    Anders steht es um den Online-Bezahldienst PayPal. Der Zahlungsanbieter ist mithilfe von Ebay groß geworden und hat längst den weltweiten Durchbruch geschafft. Gerade im privaten Umfeld kommt es immer häufiger vor, dass sich Menschen ihr Geld nicht mehr untereinander überweisen, sondern es kurzerhand per PayPal senden.

    Überraschend ist diese Entwicklung nicht. PayPal hat es verstanden, eine simple und zugleich komfortable Lösung für das bargeldlose Bezahlen zu erschaffen. Während das Geld bei einer Überweisung im Regelfall mindestens einen Tag lang unterwegs ist, dauert der Transfer über PayPal nur wenige Sekunden.

    Keine Beschränkung auf den Zahlungsverkehr

    Der technische Fortschritt im Finanzumfeld beschränkt sich keinesfalls auf den Zahlungsverkehr. Dem Internet ist es gelungen, andere Bereiche erfolgreich zu erschließen. Dies trifft ganz besonders für den Bereich der Geldanlage zu.

    Früher mussten Verbraucher relativ große Einschränkungen in Kauf nehmen, wollten sie ihre Ersparnisse in Wertpapiere investieren. Ganz egal ob sie in Aktien, Anleihen oder Fondsanteile handeln wollten: Sie mussten einen Termin bei ihrem Bankberater vereinbaren und diesen mit der jeweiligen Transaktion beauftragen. Somit dauerte es lange, bis Transaktionen ausgeführt wurden und gleichzeitig konnten die Banken satte Gebühren abrechnen.

    Heute ist die Situation eine vollkommen andere. Onlinebroker haben den Banken ganz erhebliche Marktanteile abgenommen. Hierfür zeigen sich im Wesentlichen zwei Gründe verantwortlich. Zum einen haben sie den Handel mit Wertpapieren maßgeblich beschleunigt. Private Anleger haben einen deutlich besseren Überblick über die Geschehnisse am Markt und können ihre Orders kurzfristig ausführen.

    Beim zweiten Grund handelt es sich um einen Kostenvorteil. Die Gebühren für die Ausführung einzelner Trades sind rapide gesunken. Die Folge ist eine spürbare Steigerung der Rendite. Allerdings ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass die Gebühren je nach Onlinebroker stark schwanken können. Wer Aktien oder andere Wertpapiere online handeln möchte, sollte sich deshalb Zeit nehmen und die Konditionen der einzelnen Broker vergleichen.

    Finanzierungen sind das nächste große Thema

    Die Bereiche Geldanlage und Zahlungsverkehr wurden vom Internet stark beeinflusst. Aber damit ist noch lange nicht Schluss. Startups aus der Finanzbranche, sogenannte Fintechs, haben längst einen neuen Markt ins Auge genommen, nämlich den Bereich der Finanzierungen.

    Obwohl das Internet die Aufnahme von Krediten bereits maßgeblich beschleunigt hat, werden die vorhandenen Möglichkeiten noch lange nicht ausgenutzt. Noch immer dauert es vergleichsweise lange, bis Banken eine Kreditentscheidung getroffen und ihre Darlehen ausgezahlt haben. Aber auch dies könnte sich bald ändern. Bereits jetzt gibt es Startups, die neue Möglichkeiten der Bonitätsbewertung entwickeln. Dann wäre es möglich, Kreditentscheidungen innerhalb von Sekunden zu treffen und Kreditbeträge womöglich unmittelbar per PayPal auszuzahlen.

    Kalenderblatt - 15. Oktober

    1815 Ankunft Napoleons I. am Ort seiner zweiten und endgültigen Verbannung, der Insel St. Helena im mittleren Atlantik.
    1894 Verhaftung des französischen jüdischen Hauptmanns Alfred Dreyfus unter Anklage des Hochverrats. Die Affäre um ihn führt zu schweren Erschütterungen der Dritten Republik.
    1923 Die deutsche Reichsregierung ergreift erste Maßnahmen zur Überwindung der Inflation, nachdem auf den Devisenbörsen ein Dollar vier Milliarden Mark kostet.