Wie Pseudoverlage mit Autoren-Träumen spielen

    Aus WISSEN-digital.de

    Slogans wie „Verlag sucht Autor“ sind verräterisch, denn schon hier offenbart sich das Geschäftsmodell von sogenannten Pseudo- und Zuschussverlagen: Sie finanzieren sich durch die Autoren selbst, nicht durch den Verkauf ihrer Bücher. Denn ein seriöser Verlag sucht in erster Linie Buchkäufer, die man mit Buch-Werbung ansprechen will. Daher fließen Werbemillionen im Normalfall in Werbung für Bücher, nicht in die Suchanzeigen für Manuskripte unbekannter Autoren. Trotzdem fallen besonders unerfahrene Autoren und Hobbyschriftsteller immer wieder auf die vielversprechenden Angebote von Pseudo- und Zuschussverlagen herein.

    Das Geschäftsmodell basiert auf der Umkehrung des Verlagsprinzips: Anstatt für sein Manuskript Geld zu bekommen, soll der Autor für eine Veröffentlichung zahlen. Dabei kommt das Wort "Verlag“ ursprünglich von "vorlegen“. Bis das Buch auf dem Markt ist, entstehen dem Verlag normalerweise Kosten, die er vorlegt. Durch den Buchverkauf soll das Geld später wieder eingenommen werden, das wirtschaftliche Risiko trägt der Verlag dabei allein.

    Pseudoverlage hingegen lassen den Autoren alle Kosten übernehmen, von der Sichtung des Manuskripts bis zu den Werbemaßnahmen. So übertragen sie das gesamte wirtschaftliche Risiko auf den Autor. Die nur wenig bessere Alternative bieten Druckkostenzuschussverlage (kurz: DKZV): Sie wälzen den Großteil der Kosten auf den Autor ab und teilen sich so das unternehmerische Risiko. Letztendlich unterscheiden sich beide Formen jedoch kaum.

    Derartige Verlage bieten eine konkrete Dienstleistung und verlangen dafür Geld – wo liegt nun also das Problem? Mangelnde Gegenleistungen wie schlechte oder gänzlich fehlende Lektorierung sind noch die geringsten Ärgernisse, mit denen der Autor zu kämpfen hat. Das eigentliche Problem liegt darin, dass Bücher, die auf eigene Kosten produziert wurden, im professionellen Literaturbetrieb nicht anerkannt werden. Keine renommierte Zeitung würde über so ein Buch eine Rezension schreiben und Bücher, die nicht bekannt sind, verkaufen sich auch nicht.

    Zudem stellt sich oftmals überhaupt erst im Nachhinein heraus, dass man für eine Veröffentlichung zahlen muss. Die Gründe sind stets dieselben: Die Verlagsressourcen seien ausgeschöpft. Mit offenen Karten wird nie gespielt. Auch schmücken sich die Verlage oftmals unrechtmäßig mit renommierten Namen, um neue Autoren zu ködern, was nicht selten in einem Rechtsstreit endet.

    Hinzu kommt, dass die Auswahl der Werke unabhängig von der Qualität erfolgt. Noch bevor das Manuskript gelesen wurde, erhält der Autor höchstes Lob für sein Werk, bestehend aus hohlen Floskeln. Völlig ungeachtet wie gut das Manuskript tatsächlich ist. Die meisten Hobbyautoren freuen sich über eine Zusage riesig, solange bis in einem Unterpunkt des Vertrages der Kostenvoranschlag auftaucht. Noch schlimmer ist der Fall, wenn das Geschriebene tatsächlich gut ist, denn der Autor verpulvert mit so einer Veröffentlichung sein Werk unter Wert.

    Letztendlich muss sich jeder Schreibende selbst die Frage beantworten, ob es sich lohnt, um jeden Preis veröffentlicht zu werden.

    Kalenderblatt - 19. April

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