Unabhängigkeitskrieg der nordamerikanischen Kolonien

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    Unabhängigkeitskrieg der nordamerikanischen Kolonien gegen das britische Mutterland 1775-1783.

    Ursachen: freiheitliches Selbstbewusstsein der Kolonisten (besonders in den "Freibriefkolonien" mit verbürgten Privilegien), gesteigert durch ihren Beitrag zum Sieg über Frankreich im Siebenjährigen Krieg (Frankreich musste 1763 Kanada und Louisiana westlich des Mississippi an England abtreten); nachdem so der militärische Druck Frankreichs von den Kolonien genommen war, verminderte sich das Bedürfnis nach Anlehnung an das Mutterland; statt Anerkennung der neuen Sachlage durch England (wo unter Georg III. eine reaktionäre hochkirchlich-royalistische Strömung bestimmend wurde) fortgesetzte Verletzung der Interessen und Gefühle der Kolonisten, besonders durch wirtschaftlich-politische Maßnahmen zugunsten des Mutterlands im Geist des Merkantilismus und des mit ihm verbundenen Kolonialsystems, das in Kolonien nur Ausbeutungsobjekte sah und dadurch ihre wirtschaftliche Eigenentwicklung abdrosselte; im Fall Nordamerikas: strikte Anwendung der Navigationsakte, Erhebung von Eingangszöllen (1764 Zuckerzoll), direkte Besteuerung durch die Stempelakte 1765 (d.h. Steuer auf den ganzen Geschäftsverkehr); dagegen wachsender Widerstand der Kolonisten, z.T. versteckt (Schmuggel; Betrieb verbotener Gewerbe); z.T. offen (1765 Stempelsteuerkongress in New York); Hauptstreitpunkt: Besteuerung durch das britische Parlament, von den Kolonisten scharf abgelehnt unter Berufung auf die königlichen Freibriefe und (zusehends nachdrücklicher) auf das Naturrecht und (daraus abgeleitet) die Volkssouveränität; Fürsprecher der Kolonien in London außer Franklin der greise W. Pitt (d.Ä.); zunächst kein offener Bruch, da die Mehrheit der Kolonisten loyal britisch gesinnt war; doch nach Aufhebung der Stempelsteuer (1766) erneute Verschärfung der Lage durch noch strengere Anwendung der Zollgesetze, verstärkte Agitation der Radikalen, an der Spitze Samuel Adams; Erbitterung über die Einquartierung britischer Truppen in Boston, dem Hauptherd des Widerstands (1768 "Boston Massacre"); nach Abbau der Zollgesetze Streit um den auch weiterhin geforderten Teezoll, der zum Kampf um das Prinzip wurde; Boykott britischer Waren, Unterstützung des aufsässigen Massachusetts durch Virginia, Bildung von "Korrespondenzausschüssen" zwecks gemeinsamen Widerstands; 1773 "Bostoner Teesturm" (Versenkung einer Schiffsladung von zollfrei, d.h. zum Schaden der zollzahlenden amerikanischen Kaufleute eingeführtem Tee der britischen Ostindienkompanie); Militärdiktatur des britischen Gouverneurs General Gage in Massachusetts; dagegen Einberufung eines revolutionären Provinzkonvents, Aufstellung von Milizen, 1774 Zusammentritt des 1. Kontinentalkongresses in Philadelphia (= Nationalversammlung). Bei der Unnachgiebigkeit Englands und nach dem ersten blutigen Zusammenstoß zwischen Kolonialmiliz und britischen Truppen bei Lexington 1775 Ausbruch des offenen Konflikts; offizielle Kriegserklärung Englands beantwortet mit der Unabhängigkeitserklärung der (zunächst 13) Vereinigten Staaten von Amerika 1776; propagandistisch vorbereitet durch die berühmte Flugschrift "Common Sense" (Gesunder Menschenverstand) des Thomas Paine, ausgearbeitet von Thomas Jefferson, abgeleitet aus dem Naturrecht und der europäischen Lehre vom Gesellschaftsvertrag, besonders von Locke, verbunden mit der Erklärung der Menschenrechte. Behauptung der Unabhängigkeit gegen die überlegene britische Armee und Flotte war das Verdienst Washingtons, des Schöpfers der nordamerikanischen Nationalarmee (aus Milizen), an dessen Seite sich besonders der Deutsche Steuben und der Franzose Lafayette auszeichneten, und Franklins, der nach der Kapitulation einer britischen Armee bei Saratoga das Bündnis mit Frankreich zustande brachte (auch Spanien und Holland auf Seiten der Kolonisten); erst nach schwerer militärischer Krise 1781 Wendung zugunsten der Amerikaner. Der Unabhängigkeitskrieg war mit der Kapitulation eines britischen Korps bei Yorktown entschieden; der junge Staatenbund stand am Rand der Erschöpfung und Auflösung (70 000 Tote bei drei Millionen Einwohnern), als 1783 im Frieden von Versailles die Unabhängigkeit anerkannt wurde.