Syrien Geschichte

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    Frühgeschichte und Antike

    Das Gebiet des heutigen Syrien war vermutlich bereits ab dem 8. Jahrtausend v.Chr. besiedelt. Etwa ab der Mitte des 3. Jahrtausends v.Chr. wanderten allmählich semitische Volksstämme von der Arabischen Halbinsel ein (Kanaaniter, Amoriter, Aramäer). Durch seine Lage zwischen den frühen Hochkulturen Mesopotamien (Zweistromland, heute Irak) und Ägypten war das Gebiet Jahrhunderte lang Streitobjekt. Trotz wechselnder Fremdherrschaft entwickelten sich ab 3000 v.Chr. auf dem Gebiet des heutigen Syrien mehrere Stadtstaaten wie z.B. Aleppo in Nordsyrien und Ugarit im Nordwesten.

    Einer Fremdherrschaft der Akkadier aus Nordbabylonien folgte um 2000 v.Chr. das Reich der Amurru (Amoriter). Im 2. Jahrtausend v.Chr. war Syrien zwischen Ägyptern und Hethitern umkämpft. Nach dem Verfall der beiden Großreiche ab 1220 v.Chr. stiegen die Assyrer aus Mesopotamien allmählich zur führenden Macht in Vorderasien auf. 732 v.Chr. wurde das um 2500 v.Chr. gegründete Königreich Damaskus von ihnen erobert. Den assyrischen Herrschern folgten die Babylonier, die um 539 v.Chr. vom persischen Achämenidenkönig Kyros II. vertrieben wurden.

    Im 4. Jahrhundert v.Chr. eroberte Alexander der Große fast das gesamte Perserreich, zu dem auch Syrien gehörte. Nach Alexanders Tod wurde das ehemalige Perserreich unter seinen Diadochen (Nachfolgern) Ptolemaios und Seleukos aufgeteilt. Syrien gehörte zusammen mit Kleinasien und Mesopotamien zum Seleukidenreich (nach dem Herrscher Seleukos I. Nikator). Kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Ptolemäern und den aus Nordosten einfallenden Parthern folgten Kämpfe mit den Römern, die ihren Einflussbereich ausweiten wollten. 64 v.Chr. wurde Syrien als letzter Teil des Seleukidenreiches von den Römern erobert und zur Provinz "Syria". Durch die reichen Handelsstädte an der Küste (z.B. Tripolis und Berytus) wurde Syria zu einer der wohlhabendsten römischen Provinzen.

    Nach der Teilung des Römischen Reiches 395 n.Chr. wurde Syrien Teil des Byzantinischen Reiches und von Konstantinopel (Byzanz) aus verwaltet. Im 7. Jahrhundert wurde das Gebiet von den islamischen Arabern unter dem zweiten Kalifen Omar I. erobert. Unter dem Kalifen Muawiya ibn Abi Sufyan, dem Begründer der Omaijaden-Dynastie, wurde Damaskus zum politischen Zentrum des arabischen Weltreiches. Mitte des 8. Jahrhunderts übernahmen die sunnitischen Abbasiden die Macht und verlegten das Zentrum nach Bagdad (heute Hauptstadt des Irak). In den nächsten zwei Jahrhunderten wurde Syrien zunächst von den auch über Ägypten herrschenden Tuluniden, dann von den Fatimiden beherrscht.

    1076 eroberten die Seldschuken, ein islamisches Turkvolk, die syrischen Gebiete. Ihre Machtausdehnung löste die Züge der christlichen Kreuzritterbewegung aus, deren Ziel eine Befreiung des "Heiligen Landes" (Palästina) aus den Händen der Ungläubigen war. Sie eroberten Teile Syriens und Palästinas, konnten diese aber auf Dauer nicht halten. Im 13. Jahrhundert eroberten die Mongolen fast ganz Vorderasien, wurden aber ihrerseits von den türkisch-stämmigen Mamelucken aus Syrien vertrieben. Auch die Kreuzfahrer mussten den Mamelucken ihre letzten Besitzungen in Syrien und Palästina überlassen und sich zurückziehen (1290/91 Fall von Akkon).

    1517 wurde Syrien durch den osmanischen Sultan Selim I. erobert, der die Mamelucken endgültig vertrieb. Damit wurde das Gebiet Teil des osmanischen Großreichs, die osmanischen (türkischen) Kalifen waren sowohl weltliches als auch geistliches Oberhaupt der Muslime.

    19. Jahrhundert

    Unabhängigkeitsbewegungen arabischer Nationalisten, wie sie im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden, wurden von osmanischen Truppen schnell unterdrückt. Im Ersten Weltkrieg kämpften die arabischen Nationalisten an der Seite Großbritanniens gegen das Osmanische Reich, das sich mit Deutschland und Österreich-Ungarn verbündet hatte. Im Gegenzug sicherte Großbritannien seine Unterstützung bei der Errichtung eines großarabischen Reiches zu. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die europäischen Mächte aber bereits über eine Aufteilung des Osmanischen Reiches nach dem Krieg geeinigt. Vorgesehen war eine Abspaltung des überwiegend von Christen besiedelten Libanon von Syrien und die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Teil.

    Im März 1920 erklärte der ein Jahr zuvor gewählte "Syrische Kongress" die Unabhängigkeit des "Vereinigten Königreiches Syrien", das auch den Libanon und Palästina umfasste. Dennoch wurden die einzelnen Gebiete zu Mandatsgebieten des Völkerbundes erklärt. Während Großbritannien Palästina und Mesopotamien (Irak) verwaltete, erhielt Frankreich das Mandat über Syrien und den Libanon. In Syrien kam es nach der Aufteilung zu Unruhen und Aufständen, gefordert wurde ein unabhängiger Staat unter Einschluss des gesamten Libanon. In den 20er Jahren erhielt Syrien eine eigene Verfassung und mehr Selbstverwaltung.

    Unabhängigkeit und Nahost-Konflikt

    1938 lehnte die französische Nationalversammlung die zugesicherte Unabhängigkeit Syriens in Anbetracht des drohenden Krieges in Europa ab. 1943 wurde in Syrien nach Parlamentswahlen eine nationale Regierung gebildet, bereits 1941 war die Unabhängigkeit der Republik Syrien proklamiert worden, doch de facto stand das Land noch unter französischer Verwaltung. Erst auf internationalen Druck hin verzichtete Frankreich auf eine Verlängerung des Mandats und begann mit dem Truppenabzug. 1945 gehörte Syrien sowohl zu den Gründungsstaaten der "Arabischen Liga" als auch der UNO. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verließen die restlichen französischen Soldaten Syrien, das nun die volle Souveränität erlangte.

    Im 1. Israelisch-Arabischen Krieg 1948/49 versuchte Syrien gemeinsam mit dem Irak, Jordanien, dem Libanon und Ägypten erfolglos, die Gründung des neu entstandenen Staates Israel zu verhindern. Ende der 1940er Jahre wurde die gewählte Regierung durch einen Militärputsch gestürzt, innenpolitische Krisen erschütterten das Land. Soziale Spannungen zwischen ethnischen und religiösen Gruppierungen und Rivalitäten zwischen den einzelnen politischen Parteien führten auch in den 1940er und 1950er Jahren immer wieder zu Unruhen und mehreren Putschen.

    1958 beschlossen Syrien und Ägypten einen Zusammenschluss zur "Vereinigten Arabischen Republik" (VAR). Nach einem erneuten Putsch in Syrien, das innerhalb der VAR zunehmend an Einfluss verlor, erklärte die neue Führung die Union mit Ägypten 1961 wieder für beendet. In Damaskus wurde die "Arabische Republik Syrien" ausgerufen.

    1963 kam die bereits 1943 gegründete, arabisch-sozialistische Baath-(Wiedergeburts-)Partei durch einen Putsch an die Macht und bildete den "Nationalen Rat des Revolutionskommandos". Im 3. Israelisch-Arabischen Krieg 1967 (so genannter Blitzkrieg) verlor Syrien die Golanhöhen an Israel, die bis heute besetzt sind.

    Im November 1970 übernahm General Hafiz Al-Assad, Mitglied der alawitischen Minderheit in Syrien, durch einen unblutigen Putsch die Macht in Syrien. Ihm gelang eine innenpolitische Stabilisierung des Landes, indem er die ideologischen Konflikte innerhalb der Baath-Partei zugunsten einer gemäßigten Politik zurückdrängte. Assad versuchte die Beziehungen zu den umliegenden arabischen Staaten und die wirtschaftliche Situation des Landes durch eine liberale Wirtschaftspolitik zu verbessern. 1973 wurde eine neue Verfassung angenommen, die Syrien als einen "demokratisch-sozialistischen Volksstaat" erklärte und bis heute gültig ist.

    1973 erlitt Syrien erneut eine Niederlage im so genannten Jom-Kippur-Krieg gegen Israel. 1976 griffen syrische Truppen in den Bürgerkrieg im Libanon ein, und syrische Truppen verblieben auch weiter im Land als anerkannte "Ordnungsmacht" (Abkommen von Taif 1989). Als Ägypten 1977 Friedensverhandlungen mit Israel aufnahm, führte das zu erneuten Spannungen zwischen Ägypten und Syrien. Im 2. Golfkrieg 1990/91 beteiligte sich Syrien an der antiirakischen Koalition, die unter US-amerikanischer Führung das Emirat Kuwait von der irakischen Besetzung befreite.

    Neue Verhandlungen mit Israel

    Hafiz Al-Assad wurde wiederholt im Amt des Staatspräsidenten bestätigt. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre signalisierte er erstmals seine Bereitschaft, mit Israel über einen Frieden zu verhandeln. Voraussetzung für jegliche Abkommen aber war die Rückgabe der 1967 von Israel besetzten und 1981 annektierten Golan-Höhen. Daran scheiterten wiederholt die immer wieder aufgenommenen Gespräche.

    Im Juli 2000 übernahm Baschar al-Assad das Amt seines verstorbenen Vaters als neuer Präsident Syriens. Er stellte umfassende Wirtschafts- und Verwaltungsreformen in Aussicht und strebte eine Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten Irak und Jordanien sowie einen dauerhaften Frieden mit Israel an. Auch er bestand auf der vollständigen Rückgabe der von Israel besetzten Golanhöhen. 2003 wurde von syrischer Seite der Wille zu erneuten Verhandlungen mit Israel bekundet. Trotz einer vorsichtigen liberalen Öffnung des Landes unter Baschar al-Assad ist eine Demokratisierung im westlichen Sinne nicht zu erwarten. Die langjährige Besetzung des Libanons mit der Begründung, diesen vor Israel zu schützen, wurde unter Baschar al-Assad teilweise aufgehoben. Die Beziehungen zu den westlichen Ländern, insbesondere zu den USA, sind weiterhin schwierig; Gründe sind die Unterstützung von Terroristen und die mangelnde Aufklärung am Mord des ehemaligen syrischen Premierministers Hariri.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.