Stefan George

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    deutscher Schriftsteller; * 12. Juli 1868 in Büdesheim, † 4. Dezember 1933 in Minusio bei Locarno


    Stefan George zählt zu den Klassikern der modernen Literatur. Als Autor symbolistischer, formenstrenger Lyrik, in frühen Werken einem "L'art pour I'art"-Prinzip verpflichtet, kündete der Vertreter einer konsequenten Kleinschreibung in späteren Büchern vom Heraufkommen eines "neuen heroischen Zeitalters" ("Das Neue Reich", 1928).

    Seit 1893 hatte George einen Kreis von Freunden und Schülern um sich geschart, zu dem zeitgenössische Literaten und einflussreiche Geisteswissenschaftler stießen. In der Diskussion über ästhetische und kulturpolitische Fragen entwickelte sich hier zusehends völkisches und antisemitisches Gedankengut; von seinem antirepublikanisch gesinnten Kreis ausgehend, erhoffte sich George eine Erneuerung des "geistigen deutschlands" als Grundlage für ein "reich des geistes". Durch sein Werk und über seine Anhänger hatte George nachhaltig zur Verbreitung einer "Führer-und-Reich"-Ideologie im deutschen Bürgertum beigetragen, lehnte aber 1933 die ihm angetragene Präsidentschaft der Preußischen Dichterakademie wegen mangelnder Übereinstimmung mit der "ordinären" Diktatur ab und ging ins Exil. Obwohl das Propagandaministerium einen (nur 1934 verliehen) "Stefan-George-Preis" stiftete, fanden dessen Vorstellungen bei den Nationalsozialisten letztlich nur eingeschränktes Interesse. Zunehmend deutlich sahen Georges Anhänger den Widerspruch zwischen ihren elitären, aristokratischen Vorstellungen von einem Neuen Reich und der politischen Wirklichkeit. Als konservative Kritiker des Dritten Reichs mussten einige von ihnen ins Exil fliehen, andere kamen im KZ um oder schlossen sich, wie Graf Stauffenberg, dem Widerstand an.