Saint Kitts and Nevis Geschichte

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    Entdeckung durch die Europäer

    Als Christoph Kolumbus die beiden Inseln auf seiner zweiten "Westindien"-Fahrt (1493-96) entdeckte, waren sie von Angehörigen des kriegerischen Volksstammes der Kariben besiedelt. Die größere der beiden Inseln nannte er zu Ehren des Schutzheiligen der Reisenden "St. Christopher", die kleinere erhielt den Namen "Las Nieves" (Schnee) aufgrund des hochaufragenden, in Nebel gehüllten Vulkankegels.

    Kampf um die Vorherrschaft

    Eine Besiedelung der Inseln durch die Briten begann im 17. Jh., die erbitterten Widerstand leistenden Kariben wurden vertrieben und teilweise als Sklaven verkauft. Auf St. Christopher (fortan auch St. Kitts genannt) entstanden 1623 erste britische Siedlungen, nur wenig später gründeten Franzosen die Niederlassung Basseterre, die heutige Hauptstadt des Inselstaates. Auf dem Brimstone Hill, einem erloschenen Vulkan, erbauten die Briten eine mächtige Festung, deren Reste heute noch zu sehen sind. Las Nieves wurde wenig später ebenfalls besiedelt, der spanische Name wurde gemäß der britischen Sprache in "Nevis" umgewandelt.

    Beide Großmächte begannen mit dem Anlegen von Zuckerrohrplantagen, für deren Bewirtschaftung schwarze Sklaven aus Afrika auf die Inseln gebracht wurden. Wie auch um die anderen Antillen-Inseln entbrannten zwischen Frankreich und Großbritannien der Kampf um den Besitz von St. Christopher and Nevis, den die Briten im 18. Jh. für sich entscheiden konnten. 1783 wurde im Vertrag von Paris der Status der beiden Inseln als britische Kolonien festgehalten.

    Britische Kolonie

    Nachdem Großbritannien 1834/38 die Sklaverei in seinen Kolonien abgeschafft hatte, mussten durch den entstehenden Arbeitskräftemangel Vertragsarbeiter aus Asien (überwiegend aus Indien und China) auf die Insel geholt werden. Dadurch verringerten sich die bis dahin beträchtlichen Gewinnspannen beim Handel mit Zuckerrohr.

    1816 bis 1871 wurden St. Christopher and Nevis gemeinsam mit der Insel Anguilla und den britischen Virgin Islands verwaltet. 1871 wurden die beiden Inseln der britischen Kronkolonie der Leeward Islands angegliedert, die den nördlichen Teil der Inseln über dem Winde umfassten.

    1958 bis 1962 gehörten St. Christopher and Nevis zur von Großbritannien gegründeten Westindischen Föderation, 1967 wurden sie gemeinsam mit der Insel Anguilla im Zuge der Entkolonialisierung zu assoziierten Staaten Großbritanniens und erhielten damit die innere Autonomie. Anguilla wehrte sich gegen den Führungsanspruch der Insel St. Christopher und unterstellte sich Anfang der 1970er Jahre wieder direkt der britischen Krone.

    Unabhängiger Staat

    St. Christopher and Nevis wurden am 19. September 1983 von Großbritannien als parlamentarische Monarchie innerhalb des britischen Commonwealth of Nations in die Unabhängigkeit entlassen. Damit blieb die britische Monarchin Elisabeth II. das Staatsoberhaupt des Inselstaates und wurde dort durch einen Generalgouverneur vertreten. Nevis erhielt per Verfassung eine eigene Nationalversammlung. Noch im gleichen Jahr wurde der Staat als 154. Mitglied iin die UNO aufgenommen. Im Mai 1987 wurde der Staatsname offiziell in "St. Kitts and Nevis" geändert.

    Als dominante politische Partei hatte sich die "People's Aktion Movement" (PAM) etabliert, die bis 1995 den Premierminister als Regierungschef des Landes stellte. Bei den Parlamentswahlen im Juli 1995 gewann die linksgerichtete "Labour Party" die Mehrheit der Stimmen und ihr Führer Denzil Douglas wurde neuer Premier und Außenminister des Inselstaates.

    Auf Nevis wurde 1988 die Partei "Concerned Citizen Movement" (CCM) gegründet, die bei den Wahlen zur eigenen Nationalversammlung 1992 drei der insgesamt fünf Sitze errang. Vermehrt wurden Stimmen laut, die die Unabhängigkeit der kleinen Insel von St. Kitts forderten. Ein entsprechendes Referendum scheiterte 1998.

    Bei Parlamentswahlen im März 2000 wurden die regierende "Labour Party" und damit Denzil Douglas als Premierminister bestätigt.

    Wie auch andere Kleinstaaten versuchte die Regierung von St. Kitts and Nevis, durch günstige Steuern ausländische Investoren ins Land zu holen. Rund 17 500 internationale "Briefkastenfirmen" ließen den Inselstaat Ende 2000 auf der so genannten "Schwarzen Liste" der OECD (Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) als eines der Länder erscheinen, denen mangelnde Kooperation bei der Bekämpfung der Geldwäsche oder unlautere Steuerpolitik vorgeworfen wurde.