Südkorea Geschichte

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    Anfänge

    Bereits im 3. Jt. v.Chr. war das Gebiet des heutigen Nord- und Südkorea von tungusischen Stämmen besiedelt, die zu den mongoliden Völkern gehörten und vermutlich aus dem nordöstlichen Asien stammten. Legenden berichten vom Reich Choson, das bereits im 3. Jt. existiert haben soll, für das es jedoch Nachweise erst aus dem 4. Jh. v.Chr. gibt. Im 2. Jh v.Chr. wurde ein Großteil des heutigen Nord- und Südkorea Teil des chinesischen Kaiserreiches. Nur im Süden der koreanischen Halbinsel blieben eine Reihe von eigenständigen Kleinstaaten bestehen.

    Als zu Beginn der christlichen Zeitrechnung die Macht der in China herrschenden Han-Dynastie abnahm, bildeten sich auf koreanischem Gebiet drei Reiche heraus: im Norden das Reich der Koguryo, in der Mitte der Halbinsel das Paekche-Reich und im Süden das Reich der Silla. In den hochentwickelten Reichen wurde unter anderem die chinesische Zeichenschrift verwendet, der Buddhismus und der Konfuzianismus wurden im Laufe der nächsten Jahrhunderte zu den bestimmenden religiösen Richtungen.

    Im 7. Jh n.Chr. wurden unter Vorherrschaft des Silla-Reiches die drei Reiche zu einem Großreich vereint, das die gesamte koreanische Halbinsel umfasste und das unter der Oberhoheit Chinas stand, jedoch praktisch unabhängig war. Nach Thronstreitigkeiten und Bauernaufständen zerfiel das Großreich um 900 wieder in die drei Einzelreiche. Koguryo im Norden wurde 918 in Koryo umbenannt und unterwarf die anderen Teilstaaten. Das neue Großreich unter der Wang-Dynastie wurde von China 939 als unabhängig anerkannt. Der Buddhismus wurde Staatsreligion.

    1231 wurden das Reich Koryo und die gesamte koreanische Halbinsel von Mongolen besetzt (die ihren Siegeszug anschließend nach Nord- und Südchina fortsetzten). Ab 1280 war Koryo Teil des chinesischen Kaiserreiches, das von der mongolischen Yuan-Dynastie geführt wurde. Der Buddhismus wurde verboten und vom Konfuzianismus abgelöst.

    Nach dem Niedergang der Yuan-Dynastie (1368) folgte in China die Ming-Dynastie (bis 1644), die starken Einfluss auf Korea hatte. 1392 gelang es in Korea dem General Yi Sungye, den letzten Herrscher der Wang-Dynastie zu stürzen und selbst als König Yi Taejo die Yi-Dynastie zu begründen. Die 1096 gegründete Stadt Hanyang (heute: Seoul) wurde die Hauptstadt des neuen koreanischen Reiches.

    Ende des 16. Jh.s konnte sich das koreanische Reich, das inzwischen ungefähr die Ausdehnung des heutigen Nord- und Südkorea erreicht hatte, erfolgreich gegen den Versuch einer japanischen Invasion wehren (1592-98). 1627 wurde Korea durch das Volk der Mandschu unterworfen, die ab 1644 als Qing-Dynastie (auch: Mandschu-Dynastie) auch über China herrschten. Die in Korea herrschende Yi-Dynastie wurde der Mandschu-Dynastie tributpflichtig. Um den Einfluss von Fremdmächten möglichst zu minimieren, versuchten die koreanischen Herrscher ab diesem Zeitpunkt, das eigene Land vollständig nach außen abzuschotten. Trotz dieser Abgrenzung gelangten allerdings zunehmend westliche Einflüsse in Form von Missionaren ins Land, die den christlichen Glauben mit sich führten.

    Japanische Vorherrschaft

    Die Isolation Koreas endete mit dem "Kanghwado"-Vertrag von 1876, in dem Japan das Land zur Öffnung einiger Häfen für japanische Schiffe zwang. Ähnliche Verträge musste das Land mit den USA (1882), Großbritannien (1883) und dem Deutschen Reich (1884) abschließen. Zunehmend verfiel die Macht des Königshauses in Korea und das Land wurde durch innere Krisen erschüttert. Den 1. chinesisch-japanischen Krieg (1894/95), in dem es um die Vorherrschaft in Korea ging, konnte Japan für sich entscheiden. Offiziell blieb das koreanische Königreich unabhängig, de facto wurde es jedoch von Japan kontrolliert. Um dem Einfluss des aufstrebenden Japan zu entkommen, knüpfte die koreanische Führung Kontakte zum zaristischen Russland, doch nachdem Russland im russisch-japanischen Krieg (1904/05) unterlag, wurde das Land offiziell japanisches Protektorat.

    1910 erklärte Japan Korea unter dem Namen Chôsen zur japanischen Kolonie (Generalgouvernement). In den folgenden Jahren wurde die Industrialisierung des Landes in großen Schritten vorangetrieben, ebenso wie die Modernisierung der Landwirtschaft und die Erschließung der Bodenschätze: Korea diente dem rohstoffarmen Japan als Lieferant für wertvolle Rohstoffe, die koreanische Bevölkerung profitierte von der wirtschaftlichen Entwicklung allerdings nicht. Die japanischen Besatzer unterdrückten die Kultur und Traditionen der Bevölkerung bis hin zum Verbot der koreanischen Sprache (1939).

    Aufstände gegen die Besatzer wie z.B. 1919 führten zu einer vorübergehenden Liberalisierung, die aber nicht von Dauer war. In Shanghai bildete sich ab 1919 unter der Führung von Syngman Rhee eine Exilregierung ("Gruppe Shanghai"). Ab 1934 versuchten kommunistische Partisanengruppen unter der Führung von Kim Il Sung ("Irkutsk-Gruppe"), den Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen.

    Koreakrieg

    Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg endete die japanische Besatzungszeit 1945. Gemäß den Vereinbarungen der Siegermächte wurde Korea entlang des 38. Breitengrades zunächst geteilt, sowjetische Truppen besetzten den nördlichen, US-amerikanische Truppen den südlichen Teil des Landes. Die UNO beschloss freie Wahlen für ganz Korea mit dem Ziel einer Wiedervereinigung, doch der Ausbruch des Kalten Krieges zwischen den beiden Supermächten USA und Sowjetunion verhinderten dies. Im August 1948 wurden im amerikanisch besetzten Südkorea Wahlen zur Nationalversammlung abgehalten, die vom nördlichen Landesteil und von den kommunistischen Gruppierungen boykottiert wurden. Der neu gewählte Staatspräsident Syngman Rhee rief am 15. August 1948 die Republik Korea aus. Nur wenige Wochen später verließen die US-Truppen das Land. Im September 1948 wurde in Nordkorea die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen mit dem Vorsitzenden der "Kommunistischen Partei der Arbeiter Koreas" (PdAK) an der Spitze, Kim Il Sung.

    Im Juni 1950 brach der Korea-Krieg aus, nachdem Nordkorea den südlichen Teil des Landes angegriffen hatte, um eine Wiedervereinigung zu erzwingen. Mit Hilfe von UN-Truppen unter der Führung der USA gelang es Südkorea, die nordkoreanischen Truppen wieder hinter die Demarkationslinie zurückzudrängen und nun ihrerseits in nordkoreanisches Gebiet vorzudringen. Im Oktober 1950 eroberten die UN-Truppen die nördliche Hauptstadt Pjöngjang. Daraufhin griff China, das bereits vorher die UN vor dem Überschreiten der Demarkationslinie gewarnt hatte, in den Konflikt ein und entsandte Truppen. Im Juni 1951 begannen erste Waffenstillstandsverhandlungen, doch erst im Juli 1953 kam es zur Unterzeichnung eines Abkommens, in dem eine vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone entlang des 38. Breitengrades beschlossen wurde. Rund 2,5 Millionen Menschen hatten in den Kriegswirren ihr Leben verloren.

    Nachkriegszeit

    Nach dem Koreakrieg sicherte sich Südkorea durch ein Verteidigungsabkommen die militärische Unterstützung der USA für den Fall eines erneuten Angriffs. Die Vereinigten Staaten leisteten auch finanzielle Hilfe beim Wiederaufbau des vom Krieg zerstörten Landes. Der südkoreanische Staatspräsident Syngman Rhee regierte zunehmend diktatorisch und versuchte, die oppositionellen Bewegungen im Land zu unterdrücken. Studentenunruhen und Demonstrationen führten im April 1960 dazu, dass Syngmann Rhee vom Amt des Präsidenten zurücktreten und ins Exil gehen musste. Es wurde ein parlamentarisches System eingeführt und die Zweite Republik ausgerufen. Doch schon nach einem Jahr beendete ein Militärputsch die junge Demokratie, die Verfassung des Landes wurde aufgehoben und ein Oberster Rat für den nationalen Wiederaufbau übernahm die Macht in Südkorea. In der Dritten Republik (ab Dezember 1963) übernahm wieder ein Staatspräsident die politische Macht (General Park Chung Hee), der mit Unterstützung der USA ebenfalls annähernd diktatorisch regierte. Nach Park Chung Hees Ermordung im Oktober 1979 führte sein Nachfolger Choi Kyu Ha (und ab 1980 Chun Doo Hwan) dessen Regierungsstil fort. Oppositionelle Bewegungen wurden mit Waffengewalt unterdrückt.

    Demokratischer Staat

    Erst 1988 führten schwere Unruhen im Land zu freien Parlamentswahlen und zur Direktwahl des Präsidenten. Die Zerstrittenheit der Oppositionsparteien führte dazu, dass diese keinen Gegenkandidaten aufstellten, so wurde der Führer der Regierungspartei DJP, Roh Tae-Woo, neuer Staatspräsident Südkoreas. Im gleichen Jahr fanden in Seoul die XXI. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit statt.

    Anfang der 90er Jahre wurden beide koreanische Staaten in die UNO aufgenommen. Gleichzeitig unterschrieben die Staatschefs beider Landesteile einen Nichtangriffspakt. 1992 nahm Südkorea die diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China wieder auf (bis zu diesem Zeitpunkt hatte Südkorea die Regierung von Taiwan als die rechtmäßige chinesische Führung anerkannt).

    Im Februar 1993 wurde der Vorsitzende der "Demokratischen Freiheitspartei" (DLP), Kim Young Sam, erstes ziviles Staatsoberhaupt von Südkorea seit 1960. Er leitete Wirtschaftsreformen ein, verkündete seinen Willen zur Wiedervereinigung mit Nordkorea (bis zu diesem Zeitpunkt waren alle Verhandlungen immer wieder gescheitert) und stellte seine Amtsvorgänger Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo wegen Korruption und Hochverrat vor Gericht.

    In der zweiten Hälfte der 90er Jahren nahmen die Spannungen zwischen den beiden Landesteilen Koreas wieder soweit zu, dass Südkorea (das zwischenzeitlich die hungernde Bevölkerung Nordkoreas mit Nahrungstransporten unterstützt hatte) einen Angriff Nordkoreas befürchtete. 1997 erfassten die Auswirkungen der Wirtschaftskrise in Asien auch Südkorea; das Land musste, am Rande eines Staatbankrotts, um Hilfe beim IWF (Internationaler Währungsfonds) nachsuchen. Im Gegenzug zu den gewährten internationalen Hilfsgeldern (in Höhe von insgesamt 55 Milliarden US-Dollar) wurde die südkoreanische Führung verpflichtet eine Reihe von Maßnahmen durchführen, um die Staatsausgaben drastisch zu senken und den Finanzsektor zu öffnen.

    Im Dezember 1997 errang erstmals ein Oppositionspolitiker die Mehrheit der Stimmen bei den Präsidentschaftswahlen: Kim Dae Jung vom "Nationalkongress für Neue Politik" (National Congress for New Politics/NCNP), der 15 Jahre im Exil, im Gefängnis oder unter Hausarrest zugebracht hatte, trat im Februar 1998 sein Amt als neuer Staatspräsident Südkoreas an. Im Juni 2000 besuchte erstmals seit der Teilung Koreas wieder ein Staatschef Südkoreas den Norden des Landes. Kim Dae Jung und der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il versicherten anlässlich des Staatsbesuchs ihren Willen, einen Versöhnungskurs einzuschlagen. Erstmals konnten Koreaner ihre Verwandten im anderen Landesteil besuchen. Im Oktober 2000 erhielt Kim Dae Jung für seine Bemühungen um die Wiedervereinigung Koreas den Friedensnobelpreis verliehen.

    Aus den Präsidentschaftswahlen 2002 ging der Menschenrechtsanwalt Roh Moo Hyun als Sieger hervor. Er führt die "Sonnenscheinpolitik" Kim Dae Jungs weiter, trotz wiederholter Provokationen von Seiten Nordkoreas (unter anderem Raketentests). So wurde 2007 die nach über 50 Jahren wieder hergestellte Zugverbindung zwischen beiden Staaten wieder eröffnet. Nach verschiedenen innen- und außenpolitischen Fehlern sank die Popularität von Präsident Roh in der Bevölkerung enorm. Obwohl er aus der von ihm mitgegründeten regierenden Partei Uri im Februar 2007 ausgetreten war, verlor diese nach zahlreichen Austritten von Abgeordneten ihren Status als stärkste Parlamentsfraktion an die "Grand National Party" GNP. Im Februar 2008 wurde Roh vom Konservativen Lee Myung Bak, auch "Bulldozer" genannt, abgelöst. Lee kündigte eine restriktivere Haltung gegenüber dem Atomprogramm Nordkoreas an und will das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Roh durfte nach fünf Jahren im Präsidentschaftsamt nicht erneut zur Wahl antreten.