Roman

    Aus WISSEN-digital.de

    (lateinisch-französisch)

    umfangreiches Werk erzählender Prosa, neben Epos und Sage die dritte Großform der Epik.

    Der Roman gibt in der Regel die Weltanschauung des Autors anhand der dargestellten Entwicklungsgeschichten der Protagonisten wieder. Im Gegensatz zu Novelle oder Kurzgeschichte umfasst der Roman im Allgemeinen einen größeren Lebensabschnitt einer Person und weist eine Entwicklung auf.

    Die äußere Form eines Romans kann sehr unterschiedlich sein, so unterscheidet man Briefroman, Tagebuchroman, Ich-Roman.

    Je nach dem Inhalt spricht man von Bildungsroman, Abenteuerroman, Schelmenroman, Heimatroman, Kriegsroman, Liebesroman, historischer Roman etc., wobei die verschiedenen Formen nicht immer voneinander zu trennen sind.

    Geschichte

    Das altfranzösische Wort romanz bezeichnete ursprünglich ein in der lingua romana (d.h. Volkssprache, im Unterschied zum Latein) abgefasstes Schriftwerk; im 13. Jh. wurde der Begriff dann nur noch auf Prosaschriften angewendet. Ein früher mittelalterlicher Vorläufer ist das Versepos (Chrétien de Troyes).

    Eine eigene literarische Gattung wurde der Roman in der Neuzeit. Ein frühes Beispiel des Schwankromans ist "Till Eulenspiegel" (1515).

    Richtunggebende Romane zu Beginn der abendländischen Neuzeit sind Rabelais' "Gargantua und Pantagruel", Cervantes' "Don Quichotte" und Grimmelshausens "Simplicissimus".

    Die Blütezeit des Liebesromans war Mitte des 17. Jh.s in Frankreich (Mme. de Scudery). In Deutschland markiert J.G. Schnabels "Insel Felsenburg" (1636-51) den Übergang vom Barock zur Aufklärung.

    Die entscheidenden Impulse erhielt der Roman in der englischen Literatur. Maßstäbe setzten u.a. D. Defoe (Abenteuerroman), S. Richardson (Briefroman) und H. Fielding. Das Hauptwerk des 18. Jh.s stammt von L. Sterne ("The Life and Opinion of Tristram Shandy"). In England entstand als eigene Gattung der Schauerroman (Gothic Novel), die Hauptvertreter sind H. Walpole, M. Shelley und W. Beckford; an diese Tradition knüpfte in Deutschland vor allem E.T.A. Hoffmann an.

    In der deutschen Literatur des Sturm und Drang ragt Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werthers" (1774) hervor.

    Neue Impulse kamen im 19. Jh. aus Frankreich: Besonders die Werke von Balzac, Flaubert und E. Zola setzten internationale Maßstäbe.

    Der historische Roman blühte in ganz Europa (V. Hugo, A. Manzoni, Th. Fontane, J. Austen).

    Ausgehend von Frankreich bildete sich der Roman des Realismus heraus: Vor allem Stendhals Romane ("Die Kartause von Parma", 1839) wirkten als Vorbild.

    In Russland war der Roman oft ein Mittel zur Gesellschaftskritik, so bei N. Gogol, I. Gontscharow und I. Turgenjew. Weltruhm erlangten die psychologisch gestalteten Romanwerke von F. Dostojewskij und L. Tolstoi.

    Gleichzeitig setzte in den USA H. Melville mit "Moby Dick" neue Maßstäbe.

    Nach den märchenhaften Romanen der Romantik (Tieck, Novalis, Eichendorff) suchten die Autoren des Realismus den Bezug zum aktuellen Geschehen (W. Raabe, G. Keller, A. Stifter).

    Ein Höhepunkt des Romans bildet das Werk von Th. Mann, der seine Gestalten vor dem Zeitgeschehen mit ironischer Distanz und gleichzeitigem psychologischem Einfühlungsvermögen gestaltet.

    Neue Erzählformen des Romans entwickelte im 20. Jh. F. Kafka; ohne Parallelen ist der meisterhafte Roman "Ulysses" (1922) von J. Joyce, der Gedankenwelt und Tagesablauf seiner Protagonisten als "Bewusstseinsstrom" schildert.

    In den USA sind v.a. E. Hemingway und J. Steinbeck zu erwähnen.

    Einen eigenständigen Weg ging der Roman der Nachkriegszeit in Frankreich (A. Camus; Nouveau roman).

    Ein herausragendes Werk des deutschen Nachkriegsromans ist "Die Blechtrommel" von G. Grass (1959).

    In der modernen Romanliteratur Südamerikas ragt vor allem G. Garcia-Marquez hervor.