Psychologische Entwicklungstheorien

    Aus WISSEN-digital.de

    Die Theorien wollen Aussagen über Gesetzmäßigkeiten und Systematiken in der individuellen Entwicklung treffen, von der angenommen wird, dass sie sich in einer geordneten Schrittfolge (Entwicklungsphase) vollzieht und nicht wieder umkehrbar ist, wobei die einzelnen Schritte immer stärker zu differenzierten und komplexen Merkmalen führen. Der Begriff schließt sowohl die körperlich bedingten Veränderungen als auch die inneren Vorgänge mit ein, die das Erleben, Erkennen und Verhalten organisieren und steuern. Die Theorien gehen einmal auf ihren speziellen Gegenstand ein, nämlich auf das, was sie untersuchen, dann auf den jeweiligen Verlauf der Entwicklung (also z.B. kontinuierlich, in Phasen oder Stufen) und auf die ihr zu Grunde liegenden Kontroll- und Steuerungsvorgänge (also welche Faktoren die Entwicklung bedingen, Wechselwirkungen, endogene und exogene Bedingungen).

    Die psychoanalytische Theorie beruht auf S. Freuds Annahme, dass sich die Persönlichkeit des Einzelnen zwischen den Polen der Triebansprüche und der Triebbefriedigung entwickelt. Daneben vollzieht sich die Entwicklung in Phasen, die aufeinander folgen und die sich auf bestimmte Körperzonen beziehen, nämlich in der oralen, der analen und schließlich der phallischen Phase, die nach einer Phase der Latenz in die genitale übergeht. Dieser Verlauf geht einher mit der physiologischen Entwicklung, die durch Reifungsprozesse bedingt ist. Die verschiedenen Körperzonen stehen in Zusammenhang mit den Triebansprüchen und der -befriedigung. Sie stehen bei Freud aber auch gleichzeitig für Art und Form der sozialen Beziehungen, für die Entwicklung des Individuums und seiner Abwehrmechanismen.

    Im Gegensatz zu anderen Theorien geht Freud nicht davon aus, dass die Phasen irreversibel sind, also nicht umkehrbar. Seiner Meinung nach kann es durch ständige Versagungen zu Rückfällen kommen, zu Regressionen, die das Individuum auf frühere Entwicklungsstufen werfen können. Fixierungen werden ausgelöst durch exzessive Triebbefriedigung, wobei sich die daraus ergebenden Konflikte in Zwängen äußern können, z.B. sammelt nach Freud der anale Charakter in auffälliger Art und Weise und kann nicht abgeben. Sinn dieser Untersuchungen Freuds war es, Störungen bei Erwachsenen - wie z.B. Neurosen - auf Fehlentwicklungen im Kindheitsalter zurückführen und so aufarbeiten zu können.