Paschtunen

    Aus WISSEN-digital.de

    auch: Pathan;

    staatstragendes Volk Afghanistans, z.T. auch im heutigen Pakistan lebend (Pathanen).

    Die Paschtunen gehören zur iranischen Völkerfamilie, ihre Sprache heißt Pashtu. Sie gehören der sunnitischen Richtung des Islam an. Die Paschtunen sind davon überzeugt, alle miteinander verwandt zu sein, und führen ihre Abstammung auf Abd ur-Raschid Pathan zurück. Sie sind in Stämmen organisiert. Die Gesellschaftsstrukturen sind patriarchalisch.

    Die Paschtunen regeln ihr Zusammenleben über einen strengen Normen- und Wertekodex ("Paschtunweli"). Hierzu gehören Gastfreundschaft und Blutrache. Insgesamt herrschen konservative religiöse Wertvorstellungen vor. Die Paschtunen leben überwiegend von der Landwirtschaft, betreiben aber auch nomadische Weidewirtschaft.

    1747 wurde unter Ahmad Shah Durrani das erste afghanische Königreich gegründet, das neben Afghanistan auch Pakistan und Kaschmir umfasste. Im 19. Jh. widersetzten sich die Paschtunen dem britischen Vordringen nach Afghanistan. Insbesondere der Khyber-Pass, die wichtigste Verbindung zwischen Indien und Afghanistan, wurde heftig umkämpft.

    Nach einem kommunistischen Putsch 1978 und dem Einrücken der sowjetischen Truppen in Afghanistan ein Jahr später begaben sich die Paschtunen zusammen mit anderen afghanischen Stämmen in den Widerstand und vertrieben trotz schlechter Bewaffnung und Ausrüstung nach vielen Jahren Krieg die sowjetischen Truppen und die von ihnen unterstützte Regierung.

    Nach Abzug der Sowjets kam es zur Kämpfen zwischen den in verschiedene rivalisierende Gruppen aufgespaltenen Widerstandskämpfern. Bis zu den amerikanischen Luftangriffen im Rahmen der Terrorismusbekämpfung (ab September 2001) beherrschten die aus Paschtunen gebildeten Taliban-Milizen den größten Teil Afghanistans. Dort hatten sie einen fundamentalistischen Gottesstaat errichtet.