Ostkirchen

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    Selbstbezeichnung: Eine ungeteilte Kirche Christi;

    Es handelt sich dabei um die seit dem Großen Schisma der Christenheit (1054) entstandenen, von Rom unabhängigen christlichen Kirchen vor allem in Osteuropa. Es sind meist Landes- oder Nationalkirchen, autokephal (mit eigenen Oberhäuptern), doch geeinigt in dem Glauben, dass "Christus Gott und Erlöser ist". Sie umfassen die orthodoxe Kirche, die altorientalischen Nationalkirchen und die unierten Ostkirchen.

    Gliederung in die Patriarchate Konstantinopel, Antiochien, Alexandrien, Jerusalem, Rumänien, Montenegro, Serbien (Serbische Kirche) und Bulgarien (Sonderstellung); die Erzbistümer Griechenland, Zypern, Albanien, Sinai-Kloster; das Katholikat Georgien; mehrere Exarchate in Mittel- und Westeuropa, Amerika, Australien, im Fernen Osten und selbstständige Gliedkirchen in der Diaspora und in den Emigrantenzentren.

    Geschichte

    Als einstiges Oberhaupt der Kirche in der Kaiserstadt Byzanz genoss der Patriarch von Konstantinopel eine Ehrenstellung, er war auch der Vorkämpfer der Einheitsbewegung. Die Sonderentwicklung der Ostkirchen innerhalb der Gesamtkirche setzte zunehmend ein seit der Verlegung des Römischen Reichsmittelpunktes nach Byzanz-Konstantinopel durch Kaiser Konstantin (330) und erstarkte seit dem Untergang des Weströmischen Reiches 476.

    Byzanz als das "Zweite (Neue) Rom" widersetzte sich dem Primatsanspruch der römischen Päpste und folgte, meist in völliger Abhängigkeit vom byzantinischen Kaisertum, der griechisch-byzantinischen Kulturentwicklung, während die "lateinische" Kirche sich durch die Bindung an das Fränkische Reich an das Kaisertum des Westens anlehnte, doch insgesamt ihre Unabhängigkeit behauptete und sich freier, weltzugewandter entfaltete.

    Trotz der unterschiedlichen Lebenswelten und ständigen Spannungen und Auseinandersetzungen um Primatsansprüche, Frömmigkeits- und Kultformen (Bilderverehrung), Missionsgebiete (Bulgarien, Russland) und Diözesangrenzen blieb die Einheit äußerlich fast ein Jahrtausend bestehen (1054 gegenseitige Bannung). Die Trennung im "Großen Schisma" wurde endgültig seit der Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204).

    Als kräftigster Zweig der Ostkirche entfaltete sich die Russische Kirche, die um 990 von Byzanz aus gegründet wurde (siehe Kiewer Reich), und in Kirchen- und Klosterbau, in der Ikonen- und Wandmalerei zu eigenen Ausprägungen gelangten. Zunächst noch unter byzantinischen Kirchenführern stehend, russifizierte sie seit dem 13. Jh. ihre Hierarchie. Seit 1328 war Moskau als neue Residenz der Großfürsten kirchliches Zentrum. 1448 machte sich die Russische Kirche von Byzanz unabhängig.

    Seit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) beanspruchte Moskau als "Drittes Rom" die Führerstellung innerhalb der gesamten Ostkirche, wurde 1589 Patriarchat, geriet aber seit Peter dem Großen (Verwestlichung und Verweltlichung) in staatliche Bevormundung: 1700-1917 Verwaisung des Patriarchats, die Kirchenleitung übernahm 1721 der Heilige Synod. Die russischen Zaren beanspruchten seitdem die Schutzherrschaft über alle Christen der orthodoxen Kirchen und verquickten diesen Anspruch mit realpolitischen Zielsetzungen (Balkan, Türkei, Vorderer Orient).

    1917 Wiederherstellung des Patriarchats (bis 1925). Es kam zur Bildung russischer Emigrantenkirchen und zu Spaltungen im Innern. 1943 (im Zweiten Weltkrieg) erneut Errichtung des Patriarchats. 1961 auf der 3. Vollversammlung des Weltkirchenrats Aufnahme der Russischen Kirche in den Ökumenischen Rat der Kirchen, zugleich mit den orthodoxen Kirchen Rumäniens, Bulgariens, Polens und 18 Gliedkirchen Afrikas, Asiens, Amerikas.

    Die kirchliche Lehre der zahlreichen orthodoxen Kirchen fußte auf Bibel und Tradition und stützte sich auf die Lehrentscheidungen der gesamtchristlichen Konzilien von Nizäa 325, Konstantinopel 381, Ephesus 431, Chalcedon 451, Konstantinopel 553 und 680/81 und Nizäa 787. Sie war zusammengefasst im Glaubensbekenntnis des Nicaeno-Konstantinopolitanum: Kirchensprachen waren Altgriechisch bei Griechen (siehe Griechisch-Orthodoxe Kirche) und Albanern, Kirchenslawisch bei Russen, Ukrainern, Bulgaren und Südslawen, Arabisch bei Syrern und Arabern. Bischöfe, Erzbischöfe, Metropoliten, Patriarchen waren gleichberechtigt, oberste Instanzen der Nationalkirchen waren die Bischofssynoden.

    Gegenüber der römisch-katholischen Kirche bestanden außer in der Primats- und Unfehlbarkeitslehre Unterschiede in der Dreifaltigkeits-, Gnaden-, Freiheits- und Rechtfertigungslehre. Bilder (Ikonen) waren irdische Verkörperungen der himmlischen Welt. Als Sakramente waren anerkannt: Eucharistie, Taufe, Firmung, Buße und Beichte, Priesteramt (Bischöfe, Priester, Diakone), Ehe und Krankenölung. Das Mönchstum trug mehr mystischen als in die Welt wirkenden Charakter.

    Zur Ostkirche im weiteren Sinne gehörten auch die Nestorianer, Monophysiten, Jakobiten, Kopten und die Abessinische und Armenische Kirche. Die Panorthodoxe Konferenz auf Rhodos (1961), das erste Treffen der Gesamtheit der orthodoxen Kirchen seit dem 12. Jh.:, vom ökumenischen Patriarchen Athenagoras von Konstantinopel zur Vorbereitung einer Panorthodoxen Synode einberufen, legte ein Bekenntnis zur Einheit der orthodoxen Mitgliedskirchen ab und brachte eine Annäherung an die bis dahin als Häretiker abseits stehenden Armenier, Kopten u.a.

    Kalenderblatt - 11. Oktober

    1899 Ausbruch des zweiten Kriegs der Engländer gegen die Buren in Südafrika.
    1901 Uraufführung von Frank Wedekinds Schauspiel "Der Marquis von Keith" in Berlin.
    1931 Die Harzburger Front (Vertreter der Nationalsozialisten, der Deutschnationalen, des Stahlhelms, des Reichslandbundes u.a.) wird gebildet, um eine gemeinsame Strategie gegen die Regierungspolitik abzusprechen.