Oskar Maria Graf

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    deutscher Schriftsteller; * 22. Juli 1894 in Berg am Starnberger See, † 28. Juni 1967 in New York


    Der junge Graf erlernte zunächst den Bäckerberuf des Vaters. Mit 17 Jahren arbeitete er allerdings in Oberitalien und im Tessin als Plakatausträger und Liftboy. Seine ersten Gedichte wurden in der "Aktion" und im "Sturm" gedruckt, als er 19 Jahre alt war. Skizzen im "Simplicissimus" und in der "Jugend" folgten.

    Graf, der in München und Berlin Anschluss an die Kunstwelt gefunden hatte, kämpfte gegen Monarchie, Unterdrückung und Krieg. Seine pazifistische Haltung brachte ihn 1917, als Soldat im Ersten Weltkrieg, in Todesgefahr - nur der Umstand, dass man ihn für verrückt hielt, bewahrte ihn vor der Erschießung durch das Kriegstribunal. Dafür wurde er in eine Anstalt eingeliefert. 1918 beteiligte er sich an einem Streik der Munitionsarbeiter und wurde verhaftet. Im selben Jahr - nach der Novemberrevolution - trat er in die USPD ein, arbeitete am Umsturz in München mit und wurde nach Beseitigung der Räterepublik erneut verhaftet.

    Nach diversen Gelegenheitsberufen begann er sich schließlich ernsthaft mit der Schriftstellerei zu beschäftigen, eine kurze Zeit lang arbeitete er zudem als Dramaturg am Münchner "Arbeitertheater". In dieser Periode entstanden hervorragende Werke: die Autobiografie "Wir sind Gefangene" (1927), außerdem "Schritt für Schritt", "Licht und Schatten", "Einer gegen alle" und einige mehr.

    Als seine Bücher im Dritten Reich als Literatur empfohlen wurden, protestierte Graf wütend in der "Wiener Arbeiterzeitung" dagegen und wurde daraufhin ausgebürgert. 1933 ging er nach Österreich, ein Jahr später in die Tschechoslowakei, und 1938, nach einem Besuch in der UdSSR, ließ er sich in den USA nieder, 1958 erhielt er einen amerikanischen Pass. Auch in Amerika setzte er weitere drei Jahre seinen Kampf gegen das NS-Regime in einer Reihe von Vorträgen vor deutsch-amerikanischen Arbeitern fort. Weitere Publikationen folgten: "Der harte Handel", "Unruhe um einen Friedfertigen", "Leben meiner Mutter" und andere.

    1959 erschien "Die Flucht ins Mittelmäßige", eine Auseinandersetzung mit seiner neuen Heimat und ihren Menschen. Viele seiner Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. In Detroit erhielt Graf die Ehrendoktorwürde, und ab 1956 war er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 1958 kam er zum erstenmal wieder in die Bundesrepublik Deutschland, und sechs Jahre später las er in München aus seinen Werken.