Olympische Sommerspiele Sydney 2000

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    Spiele der XXVII. Olympiade

    Mit dem für australische Verhältnisse frühen Datum - die Spiele in Melbourne 1956 fanden vom 22. November bis 8. Dezember statt - kam man vor allem den Bedürfnissen der Europäer entgegen. 10 651 Sportler und Sportlerinnen aus 199 Ländern nahmen in 28 Sportarten teil und rangen um 300 zu vergebende Goldmedaillen. Erwähnenswert auch die Anzahl der freiwilligen Helfer, die bei 47 000 lag.

    Programm

    Die Zahl der Sportarten wuchs mit Taekwondo und Triathlon gegenüber Atlanta von 26 auf 28. Neu hinzu kam auch Trampolinspringen, das als Disziplin innerhalb des Turnens ausgeübt wird. Die Mehrzahl der zusätzlichen Wettbewerbe geht auf das Konto der Frauen, die erstmals im Modernen Fünfkampf, Gewichtheben und Wasserball antraten. Zusätzliche Frauen-Wettbewerbe in anderen Sportarten waren: Stabhochsprung und Hammerwurf (Leichtathletik), 500-m-Zeitfahren (Rad), Trap und Skeet (Sportschießen), Duett (Synchronschwimmen). Außerdem wurde ins Programm aufgenommen: Synchronspringen (Männer und Frauen), 49er (Segeln, offen für Männer und Frauen) und drei Bahnradwettbewerbe (Olympischer Sprint, Madison, Keirin) für Männer.

    Austragungsort

    Bei der Vergabe setzen sich die Australier knapp gegen Peking durch. Erst im fünften Wahlgang gingen die Spiele an die australische Metropole, zuvor waren Manchester, Istanbul, Berlin und Peking ausgeschieden. Ein gemischtes Echo im eigenen Land begleitete die deutsche Bewerbung mit Berlin, die nach 1936 wieder Austragungsort sein wollte, allerdings nur rund zehn Stimmen erhielt.

    Nach Melbourne 1956 fanden die Spiele im Jahr 2000 wieder auf dem Fünften Kontinent statt. Mit seinen Wahrzeichen (vor allem dem weltberühmten Opernhaus) und seinen zahlreichen Stränden ist Sydney ein überaus attraktiver Austragungsort mit einer noch jungen Geschichte: 1788 ging die heutige Metropole aus einer britischen Strafkolonie hervor, die um ein Fort angelegt wurde, und Ausgangspunkt weiterer Siedlungsgründungen war.

    Die Begeisterungswoge der einheimischen Bevölkerung, die bei der Vergabe eingesetzt hatte, hielt sich im Vorfeld sowie während der Veranstaltung, als sie von "Down Under" auf die ganze Welt überschwappte. Es sollten die "besten Spiele aller Zeiten" werden (siehe Fazit).

    Medaillenbilanz

    An der Spitze lagen die Athleten aus den USA mit insgesamt 39 Gold-, 25 Silber- und 33 Bronzemedaillen. Als zweitstärkste Nation erwies sich Russland mit der Bilanz 33 Gold-, 28 Silber- und 28 Bronzemedaillen, womit sie sich vor China platzierten (28/16/15).

    Das deutsche Team rangiert mit 14-mal Gold, 17-mal Silber und 26-mal Bronze auf Platz fünf des Medaillenspiegels.

    Medaillenspiegel Sydney 2000
     GoldSilberBronzeGesamt
    Vereinigte Staaten von Amerika39243396
    Russland32282888
    China28161559
    Australien16251758
    Deutschland13172656
    Frankreich13141138
    Italien1381334
    Niederlande129425
    Kuba1111729
    Großbritannien1110728
    Rumänien116926
    Korea8101028
    Ungarn86317
    Polen65314
    Japan58518
    Bulgarien56213
    Griechenland46313
    Schweden45312
    Norwegen43310
    Äthiopien4138
    Ukraine3101023
    Kasachstan3407
    Weißrussland331117
    Kanada33814
    Spanien33511
    Türkei3025
    Iran3014
    Tschechoslowakei2338
    Kenia2327
    Dänemark2316
    Finnland2114
    Österreich2103
    Litauen2035
    Aserbaidschan2013
    Slowenien2002
    Schweiz1629
    Indonesien1326
    Slowakei1315
    Mexiko1236
    Algerien1135
    Usbekistan1124
    Lettland1113
    Jugoslawien1113
    Bahamas1102
    Neuseeland1034
    Thailand1023
    Estland1023
    Kroatien1012
    Kamerun1001
    Mosambik1001
    Kolumbien1001
    Brasilien06612
    Jamaika0448
    Nigeria0303
    Belgien0235
    Südafrika0235
    Argentinien0224
    Marokko0145
    Taiwan0145
    Nordkorea0134
    Saudi-Arabien0112
    Trinidad und Tobago0112
    Moldawien0112
    Irland0101
    Vietnam0101
    Uruguay0101
    Georgien0066
    Costa Rica0022
    Portugal0022
    Armenien0011
    Barbados0011
    Chile0011
    Makedonien0011
    Indien0011
    Sri Lanka0011
    Katar0011
    Kuweit0011
    Kirgisien0011
    Israel0011
    Island0011

    Stars

    Die Spiele der Superlative brachten auch ihre Helden hervor: Cathy Freeman, Aborigine und Hoffnungsträgerin einer ganzen Nation, erreichte viel mehr als den von allen Australiern ersehnten Olympiasieg über 400 m. Als sie das Olympische Feuer entzündete, blickte alle Welt auf die Athletin, die zur Symbolfigur für die Versöhnung zwischen den Aboriginies und der weißen Bevölkerung wurde. Zum Nationalhelden avancierte außerdem ein 17-jähriger Wunder-Schwimmer. Bereits in der ersten Woche löste Ian Thorpe, genannt "Thorpedo", mit dreimal Gold und einmal Silber eine Begeisterungswelle im eigenen Land aus.

    Die Amerikanerin Marion Jones gewann fünf olympische Medaillen (dreimal Gold und zweimal Bronze), womit sie die Statistik als erfolgreichste Leichtathletin bei Olympia anführt. Olympische Geschichte schrieb der englische Ruderer Steven Redgrave, der zum fünften Mal in Folge Gold gewann. Heike Drechsler, die Grande Dame der Leichtathletik, konnte als 35-Jährige ihren Olympiasieg von 1992 im Weitsprung wiederholen; keine der Konkurrentinnen kam an Drechslers Weite von 6,99 m heran.

    Erfolge

    Es sollten Spiele reich an Höchstleistungen werden: Insgesamt 42 Weltrekorde wurden aufgestellt, im Rampenlicht vor allem die Schwimmer, die im Aquatic Center insgesamt 13-mal mit Bestmarke anschlugen. Neben Superstar Ian Thorpe konnten vor allem die niederländischen Athleten Erfolge feiern. Pieter van den Hoogenband machte dem australischen Liebling der Massen den Rang streitig und Inge de Bruijn dominierte die Konkurrenz bei den Frauen.

    Als schnellster Mann der Welt konnte sich Maurice Greene im 100 m-Finale der Männer behaupten. Einen sensationellen Erfolg aus deutscher Sicht konnte in der Leichtathletik Nils Schumann erzielen; als erster Deutscher überhaupt entschied er in einem spannenden Finish den 800 m-Lauf für sich. Zu den erfolgreichen deutschen Athleten zählen außerdem Bahnradfahrer Robert Bartko, der in der Bahnrad-Einzelverfolgung die erste Goldmedaille für Deutschland gewann und auch zum siegreichen Bahnradvierer (gewann in Weltrekordzeit) gehörte, Jan Ullrich, der dem Erwartungsdruck mit Gold im Straßenrennen Stand halten konnte, oder auch Kanusportler Andreas Dittmer, der nach Gold im Zweier 1996 sich nun auch Olympiasieger im Kanadier-Zweier nennen darf, sowie Thomas Schmidt, Überraschungs-Sieger im Kanu-Slalom. Als Ausnahmeerscheinung darf Birgit Fischer bezeichnet werden, die mit dem Gewinn insgesamt sieben olympischen Goldmedaillen (Nummer sechs und sieben in Sydney) zur erfolgreichsten deutschen Olympionikin aufstieg.

    Flops

    In dem Schwimmbecken, in dem die Rekorde nur so purzelten, sollten die deutschen Teilnehmer regelrecht untergehen. "Sydney war ein Griff in die Kloschüssel", so Achim Jedamsky, Schwimm-Bundestrainer, zum Abschneiden der deutschen Mannschaft. Die Medien stürzten sich vor allem auf Franzika van Almsick, die in ihrer einstigen Paradedisziplin, den 200 m Freistil, bereits im Vorlauf scheiterte.

    1996 war er noch der Shooting-Star, in Sydney verlief der Wettkampf von Frank Busemann eher nach dem Motto "Pleiten, Pech und Pannen". Claus Marek, Zehnkampf-Bundestrainer, äußerte sich nach dem verpatzten Diskuswerfen von Frank Busemann (ca. 33 m): "Das reicht vielleicht für das deutsche Sportabzeichen, aber nicht für eine Medaille bei Olympia!"

    Die dritte Auflage des amerikanischen Dream Teams (Basketball) verdiente den Namen nicht. Knappe, glanzlose Siege und negative Schlagzeilen, die sich weniger dem Sport als dem Auftreten widmeten, ließen die Goldmedaille weniger hell erstrahlen, als dies bei den Vorgängern der Fall war.

    Zunächst war der Jubel über Gold des Freistil-Ringers Alexander Leipold groß; doch dieser Sieg entpuppte sich kurz nach den Spielen zu einer der größten Enttäuschungen, als bekannt wurde, dass Leipolds Dopingtest positiv ausgefallen war.

    Fazit

    Bereits die glanzvolle Eröffnungsfeier versprach Einzigartiges: Und die Spiele hielten, was die Eröffnung versprach. Sydney bot die "besten Spiele bisher", wie es Juan Antonio Samaranch bei der Abschlussveranstaltung auf den Punkt brachte. Und das Lob ist nicht unbegründet: Mit hervorragenden Wettbewerben, reibungsloser Organisation, Beigeisterungsfähigkeit des australischen Publikums und seinem olympischen Flair, das selbst über die Bildschirme alle Welt erreichte, setzte Sydney Maßstäbe.

    Neben Rekorden und "Höher, Weiter, Schneller" konnte man sich in Sydney auch darüber freuen, dass das Motto "Dabeisein ist alles" nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Eric Moussambani aus Äquatorial-Guinea musste im Vorlauf zum 100 m Freistil Finale alleine schwimmen; dabei kämpfte er weniger gegen die Zeit als gegen das Ertrinken. Mit letzten Kräften gelangte er ans Ziel - ein olympischer Augenblick, der zu den Highlights dieser Spiele zählt.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.