Notation (Musik)

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    Die Notation von Musik brachte und bringt Notenschriften hervor, die je nach ihren historischen Anforderungen verschiedene Parameter (Tonhöhe, Tondauer usw.) mit einbezogen haben. Den frühen deskriptiven Notationen, die die Aufgabe hatten, bereits bestehendes, mündlich tradiertes Melodiengut schriftlich zu fixieren, folgten im Mittelalter mit dem Aufkommen mehrstimmiger (Kunst-)Musik präskriptive Notenschriften, die die Fähigkeit besitzen, den schöpferischen Vorgang des "Komponierens", des Zusammensetzens auch mehrerer Stimmen in einen sinnvollen optischen Zusammenhang zu bringen. Grundsätzlich reflektiert musikalische Notation die Musik ihrer Zeit, ihre Aufführungsbedingungen und die Bedingungen ihrer Entstehung.

    Eine Buchstabennotation war schon im alten Griechenland bekannt. Es existieren byzantinische und altslawische Notationsformen (10.-13. Jh.). Zur nachträglichen Notierung des mündlich tradierten gregorianischen Chorals wurden Neumen verwendet. Im 11. Jh. schuf Guido v. Arezzo erstmals eine Notation der Neumen auf Linien im Terzabstand. Es folgte das erste Notationssystem mit definierten Tondauern, die Modalnotation. Aus ihr entwickelte sich die so genannte schwarze, später die weiße Mensuralnotation der Ars antiqua bzw. der Ars nova.

    Die heutige Form entstand im 16. Jh. Fünf Linien, erweitert durch Hilfslinien, zeigen die Tonhöhe an, die auch durch einen der ganzen Tonreihe vorgesetzten Notenschlüssel festgelegt wird. Das Metrum wird durch Taktvorzeichen und -striche, Halsform und Punkte, das Tempo durch allgemeine Angaben (z.B. Allegro) oder eine Metronomzahl festgelegt. Die Notation mehrstimmiger Musik fand in der Renaissance in Chorbüchern in (der Stimmenzahl entsprechenden) voneinander getrennten Feldern statt. Ab dem 17. Jh. wurden die Einzelstimmen dergestalt in einer Partitur übereinandergeschrieben, dass ein synchrones Ablesen aller musikalischen Ereignisse auf einer (imaginären) fortlaufenden Längsachse möglich wurde. Für Orgel- und Lauteninstrumente hat sich im 16. Jh. die Tabulaturschrift herausgebildet.

    Ab 1500 trat neben die handschriftliche Musiknotation zunehmend der Notendruck (O. Petrucci). Bis heute hat sich die Anzahl der Zeichen und Anweisungen immer weiter erhöht, um immer komplexer werdende musikalische Vorgänge auszudrücken.

    Im 20. Jh. wurden neben der konventionellen Notenschrift auch neue Formen zur Darstellung elektronischer Musik und grafische Partituren als Vorgaben aleatorischer Musik entwickelt. Ferner entwickelten sich aus pädagogischen Ansätzen und anderen Erfordernissen Bestrebungen zur Vereinfachung der Notenschrift (Blindennotation, Klavarscribo), die allerdings in der Musikpraxis keinen Widerhall fanden.