Neofaschismus

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    alle nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs neu oder wieder entstandenen politischen Ideen, Ideologien, Gruppen und Organisationen in Westeuropa, Amerika und Japan, die der Ideologie, Programmatik und/oder politischen Strategie des italienischen Faschismus (Neofaschismus im engeren Sinn) oder einer anderen faschistischen Bewegung (Neofaschismus im weiteren Sinn) anhängen. Allerdings ist die Verallgemeinerung des Faschismusbegriffs von einer zeitlich und national begrenzten Eigenbezeichnung (Italien) zur allgemeinen Bezeichnung verschiedener politischer Strömungen und Ideologien der extremen Rechten umstritten. Dies gilt besonders für den deutschen Nationalsozialismus.

    In Europa ist der Neofaschismus besonders stark mit Italien, dem Ursprungsland des Faschismus, verbunden. 1946 wurde die "Movimento Sociale Italiano" (MSI, "Italienische Sozialbewegung") gegründet, deren Anhängerschaft v.a. im Kleinbürgertum sowie in scharf antikommunistischen Gruppen des Großbürgertums verankert ist. Die Pflege des Andenkens an Benito Mussolini und seine Herrschaft war selbstverständlich, die Verbrechen der Faschisten wurden verharmlost, geleugnet oder verherrlicht. Die MSI war eine Konstante im politischen System Italiens und entwickelte sich zwischenzeitlich zur vierten politischen Kraft, erlangte aber nie Regierungsbeteiligung. Sie wurde 1994 aufgelöst und als "Allianza Nationale" (AN) neu gegründet. Dabei vollzog sich unter dem Parteivorsitzenden Gianfranco Fini eine Transformation in eine rechts-nationale, postfaschistische Partei. Durch den neuen Kurs wurde der immer noch äußerst umstrittenen Partei der Weg zur Regierungsbeteiligung in der Regierung von Silvio Berlusconi (1994/95 sowie seit 2001) geebnet. Bei den Parlamentswahlen 2001 erhielt die AN 15,7 % der Stimmen. In Folge der zunehmenden Distanzierung vom Faschismus und der Herrschaftszeit Mussolinis verließ 2003 Alessandra Mussolini, die Tochter Benito Mussolinis und Abgeordnete der AN im europäischen Parlament sowie weitere Mussolinigetreuen, die Partei.

    Neofaschistische Gruppen (verstanden im weiteren Sinn des Begriffs) treten auch in anderen europäischen Staaten, in den USA und Kanada sowie in Südamerika und Südafrika auf. Diese sind freilich von anderen Formen des Rechtsextremismus nicht klar zu unterscheiden. Die neofaschistischen Organisationen arbeiten auch international zusammen. In der Bundesrepublik tritt der Neofaschismus, der an den Nationalsozialismus anknüft, in Gestalt des Neonazismus in Erscheinung.

    Kalenderblatt - 26. April

    1925 Hindenburg wird zum Reichspräsidenten gewählt.
    1954 Eröffnung der Ostasien-Konferenz in Genf, auf der über die Koreafrage und den Frieden Indochinas beraten werden soll.
    1974 Der Bundestag stimmt über die Reform des § 218 ab und entscheidet sich für die Fristenlösung, die aber am 25. Februar vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt wird.