Matteo Ricci

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    italienischer Jesuit und Theologe; * 6. Oktober 1552 in Macerata, † 11. Mai 1610 in Peking

    Ricci war Schüler des Jesuitenkollegs seiner Heimatstadt und ging als Sechzehnjähriger nach Rom, um Rechtswissenschaft zu studieren. Dieses Studium brach er jedoch ab und wurde 1572 Mitglied der Gesellschaft Jesu. Nach der Probezeit des Noviziats wurde er Schüler des berühmten Mathematikers und Naturwissenschaftlers Christoph Clavius, der Ricci einer umfassenden wissenschaftlichen Schulung unterzog.

    Doch Ricci wollte Priester und Missionar werden. So schickten seine Oberen ihn 1578 nach Goa zum Studium der Theologie. Hier empfing er 1580 die Priesterweihe und machte seine ersten Erfahrungen in der Seelsorge.

    Zwei Jahre später wurde er nach Macao geschickt. Er sollte zusammen mit einem Mitbruder, Ruggieri, die chinesische Sprache lernen, um als Verkünder des christlichen Glaubens nach China gesandt zu werden. 1583 gestattete der Vizekönig der Doppelprovinz Kwang-tung Kwang-si den beiden Missionaren, sich in Chao-ch'ing (dem späteren Shiuhing und heutigen Koyiu) niederzulassen.

    Der junge, gerade dreißigjährige Ricci nannte sich fortan Li Mateu. Er wollte nach der "Methode der Apostel" vorgehen, Chinese mit den Chinesen werden und so ihr Herz gewinnen. Statt sich über offenkundige Laster und sündhafte Bräuche zu entrüsten, hatte er Mitleid mit den Menschen. Ricci wollte ihnen nicht als Sittenrichter begegnen, sondern als barmherziger Samariter. So ging er mit größter Sympathie auf sie zu und bemühte sich um eine stets vollkommenere Beherrschung ihrer Sprache.

    Nach einem zögerlichen Anfang zählte der Missionar 1589 bereits eine Gemeinde von rund achtzig Christen. Als jedoch der Vizekönig der Provinz in Ungnade fiel, mussten sich die Missionare anderswo niederlassen. 1589 zogen sie nach Chuchow. Inzwischen sandten die Ordensoberen, die das Vorgehen des Jesuitenmissionars aus der Ferne beobachteten, immer wieder neue Helfer. Das gab Ricci den Mut, 1595 eine neue Niederlassung in Nanchang, der Hauptstadt von Kwang-si, zu gründen. Von hier aus wagte er 1598 einen ersten Vorstoß nach Peking. Doch Kaiser Wan-li (1573-1619) ließ ihn nicht vor.

    1601 zog Ricci ein zweites Mal nach Peking und erhielt schließlich die kaiserliche Erlaubnis, die christliche Lehre in China ausbreiten zu dürfen. Schon bald konnte der Missionar die erste katholische Kirche in Peking einweihen. Die Gemeinde Christi in China wuchs. 1603 zählte sie 500 Gläubige, 1605 bereits 1 000, bis 1608 wuchs sie auf mehr als 2 000 Mitglieder an.

    Ricci gestattete den neuen Christen, dass sie ihren Ahnen und Konfuzius wie bisher Ehren erwiesen. Das Christentum erhielt so ein chinesisches Gesicht. Es war nicht etwas Fremdes, Ausländisches, sondern etwas, was zur eigenen Art, zur eigenen Geschichte und zur eigenen Überlieferung passte. Diese Missionspraxis war jedoch schon zu seiner Zeit und auch unter seinen Mitbrüdern umstritten und sollte ein Jahrhundert später zum Ritenstreit innerhalb der katholischen Kirche führen.

    Kalenderblatt - 17. April

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