Malaysia Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Anfänge

    Die malaiische Halbinsel war vermutlich schon in der Steinzeit besiedelt. Im 3. Jt. v.Chr. wanderten die Vorfahren der Malaien aus Südchina ein (so genannte Proto-Malaien). Im 3. und 2. Jh. v.Chr. kam es zu einer weiteren Einwanderungswelle aus dem südchinesischen Raum. Durch Handelsbeziehungen nahmen indische und chinesische Einflüsse zu: Der Hinduismus bzw. Buddhismus verbreitete sich im ganzen südostasiatischen Raum. Auf der malaiischen Halbinsel bildeten sich nach der Einwanderung von Indern einige kleine Königreiche. Auch auf der Insel Borneo existierten verschiedene Königreiche.

    Ab dem 7. Jh. geriet die malaiische Halbinsel zunehmend unter den Einfluss des buddhistischen Königreiches der Srivijaya auf der Insel Sumatra und wurde von diesem im Verlauf des 8. Jh.s erobert. Das Srivijaya-Reich dehnte sich zeitweise über den gesamten indonesischen Archipel aus, bevor es im 9. Jh. allmählich an Bedeutung verlor.

    Das Sultanat Malakka

    Im 14. Jh. wurde das Srivijaya-Reich vom javanischen Majapahit-Reich erobert. Zu Beginn des 15. Jh.s wurde an der Südwestküste der malaiischen Halbinsel die Stadt Melaka gegründet. Ein ehemaliger Spross der Srivijaya-Dynastie aus Sumatra, der zum Islam übergetreten war, machte Melaka zum Zentrum des von ihm 1414 gegründeten Sultanats Malakka, das sich über die malaiische Halbinsel ausbreitete. Um die Jahrhundertwende zum 16. Jh. erlebte das Sultanat seine Blütezeit und größte Ausdehnung. Von der Hafenstadt Melaka aus wurde fast der gesamte Gewürzhandel in dieser Region kontrolliert.

    Europäische Vorherrschaft

    1511 wurde Melaka von den Portugiesen erobert, die die Stadt zu einer Festung ausbauten und nun die Kontrolle über den äußerst lukrativen Gewürzhandel zwischen Asien und Europa übernahmen. Zahlreiche Handelsniederlassungen wurden entlang der Küste von portugiesischen und spanischen Kaufleuten gegründet.

    1641 eroberten die Niederlande Melaka und einen Großteil der malaiischen Halbinsel und stiegen von hier aus zur führenden europäischen Kolonialmacht in Südostasien auf. Konkurrenz bekamen die Niederlande von Großbritannien: 1768 gründeten diese auf der Insel Pinang nach Absprache mit dem Sultan von Kedah eine erste Niederlassung. Die von den Briten gegründete Stadt George Town entwickelte sich rasch zu einem wichtigen Umschlagplatz. Die Lösung für die entstehenden Konflikte zwischen den beiden Kolonialmächten war ein Vertrag von 1824: Die Niederlande verzichteten auf ihre Niederlassungen auf der Malaiischen Halbinsel, im Gegenzug trat Großbritannien seine Besitzungen auf dem indonesischen Archipel an die Holländer ab.

    1826 fasste Großbritannien ihre Besitzungen auf der Halbinsel (Pinang, Singapur, Pangkor, Melaka) zusammen zu den so genannten "Straits Settlements" (Niederlassungen an den Meerengen), die von der britischen Kolonialverwaltung in Indien aus verwaltet wurden. 1867 wurden die Gebiete zu eigenen Kronkolonien mit Verwaltungssitz in Singapur erklärt. Auch die übrig gebliebenen Kleinreiche auf der malaiischen Halbinsel gerieten zunehmend unter britischen Einfluss. Ab Mitte des 19. Jh.s kontrollierte Großbritannien auch Teile der Insel Borneo. Die heutigen Provinzen Sarawak und Sabah wurden 1888 zu britischen Schutzgebieten erklärt.

    1906 wurden die britischen Besitzungen auf der malaiischen Halbinsel und auf Borneo zur Föderation von Malaya zusammengeschlossen. Die anderen Sultanate auf der Halbinsel (Perlis, Kedah, Terengganu, Kelatan und später Johor) bildeten die "Unfederate States of Malaysia" und standen unter britischem Schutz. Die Briten weiteten die Plantagenwirtschaft auf der Halbinsel aus (Kautschuk, Palmöl, Tee) und setzten als Arbeitskräfte vor allem Inder ein. Auch der Bevölkerungsanteil an Chinesen stieg während der britischen Kolonialzeit deutlich an. Diese nahmen oft Schlüsselstellungen bei der Leitung der Plantagen und im Handel ein.

    Der Zweite Weltkrieg und die Folgezeit

    Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden die malaiische Halbinsel und die vorgelagerten Inseln von japanischen Truppen besetzt. Nach dem Ende des Krieges und der Kapitulation der Japaner wurden die Gebiete auf der Halbinsel und auf Borneo erneut unter britische Verwaltung gestellt. Die bereits während des Krieges aufkeimende Widerstandsbewegung gegen die Vorherrschaft der Kolonialmacht, deren Anhänger sich 1946 zur "United Malays National Organization" (UMNO) zusammenschlossen, wurde von ethnische Spannungen zwischen Malaien, Chinesen und Indern behindert.

    1948 wurden alle Sultanate auf der malaiischen Halbinsel zur Föderation Malaya (Malaiischer Bund) zusammengefasst. Davon ausgeschlossen blieben Singapur und die britischen Besitzungen auf der Insel Borneo. Zu den internen ethnischen Spannungen kam der Kampf kommunistischer Gruppierungen gegen die Kolonialmacht dazu. 1948 verhängte die britische Führung nach mehreren kommunistischen Anschlägen auf Plantagen und Zinnminen den Ausnahmezustand über den Malaischen Bund (bis 1960). Die "Malay Communist Party" (MCP) wurde verboten, bis Ende der 1950er Jahre kam es immer wieder zu vereinzelten Auseinandersetzungen.

    Unabhängiger Staat

    Währenddessen wurde schrittweise der Übergang zur Souveränität des Landes vorbereitet. Mitte der 1950er Jahre wurden erstmals freie Wahlen abgehalten, bei denen der Vorsitzende der Unabhängigkeitsbewegung UMNO, Abdul Rahman, zum Regierungschef des Malaiischen Bundes gewählt wurde. Er führte die Koalition aus UMNO, "Malayan Chinese Association" (MAC) und "Malayan Indian Congress" (MIC). Nachdem eine Verfassung ausgearbeitet worden war, wurde das Land am 30. August 1957 als Malaya im Rahmen des britischen Commonwealth of Nations in die Unabhängigkeit entlassen. Singapur und Nordborneo blieben zunächst weiterhin britische Kolonien. 1963 kam es unter Einbeziehung von Singapur, Sabah und Sarawak zur Bildung des Staatenbundes Malaysia (als Verbindung der Namen Malaya und Singapur) mit Kuala Lumpur als Hauptstadt. Durch die Einbeziehung der ehemaligen britischen Kolonien Sarawak und Sabah auf Borneo kam es zu erheblichen Spannungen mit Indonesien und den Philippinen, die sich in militärischen Konfrontationen entluden. 1966 verzichtete Indonesien auf die Gebiete, 1968 gaben die Philippinen ihre Besitzansprüche auf.

    Nach ethnischen, wirtschaftlichen und politischen Differenzen trat Singapur, das überwiegend von Chinesen bevölkert war, 1965 wieder aus dem Staatenbund Malaysia aus. Zwei Jahre später gehörte Malaysia ebenso wie Singapur, Thailand, Indonesien und die Philippinen zu den Gründungsmitgliedern des südostasiatischen Staatenverbundes ASEAN (Association of Southeast Asian Nations).

    1970 musste Regierungschef Abdul Rahman von seinem Amt als Premierminister zurücktreten, nachdem es zu einer Anzahl von blutigen Rassenunruhen gekommen war und 1969 der Ausnahmezustand ausgerufen wurde. Zu diesem Zeitpunkt stellten Chinesen etwa ein Drittel der Bevölkerung, hatten aber mehr als 90 % der Wirtschaft unter ihrer Kontrolle. Die Regierung in Kuala Lumpur beschloss eine Bevorzugung des malaiischen Bevölkerungsanteils in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Bahasa Malaysia wurde zur offiziellen Amtssprache erklärt. Abdul Rahmans Nachfolger wurde Abdul Razak (bis 1974), der ein Parteienbündnis aus 11 Gruppierungen (inklusive der dominanten UMNO) anführte. Wirtschaftliche Reformen (New Economic Policy) legten den Grundstein für den rasanten Wirtschaftsaufschwung Malaysias in den nächsten Jahrzehnten. Gezielt wurde auch die Position der malaiischen Bevölkerung in der Wirtschaft gestärkt.

    Das Parteienbündnis ("Nationale Front") konnte sich auch bei den Wahlen 1974 und 1978 als stärkste politische Kraft behaupten. 1981 wurde Datuk Seri Mahathir Mohamad Nachfolger von Hussein bin Onn im Amt des Premierministers. 1983 wurde die Verfassung dahingehend geändert, dass die Rechte des Monarchen (Malaysia ist eine parlamentarische Wahlmonarchie) gegenüber dem Parlament eingeschränkt wurden.

    Auch in den 1980er Jahren setzten sich die Spannungen zwischen Malaien und Chinesen auf der malaiischen Halbinsel fort. Zwischen den Provinzen Sabah und Sarawak auf Borneo und der malaiischen Regierung in Kuala Lumpur kam es zu Auseinandersetzungen über den Anteil der rohstoffreichen Provinzen am rasanten Wirtschaftswachstum. Hier wurden erstmals oppositionelle Gruppen in das Landesparlament gewählt.

    Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus verbot die malaiische Regierung im August 1994 die islamische Sekte Al-Arquam, deren Anhänger einen islamischen Gottesstaat mit der Scharia als Rechtssprechung forderten. 1998 sah sich die politische Führung aufgrund der Asienkrise gezwungen, eine Reihe von Sparmaßnahmen zu beschließen. Im Jahr 2001 kam es wiederholt zu Übergriffen der Regierung gegen oppositionelle Politiker von der "Nationalen Gerechtigkeitspartei" und der islamischen PAS. Datuk Seri Mahathir Mohamad, der 22 Jahre lang Regierungschef von Malaysia war, wurde im Oktober 2003 von Ex-Innenminister Abdullah Ahmad Badawi in seinem Amt abgelöst. Das regierende Parteienbündnis "Nationale Front", dem insgesamt 14 Parteien angehören, errang bei den Parlamentswahlen im März 2004 64,4 Prozent der Stimmen. Damit erhielt der gemäßigte Regierungschef Badawi, der gegen die Korruption in der Regierung hart durchgreift, ein klares Mandat von der Wählerschaft. Allerdings verlor die "Nationale Front" bei den Parlamentswahlen im März 2008 mehr als 50 Sitze und somit die Zwei-Drittel-Mehrheit, mit der die Verfassung geändert werden kann. Damit erlitt das Bündnis die schwerste Schlappe seit 40 Jahren. Es verlor zudem die Regierungskontrolle in vier Bundesstaaten.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.