Lymphgefäßsystem

    Aus WISSEN-digital.de

    (Vasa lymphatica)

    Definition

    Innerhalb des Gefäßsystems stehen die Lymphgefäße im Dienste des Transports von Abwehrzellen und Flüssigkeit, der so genannten Lymphe.

    Die Lymphe

    Die in den Lymphgefäßen befindliche Lymphe ist eine wasserklare bis milchige Körperflüssigkeit. Lymphe entsteht, wenn die kleinen Haargefäße (Kapillaren) des Blutkreislaufs Blutplasma und weiße Blutkörperchen (Leukocyti) in das Gewebe abgeben. Hier wird es von den Lymphkapillaren aufgenommen und als Lymphe zu den Lymphgefäßen weitergeleitet. Im Gegensatz zum Blutplasma enthält die Lymphe weniger Eiweiß und Sauerstoff und keine roten Blutkörperchen (Erythrocyti). Sie besteht größtenteils aus Wasser (97 %) und sich darin befindlichen weißen Blutkörperchen (3 %), vor allem Lymphozyten (Lymphocytus).

    Die Lymphgefäße

    Die Lymphgefäße transportieren die Lymphe und Stoffe, die nicht ins Blut kommen sollen bzw. können. Sie stellen kein geschlossenes System dar. Die kleinsten Lymphgefäße, die Lymphkapillaren, beginnen blind im Gewebe. Sie vereinigen sich zu den Lymphgefäßen.

    Die Wand der Lymphgefäße ist ähnlich gebaut wie die der Blutadern. Allerdings sind sie dünner; ihre lichte Weite ist sehr gering und überschreitet nur bei den größten Stämmen die 1-mm-Grenze. Für die Fortbewegung der Lymphe sind dieselben Mechanismen wirksam wie für die Bewegung des Bluts in den Venen, vor allem finden sich auch reichlich Klappen.

    Aufbau des Lymphgefäßsystems

    Die beiden größten Lymphstämme sind der Milchbrustgang (Ductus thoracicus) und der rechte Lymphstamm (Truncus lymphaticus dexter). Mit der Einschränkung, dass es infolge der peripheren Geflechtbildung des Lymphgefäßsystems keine genaue Grenze der Einzugsgebiete gibt, kann man sagen, dass der Truncus lymphaticus dexter die Lymphe von rechter Kopf-, Hals- und Brusthälfte und dem rechten Arm bezieht, der Ductus thoracicus vom übrigen Körper. Der Ductus thoracicus mündet in den linken, der Truncus lymphaticus dexter in den rechten Venenwinkel, d.h. in die hinter dem Brustbein-Schlüsselbein-Gelenk gelegene Vereinigungsstelle zwischen Arm- und Drosselvene der betreffenden Seite.

    So gelangt die Lymphe schließlich wieder ins Blut, aus dem sie stammt, da die Gewebsflüssigkeit aus den Blutkapillaren ins Gewebe übergetreten ist. Da aber auf dem Weg durch das Gewebe die Flüssigkeit mit den Abbauprodukten des Gewebes sowie mit krankhaften Materialien beladen wurde, ist es sinnvoll, dass sie vor dem Übertritt ins Blut filtriert wird.

    Die Lymphknoten

    Im Sinn einer Filtration wirken die Lymphknoten, die überall in die Lymphbahn eingeschaltet sind. Der erste Lymphknoten, der von der Lymphe einer bestimmten Gegend oder eines bestimmten Organs erreicht wird, ist der zugehörige "regionäre Lymphknoten", die folgenden werden als "stationär" bezeichnet. Dabei ist es durchaus möglich, dass ein Lymphknoten für ein Organ regionär, für andere Organe stationär ist. Entsprechend dem bevorzugten oberflächlichen Verlauf der Venen an den Gliedmaßen verlaufen auch die Lymphgefäße zu den regionären Lymphknoten oberflächlich.

    Der Lymphknoten erfüllt seine Schutzfunktion, indem er die Lymphe während reinigt und indem er der Lymphe Lymphozyten beimengt, die in der weiterströmenden Flüssigkeit dieselbe Aufgabe erfüllen können. Daher enthält die Lymphe, nachdem sie den regionären Lymphknoten passiert hat, immer auch Lymphozyten. Diese Zellen können in ihr aber auch schon auf dem Wege zum regionären Lymphknoten enthalten sein, wenn sich im Einzugsgebiet retikuläres Bindegewebe findet, z.B. eine Mandel (Tonsille).

    Lymphgefäße des Darms

    Das Lymphgefäßsystem des Darms hat die zusätzliche Aufgabe, den größten Teil der von der Darmschleimhaut aufgenommen Fettsubstanzen abzutransportieren. Nach einer Mahlzeit ist daher der Inhalt diese Gefäße nicht gewöhnliche Lymphe, sonder eine Emulsion von Fetten, Chylus genannt.

    Die Erweiterung, in der sich die Lymphgefäße des Darms, die zu beiden Seiten der Lendenwirbelsäule aufsteigenden Lymphgefäße sowie die Lymphstämme der Beine, des Beckens und der paarigen Bauchorgane zum Ductus thoracicus vereinigen, wird Cisterna chyli genannt. In der Schleimhaut des Dünndarms beginnt das Chylusgefäßsystem mit den "zentralen Chylusgefäßen", von denen jedes in der Mitte einer Darmzotte gelegen ist. Die Lymphknoten des Darms liegen in den Gekrösen.