Liberia Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Vom 15. bis zum 20. Jh.

    Im Jahr 1461 erreichten portugiesische Seeleute erstmals die Küsten von Liberia, das in den folgenden Jahrhunderten als Pfefferküste bekannt wurde. Das an der Westküste zwischen Monrovia und Harper gewonnene Gewürz war in der damaligen Zeit auf Grund seiner Rarität so kostbar wie Gold.

    Nach der Sklavenbefreiung bemühten sich zu Anfang des 19. Jahrhunderts philanthropisch orientierte Bewegungen insbesondere in den USA um die Wiederansiedlung der befreiten Sklaven in Afrika. 1820 wurde aus dieser Motivation heraus eine Kolonialisationsgesellschaft gegründet, die vereinzelt Siedlungen an der Küste Liberias erstellte und sich 1839 in einem Commonwealth of Liberia zusammenschloss. 1847 erklärte dieser Zusammenschluss seine Unabhängigkeit als Freistaat Liberia und übernahm die Herrschaft über die einheimische Bevölkerung in der Region. Dynastische Familienclans hielten seit dieser Zeit die Schlüsselpositionen im sich ausbildenden Staatswesen besetzt.

    Die 1980er Jahre

    Die Vorherrschaft der afro-amerikanischen Siedler endete im Jahr 1980, als der amtierende William Tolbert nach Unruhen wegen der Erhöhung der Lebensmittelpreise von Sergeant Samuel Doe gestürzt wurde. Eine Zeit politischer Instabilität setzte ein und die schon vorher bestehenden sozialen Gegensätze und die herrschende Korruption verschärften sich eher noch. 1984 wurde per Volksabstimmung eine neue Verfassung verabschiedet und im Folgejahr fanden Wahlen statt, bei denen Doe als Präsident offiziell bestätigt wurde.

    Seit dem Militärputsch hatte die Abhängigkeit der politisch unerfahrenen liberianischen Militärs von den USA eher zugenommen und erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1988, als die Spitze des Finanzministeriums durch amerikanische Berater ersetzt wurde. Im gleichen Jahr wurde zwar der bereits achte Putschversuch gegen Doe niedergeschlagen, seine Regierung konnte jedoch nicht verhindern, dass Übergriffe von Militärs und Sicherheitskräften gegen Zivilpersonen publik wurden. Ende der 80er Jahre eskalierten die sozialen und ökonomischen Spannungen. Die National Patriotic Front von Charles Taylor übernahm das Land in einer Blitzaktion und exekutierte Doe.

    Die Herrschaft Taylors

    In die danach einsetzenden Auseinandersetzungen waren sowohl Rebellen als auch Regierungstruppen und Westafrikanische Friedenstruppen verwickelt, es begann ein langjähriger Bürgerkrieg, der erst 1995 mit einem Friedensabkommen beendet werden konnte. Nach Wahlen im Jahr 1997 wurde Taylor, dessen Vater US-Amerikaner war, offiziell zum Präsidenten des Landes gewählt.

    Im Jahr 1999 wurden liberianische Truppen in anhaltende Kämpfe gegen Rebellen verwickelt, die auch Grenzkonflikte mit Truppen aus Guinea zur Folge hatten. Zugleich spielt das Land eine international kritisierte dubiose Rolle im Bürgerkrieg in Sierra Leone.

    Bereits seit 1989, dem Beginn des Bürgerkriegs, befindet sich Liberia unter einem Waffenembargo der UN. Auf Grund des Vorwurfs, Rebellen im Nachbarland Sierra Leone zu unterstützen, die in den dortigen Diamantengebieten agieren, wurden Anfang 2001 weitere Sanktionen von der UN angedroht. Präsident Taylor leugnet, dass er den Rebellen gegen geschmuggelte Diamanten Waffen verkauft. Die Rolle Liberias in den Bürgerkriegswirren im Dreiländereck zwischen Guinea, Sierra Leone und Liberia bleibt unklar, ebenso wie die weitere politische Entwicklung des Landes.

    Im August 2003 trat Taylor von seinem Amt zurück und ging ins Exil nach Nigeria. Die Rebellenorganisation LURD erklärte daraufhin den Bürgerkrieg für beendet. Der Geschäftsmann Gyude Bryant wurde zum Staatschef einer Übergangsregierung ernannt, deren Aufgabe es war, binnen zwei Jahren Wahlen vorzubereiten. Im Oktober 2005 wurde die Kandidatin der United Party, Ellen Johnson-Sirleaf zur neuen Präsidentin gewählt. Sie ist die erste Frau in Afrika, die durch eine Wahl das Amt eines Staatsoberhauptes erlangte.