Liberale Parteien

    Aus WISSEN-digital.de

    Bezeichnung für dem (politischen) Liberalismus nahe stehende Parteien.

    Der politische Liberalismus, der eng mit den Namen Locke, Voltaire, Montesquieu sowie mit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verbunden ist, zielt auf die freie Entfaltung des Individuums als oberstes Ziel. Schutz der Grundrechte, Rechsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, eine marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung, religiöse Toleranz und Entscheidungsfindung durch Konsens der relevanten gesellschaftlichen Gruppen bilden die Eckpunkte des politischen Liberalismus.

    Liberale Parteien entwickelten sich ab dem späten 18. Jahrhundert vor allem in England (Whigs), im 19. Jahrhundert in allen westeuropäischen Staaten. Sie vertraten in erster Linie die Interessen des - durch Industrialisierung u.a. - aufstrebenden städtischen Bürgertums. In England ging das Bürgertum zusammen mit dem Hochadel ein Bündnis gegen die durch die Konservativen (Tories) vertretenen Landadeligen ein.

    Nach der (bürgerlich-liberalen) Revolution von 1830 (Julirevolution) und 1948 (Märzrevolution) erlebten liberale Parteien - nicht zufällig gleichzeitig mit dem Kapitalismus - eine Blütezeit. In England wurde die liberale Partei zur dominierenden politischen Kraft (siehe auch Liberal Party). In Deutschland waren die Liberalen führend in der Zeit von 1848 bis 1878. Im Reichstag gab es die beiden liberalen Parteien Nationalliberale und Fortschrittspartei, zu denen sich 1911 die Fortschrittliche Volkspartei gesellte. Durch die Spaltung in verschiedene Parteien war der politische Einfluss der Liberalen in Deutschland allerdings begrenzt. Vor allem die Nationalliberalen entwickelten sich zu einer Stütze des politischen Systems des Kaiserreichs.

    Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verloren liberale Parteien mit der aufkommenden Arbeiterbewegung und mit dem Erstarken der Sozialdemokraten (siehe Labour und SPD) größtenteils ihre dominante Stellung im politischen Spektrum und wurden ab den 1920er Jahren durch den in vielen europäischen Ländern aufkommenden Faschismus und verstärkten Nationalismus weiter geschwächt. In der Weimarer Republik entstanden 1918 die Deutsche Volkspartei (DVP) unter Stresemann und die Deutsche Demokratische Partei (DDP) unter Naumann und Heuss. Beide Parteien verloren mit dem Erstarken der Nationalsozialisten zunehmend an Einfluss und mussten sich 1933 selbst auflösen. 1948 kam es unter Heuss und Dehler zur Gründung der Freien Demokratischen Partei (FDP); diese vereinigte die verschiedenen Strömungen des deutschen Liberalismus in einer Partei. Die FDP war von 1949 bis 1998 - mit einer kurzen Unterbrechung von 1966 bis 1969 - an allen deutschen Bundesregierungen beteiligt.

    Gleichzeitig mit der westdeutschen wurde in der DDR eine liberale Partei unter dem Namen Liberal-Demokratische Partei (LDP) gegründet, die 1952 in LDPD umbenannt wurde; im SED-Staat war die LDPD eine der Blockparteien.

    In vielen europäischen Staaten sind seit dem Zweiten Weltkrieg liberale Parteien ähnlich wie in der BRD vor allem als kleinerer Partner in Regierungskoalitionen zusammen mit konservativen und christdemokratischen, aber auch mit sozialdemokratischen Parteien in Erscheinung getreten. In kleineren Ländern wie in Belgien, Irland und den Niederlanden stellen oder stellten liberale Parteien auch den Regierungschef. Nach den Wahlen zum Europäischen Parlament 2004 bilden die Liberalen dort die drittgrößte Fraktion.

    Kalenderblatt - 20. April

    1844 Uraufführung des Märchens "Der gestiefelte Kater" von Ludwig Tieck.
    1916 Die USA drohen Deutschland mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, wenn Deutschland nicht die Torpedierung von Fracht- und Passagierschiffen aufgebe.
    1998 Die Terrororganisation RAF (Rote Armee Fraktion) erklärt sich selbst für "Geschichte" und löst sich auf.