Konstruktivismus

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    Zwischen 1915 und 1919 in Moskau begründete abstrakte Malrichtung. Verallgemeinernd werden häufig auch andere verwandte Kunstrichtungen wie De Stijl und Suprematismus unter diesem Oberbegriff zusammengefasst.

    Der Konstruktivismus wandte sich insbesondere gegen den gegenständlichen Expressionismus: Im Gegensatz zu diesem betonte der Konstruktivismus den Verstand statt das Gefühl, setzte Objektivität an die Stelle von Individualismus und Subjektivität. Zudem verstand er sich als universalistisch, die Grenzen zwischen den Gattungen wurden eingerissen.

    Der Konstruktivismus machte sich die Ingenieurkunst nutzbar und wandte sich der modernen Industrieproduktion zu. Die strenge Trennung zwischen den einzelnen Kunstgattungen - bildende Kunst, Architektur, Theater, Buchkunst, Fotografie, Film - sollte aufgehoben werden. Ziel sollte das Gesamtkunstwerk des Industriezeitalters sein. Als oberstes Leitbild galt dem Konstruktivismus die Technik, demzufolge stand die assoziationsfreie Komposition reiner geometrischer Gegenstände im Vordergrund.

    Basierend auf den Raumcollagen Picassos schuf Wladimir Tatlin um 1915 dreidimensionale Kunstwerke aus Holz, Glas und Metall, die er als „Konstruktionen“ bezeichnete. Darauf aufbauend realisierte El Lissitzky, der eigentlich Architekt war, um 1919 die ersten konstruktivistischen Arbeiten.

    1921 wurde in Moskau die Künstlergruppe der Konstruktivisten begründet, der auch Alexander Rodtschenko, Alexander Drevin und Ljubow Popowa angehörten. International bekannt wurden die russischen Konstruktivisten durch eine Ausstellung in Berlin im Jahr 1922. In Ungarn beispielsweise schloss sich Lászlò Moholy-Nagy der neuen Bewegung an, in Deutschland unter anderem Friedrich Vordemberge-Gildewart, Erich Buchholz, Werner Graeff und Willi Baumeister. In Russland selbst schränkte Lenins und Stalins Kunstpolitik, die die progressive Kunst der Revolutionszeit verketzerte, das Wirkungsfeld der Konstruktivisten stark ein und beschränkte sie auf die angewandte Kunst- Plakate, Buchumschläge und Werbegrafik.

    Die Ideen des Konstruktivismus gewannen Einfluss auf De Stijl und Bauhaus, wo sie weiterentwickelt wurden. Auch Op-Art, Kinetik und verwandte Richtungen wurden vom Konstruktivismus beeinflusst.