Kolonie (Geschichte)

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    ein sich in Abhängigkeit von einer fremden Macht befindendes Gebiet; siehe auch Kolonialismus.

    Im Altertum

    Seit etwa 1200 v.Chr. gründeten die Phönizier ("überseeische") Kolonien, d.h. Niederlassungen an Küstenplätzen, die zum Anknüpfen neuer Handelsbeziehungen günstig erschienen (besonders an der Nordküste Afrikas). Die berühmteste dieser Gründungen war Karthago. Bedeutend war die große Kolonisation der Mittelmeerküsten durch die drei griechischen Hauptstämme, in Form von Siedlungs-Kolonien von der Krim bis Südfrankreich, besonders an der Westküste Kleinasiens und an den Küsten Siziliens und Unteritaliens (Großgriechenland). Davon unterschieden sind die Kolonien der Römer: Nach militärpolitischen Gesichtspunkten angelegte Siedlungen auf Gemeindeland (ager publicus) außerhalb Roms, das mit ihnen seine Herrschaft sicherte. Zu Bewohnern wurden Soldaten, nachgeborene landlose Söhne usw. bestimmt, die das römische Bürgerrecht behielten; die Gründung solcher Militär-Kolonien blieb zunächst auf Italien beschränkt trotz gewaltiger Ausdehnung des römischen Herrschaftsbereiches.

    Im Mittelalter

    Die Besitzungen der führenden italienischen Stadtrepubliken Venedig und Genua im östlichen Mittelmeer ließen sich im Mittelalter mit den Handels-Kolonien der Phönizier und Griechen vergleichen, doch lagen ihrem Erwerb (keine Neugründungen) ausschließlich Handelsinteressen und keine kolonisatorischen Ideen zugrunde. Im Gegensatz dazu bedeutete die so genannte deutsche Ostkolonisation die kulturelle und wirtschaftliche Erschließung weiter Räume (z.T. mit gewaltsamer Unterwerfung der meist slawischen Vorbevölkerung verbunden). Doch sind die zahlreichen Neugründungen von Städten und Dörfern keine Kolonien im eigentlichen Sinne (vom "Mutterland" oder der "Mutterstadt" räumlich getrennte Herrschaftsbereiche), sondern gliederten sich organisch in die selbstständige politische Ordnung ein, die auf dem Kolonialboden bestand oder erwuchs.

    In der Neuzeit

    In der Neuzeit war die auf die großen Entdeckungen folgende "Eroberung der Erde" durch die europäischen Seemächte, die damit zu "Kolonialmächten" wurden, der alles bestimmende Vorgang, der im Zeitalter des Imperialismus (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) seinen Höhepunkt erreichte und dessen Abschluss durch die Unabhängigkeitsbewegung der "Kolonialvölker" im 20. Jh. eine politische Weltwende bedeutete. Mit der Steigerung der gewerblichen Produktion in den "Mutterländern" wuchs die Bedeutung der Kolonien als Rohstofflieferanten und Absatzmärkte. Politische Rechte wurden den Kolonien auch nicht zugestanden, als das vielfach missbrauchte Kolonialmonopol der Handelskompanien beseitigt und von Staats wegen eine geordnete Kolonialverwaltung eingerichtet wurde. Doch es begann durch die Gründung von Siedlungs-Kolonien (nach dem Vorbild der Holländer im Kapland) eine neue Entwicklung. Die weißen Siedler begannen sich gegen die politische Bevormundung und die wirtschaftliche Ausbeutung durch das Mutterland zu wehren. Bis zum Ersten Weltkrieg war die "Aufteilung der Erde" an die Kolonialmächte (neben den europäischen Staaten seit etwa 1900 auch Japan und die USA) in unterschiedlichen Formen ("Schutzgebiet", "Protektorat", "Pachtgebiet", "Einflusssphäre") praktisch abgeschlossen. Auch Deutschland war daran, wenn auch mit Verspätung, beteiligt (Deutsche Kolonien). Die bereits von den Physiokraten vorausgesagte rückläufige Bewegung kam im 19. Jh. im Abfall der südamerikanischen Kolonien von Spanien zum Ausdruck. Ihr entscheidendes Stadium bahnte sich nach dem Ersten Weltkrieg an und führte nach dem Zweiten Weltkrieg zu bereits weit fortgeschrittener Auflösung der alten Kolonialsysteme (England allein gestand 1945-1961 600 Millionen Bewohnern seiner Kolonien die Unabhängigkeit zu). In den noch verbliebenen Gebieten suchten die Kolonialmächte durch Reformen eine Neuordnung zu erreichen.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.