Kloster

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    (lateinisch: claustrum, "verschlossener Ort")

    Gemeinschaft und Gemeinschaftshaus der Ordensangehörigen; in Männerklöstern: Mönche (geistlichen Standes) und Laienbrüder, in Frauenklöstern: Nonnen, die die Ordensgelübde abgelegt haben und Laienschwestern.


    Kloster haben ihre Wurzel im Eremitentum des heiligen Antonius des Großen (gestorben 356) und in den von Pachomius (gestorben 346) zusammengefassten Ansiedlungen der Anachoreten in Tabennisi am Rand der oberägyptischen Wüste.

    Diese Grundform (Zusammenschluss weltab- und Gott zugewandter Eremiten) hat sich in der Ostkirche erhalten (Anlageschema: an der Umfassungsmauer aneinandergereihte Einzelklausen, in der Mitte des Komplexes die Kirche). Von koptischen Mönchen wurde diese Art des Klosterlebens nach Südfrankreich verpflanzt; von hier durch St. Patrick um 432 nach Irland und nach Abzug der römischen Legionen von der Donau unter Odoaker (vor 488) auch in Süddeutschland durch den heiligen Severin angeregt. Die Gründungen der iroschottischen Mönche, besonders Columbans (Kloster Luxeuil in Burgund, Bobbio in Oberitalien) und seines Schülers Gallus (St. Gallen) wurden zu kraftvollen Glaubens- und Kulturzentren.

    Vorbild für das eigentliche abendländische Klosterwesen wurde jedoch Monte Cassino, die Gründung Benedikts von Nursia um 530, dessen Regel sich auch in Süddeutschland mit dem Aufkommen der Domklöster durchsetzte, auch in den nach der bayerischen Einwanderung gegründeten Klöstern St. Emmeran in Regensburg, St. Stephan in Passau.

    Von den vielen Neugründungen überdauerten nur wenige (z.B. Tegernsee, Benediktbeuern) das 11. Jh. als Träger der Karolinger- und Ottonenkultur (bedeutendste Erziehungsstätten sind seit Karl dem Großen die Klosterschulen); Bildungszentren außer den genannten besonders Hirsau, Weißenburg, Lorch, Fulda, Hersfeld, Gandersheim; z.T. gleichzeitig Träger der Christianisierung und Förderer der Kolonisation im Osten.

    Gemäß der selbst auferlegten Aufgabe, das umliegende Gebiet weithin zu kultivieren, sind die abendländischen Klöster baulich umfassender angelegt und reicher gegliedert als die Klöster des Ostens. Der um den Kreuzgang konzentrierten "Klausur", dem eigtlichen Kern des Klosters (Kirche; Refektorium = Speisesaal, Dormitorium = Schlafsaal; Kapitelsaal) sind Schul-, Hospital- und Wirtschaftsgebäude angegliedert.

    Das Ganze bildete eine autarke, geschlossene Wirtschaftseinheit, war aber auch imstande, den Bedarf an bestimmten Fernhandelswaren (besonders für kultische Zwecke) durch den Absatz überschüssiger (besonders handwerklicher) Produkte auf dem Markt auszugleichen. Vorbildlich in rationaler Wirtschaftsgestaltung wurden die Klöster der Zisterzienser. Großzügige Gründungsprivilegien, überragende Leistungen oder enge Bindungen an das Königtum sicherten vielen Abteien die Reichsunmittelbarkeit.

    Von gesamtabendländischer Bedeutung im hohen Mittelalter, besonders für den Machtkampf zwischen Papsttum und Kaisertum, war die vom Kloster Cluny ausgehende Erneuerungsbewegung, die auch nach Deutschland übergriff, wo Hirsau zum Mittelpunkt der Reformklöster wurde. Der im späten Mittelalter einsetzende innere Verfall des Klosterwesens wurde durch die Aufhebung vieler Klöster im Zeitalter der Reformation beschleunigt. Die besonders im 18./19. Jh. fortschreitende Säkularisierung (Verweltlichung) änderte weithin die Struktur des Klosterwesens.

    Auch in anderen Religionen gibt es Klöster: im Buddhismus, Lamaismus (besonders Tibet), Taoismus (China) und im Islam (Derwischorden). In neuerer Zeit entstanden auch protestantische klosterähnliche Gemeinschaften (Taizé).