Karolingische Kunst

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    Epochenbezeichnung für die Kunst des Fränkischen Reichs im Frühmittelalter von ca. 790 bis zum 10. Jh.


    Die Anfänge der karolingischen Kunst liegen in den Bemühungen Karls des Großen um eine Erneuerung des Heiligen Römischen Reiches vor dem Hintergrund des römischen Imperiums. In allen Bereichen der Kultur, der bildenden Kunst, der Poesie und Prosa strebte man danach, auf das geistige Erbe der Antike bzw. Spätantike zurückzugreifen. Deshalb wird für diesen Zeitraum auch der Begriff der Karolingischen Renaissance gebraucht.

    Architektur

    Die karolingische Kunst hat v.a. bedeutende Kirchenbauten geschaffen. Die meisten Bauten der karolingischen Kunst sind allerdings nicht mehr erhalten.

    Eines der Hauptbeispiele ist der achteckige, mehrgeschossige Bau der Pfalzkapelle in Aachen (792-805), die in der Form auf antike Zentralbauten zurückgeht (San Vitale, Ravenna). Längsbauten in Form der antiken Basilika wurden durch ein Westwerk ergänzt (Centula, St. Riquier, 790-99; Corvey, 873-885), das wahrscheinlich von antiken Stadttoren abzuleiten ist. Ein idealer Bauplan für ein Kloster ist im St. Gallener Klosterplan erhalten.

    Kaiserliche Pfalzen entstanden in Aachen, Ingelheim, Paderborn und Trier; ihr genaues Aussehen konnte anhand von Ausgrabungen rekonstruiert werden.

    Malerei

    Aus Schriftquellen ist bekannt, dass Paläste und Kirchen mit großen Wandmalereien geschmückt waren. Davon haben sich nur Reste erhalten, z.B. die Fresken in der Klosterkirche St. Johann, Müstair (Schweiz), entstanden um 800.

    Im Gegensatz zu Byzanz, wo im Bilderstreit viele Kunstwerke zerstört wurden, blühte im Frankenreich die Malkunst. Zahlreiche Klöster besaßen bedeutende Schulen der Buchmalerei (Lorsch, Metz, Trier, Reims), die wichtigste war die so genannte Hofschule Karls des Großen (Krönungsevangeliar, Ende 8. Jh., Schatzkammer, Wien). Die Maler dieser Miniaturen griffen für ihre Evangelistendarstellungen auf spätantike Vorbilder zurück.

    Bildhauerei

    Zahlreiche hochwertige Werke der Kleinkunst haben sich erhalten: kostbare Buchdeckel aus Gold, Emaillearbeiten und Elfenbein (Perikopenbuch Heinrichs II., 820/30, Bayerische Staatsbibliothek München), Bronzeplastiken (Reiterstatuette Karls des Großen, um 860, Louvre, Paris) und Altarverkleidungen (Volvinius-Antependium, vor 850, S. Ambrogio, Mailand). Großplastiken sind aus karolingischer Zeit nicht überliefert, sie tauchen erst im Zeitalter der ottonischen Kunst (Ende 10. Jh.) auf.