Jean-Bertrand Aristide

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    haitianischer Politiker; * 15. Juli 1953 in Port Salut

    Jean-Bertrand Aristide studierte in Israel, England und Kanada mit Hilfe des Salesianer-Ordens Psychologie, Philosophie und Theologie. 1982 ließ er sich zum Priester weihen. Mit seiner Organisation "Fanmi Lavalas" (FL) stellte er sich gegen die Regierung Duvalier und machte sich für die Armen stark. 1991 wurde er zum Staatspräsidenten gewählt und noch im gleichen Jahr durch einen Militärputsch ins Exil gezwungen. Mithilfe von massivem Druck der USA konnte er 1994 die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen. Doch auch "Titid", wie er von seinen Anhängern genannt wird, schaffte es nicht, die durch Gewaltherrschaft von "Papa Doc" Duvalier und Militär erschütterte Republik zu stabilisieren. Obwohl er das Militär abschaffte, herrschten in Haiti Gewalt und Unterdrückung durch Schlägertrupps. Der ehemalige Priester propagierte nun eine Mischung aus Befreiungstheologie und karibischem Geisterkult.

    Da die Verfassung Haitis nur zwei Amtszeiten hintereinander vorsieht, musste Aristide sein Amt 1996 an seinen Parteifreund René Préval abgeben. Doch in umstrittenen Wahlen 2000 gewann er erneut und ließ sich zum Präsident auf Lebenszeit ernennen. In der Folge kam es immer häufiger zu Demonstrationen und Unruhen, die sich 2004 schließlich zu einem bewaffneten Aufstand entwickelten, der das ganze Land erfasste. Am 29. Februar 2004 trat Aristide zurück und floh nach Südafrika, wo er sich seitdem aufhält. Er sieht sich jedoch weiterhin als rechtmäßiger Präsident des Landes.