Jüdische Literatur

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    Grundlage des Schrifttums sind die 39 Bücher des Alten Testaments; abweichend vom christlichen Kanon werden sie eingeteilt in Thora (1.-5. Mose), Nebiim (Propheten) und Ketubim (Schriften). Diese Bücher entstanden vom 9. bis ins 2. Jahrhundert v.Chr. Dazu kommen außerkanonische Schriften, die nur in griechischer Übersetzung überliefert sind, und apokalyptische Werke. In jüdischen Gemeinden, die sich im kulturellen Einflussgebiet des Hellenismus befanden, gab es eine reiche jüdische Literatur in griechischer Sprache, unter anderem Philon von Alexandria (15/10 v.Chr. bis um 45/50 v.Chr.), Josephus Flavius (37 oder 38 bis um 100); da jedoch die christliche Kirche einen Großteil davon zum Aufbau ihrer eigenen Tradition benutzte, blieb deren Wirkung auf das Judentum zunächst gering. Dagegen wurden die Überlieferungen und religiös-gesetzlichen Interpretationen in den tannaitischen Midraschim, in Mischna und Tosefta zusammengefasst. Im Talmud (hebräisch: "Lehre") wurde die jüdische rabbinische Tradition endgültig redigiert: Jerusalemer Talmud (5. Jahrhundert), babylonischer Talmud (7. Jahrhundert).

    Die Gebetslyrik und Hymnik bekam im 9. Jahrhundert ihre endgültige Gestalt. Vom 10. Jahrhundert an bildeten sich in Europa neue Zentren der jüdischen Kultur aus. Im islamischen Spanien führten jüdische und arabische Schriftsteller und Gelehrte gemeinsam die antike Tradition fort: Sprachwissenschaft, Religionsphilosophie und Dichtung nahmen großen Aufschwung. In Lothringen und im Rheinland wurde der Talmudismus weiter ausgebaut, ebenso später in Polen. Daneben entwickelte sich in Spanien und in Palästina die Kabbala, die jüdische Mystik. Im 18. Jahrhundert entstand in Polen eine Literatur in jiddischer Sprache, zunächst überwiegend mit religiösen Themen befasst. Im 19. Jahrhundert wurde sie das Medium, in dem die Konflikte zwischen ostjüdischem Traditionalismus und gesellschaftlichem Umbruch, bis hin zu den traumatischen Erfahrungen der nationalsozialistischen Verfolgung, gestaltet wurden (Abraham Goldfaden, 1840-1917, Scholem Aleichem, 1859-1916, Jizchak Leib Perez, 1851-1915; in ihrer Nachfolge Isaak Bashevis Singer, 1904-1991). In West- und Mitteleuropa verlor sich die religiöse Gebundenheit wie auch der Gebrauch des Hebräischen.

    Die großen jüdischen Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts schrieben in den Sprachen der Länder, in denen sie lebten, ihre Werke wurden Bestandteil der jeweillgen Nationalliteratur. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand im Staat Israel eine neue jüdische Literatur (Mosche Ya'akov Ben-Gavriêl, 1891-1965; Ephraim Kishon, 1924-2005).

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.