Italien (Literatur)

    Aus WISSEN-digital.de

    Bis zum 12. Jh. wurden die literarischen Werke in Italien in Mittellatein abgefasst. Eines der ersten Zeugnisse italienischer Literatur bildet, als erster Ausdruck mittelalterlicher Gefühlswelt, der "Cantico del Sole" ("Sonnengesang", 1224) des Franz von Assisi, ein Werk der umbrischen Laudendichtung.


    Ins 13. Jahrhundert fallen auch die Anfänge der italienischen Novellistik. Die "Divina Commedia" (1321) von Dante Alighieri aus dem 14. Jh. stellt ein herausragendes Werk der Weltliteratur dar. Dante machte sich daneben um die Aufwertung des toskanischen Dialektes zur italienischen Hochsprache verdient. Auf dieser Basis entstand die Lyrik F. Petrarcas und die Prosa G. Boccaccios (14. Jh.). Mit dem "Decamerone" führte Bocaccio die Form der Novelle in der italienischen und europäischen Literatur ein.

    Das 15. Jahrhundert brachte den Triumph der Renaissance. Das bedeutendste Werk dieser Zeit ist der "Orlando Furiosos" des Lodovico Ariosto. Pietro Aretino zeichnete sich vor allem als Polemiker und Satiriker aus; in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s kündete sich der durch Michelangelo vorbereitete Barock an, dessen wichtigste Vertreter Torquato Tasso ("Gerusalemme liberata") und Benvenuto Cellini wurden. Kirchliche Zensur dämpfte im 17. Jahrhundert die Produktion großer Literatur; im 18. Jahrhundert wurde von Scipione Maffei (1675-1755) und Carlo Gozzi unter Aufnahme von Elementen der volkstümlichen "Commedia dell' Arte" die moderne Komödie mitbegründet. Anfang des 19. Jahrhunderts stehen die Klassizisten Giuseppe Parini (1729-99) sowie Vincenzo Monti (1754-1828) und Vittorio Alfieri (1749-1803).

    Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts stand im Zeichen des "Risorgimento", der gegen die Fremdherrschaft gerichteten politischen Bewegung. Ihre hervorragendsten literarischen Vertreter waren Giuseppe Mazzini und Allessandro Manzoni. Im geeinten Italien (seit 1870) wirkten die Romanschriftsteller Antonio Fogazzaro (1842 bis 1911) und Giovanni Verga; letzterer begründete die italienische Variante des Realismus, den Verismus.

    In der italienischen Literatur gab nach dem 1. Weltkrieg Luigi Pirandello dem Theater neue Impulse und errang als Dramatiker Weltruf; bedeutsam war auch seine Novellistik ("Sechs Personen suchen einen Autor"). E.F. Marinetti führte die von ihm begründete revolutionäre Dichtung des Futurismus geradewegs dem Faschismus in die Arme. Dagegen versuchten Lyriker wie Eugenio Montale, G. Ungaretti und S. Quasimodo ihr Schaffen (Hermetismus) von politischen Einflüssen freizuhalten.

    Während des Zweiten Weltkriegs und vor allem danach setzte sich eine sozialkritische Literatur ("Neorealismus") durch, als deren Hauptvertreter C. Pavese, C. Levi und Ignazio Silone gelten. Zu internationalen Erfolgsautoren wurden Curzio Malaparte, Giuseppe Tomasi di Lampedusa, Giovanni Guareschi und Umberto Eco ("Der Name der Rose"). Daneben sind die weiblichen Autorinnen zu nennen, die sich oft mit emanzipatorischen Themen befassen, wie N. Ginzburg, Dacia Maraini, Mariateresa Di Lascia u.a. Als weitere wichtige Erzähler der italienischen Gegenwartsliteratur gelten A. Tabucchi, F. Camon und G. Manganelli.