Henri Nannen

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    deutscher Publizist und Journalist; * 25. Dezember 1913 in Emden, † 13. Oktober 1996 in Hannover

    Henri Nannen absolvierte 1933 eine Buchhändlerlehre, studierte in München 1934-37 Kunstgeschichte und arbeitete bereits als Student beim Reichssender München als Reporter. Bis zum Kriegsbeginn war er Schriftleiter der Zeitschrift "Die Kunst". Von 1939 bis 1945 gehörte er einer Luftwaffen-Propagandakompanie als Leutnant der Reserve an. Gegen Kriegsende wirkte er im Kampfpropaganda-Unternehmen "Südstern" in Italien mit, das mit Flugblättern auf die der 10. deutschen Armee gegenüberliegenden amerikanischen Soldaten einwirken sollte. Die Flugblätter waren illustriertenähnlich aufgemacht.

    Nach dem Krieg gab Nannen in Pyrmont die Jugendzeitschrift "Zickzack" heraus und machte aus ihr den "Stern" (1948). Das Blatt zeigte sich stets angriffslustig, unternahm im Laufe der Jahre mehrfach Kurskorrekturen, hatte indes immer neue, oft verblüffende Ideen. 1958 bot der "Stern" dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Ulbricht an, Berichte eines DDR-Redaktionskollegiums eine bestimmte Zeit lang ungekürzt im Stern zu veröffentlichen, wenn einige bundesdeutsche Reporter zur gleichen Zeit aus der DDR ungehindert berichten dürften. Ulbricht lehnte ab.

    Als in Volkach Riemenschneiders Madonna mit dem Rosenkranz geraubt worden war, bot Nannen den Tätern 100 000 Mark für die Rückgabe an, ohne sie an die Polizei zu verraten. Tatsächlich tauschten die Täter die Madonna gegen Nannens Geld um, der nun das Volkacher Ehrenbürgerrecht genießt.

    Der Presserat rügte den Stern, als darin die Abschrift eines geheim abgehörten Telefongesprächs zwischen Kurt Biedenkopf und Helmut Kohl abgedruckt wurde.

    Nannen schuf die Aktion "Jugend forscht", die hervorragende Ergebnisse brachte. Als 1973 in Äthiopien eine Dürrekatastrophe ausbrach, rief Nannen im Stern zu einer Spendenaktion auf, die in wenigen Wochen 22 Millionen Mark einbrachte.

    Mit Ablauf seines Vertrages zog sich Nannen 1983 auf die eigens für ihn geschaffene Position eines Stern-Herausgebers zurück und erklärte, sich nun dem Kunsthandel widmen zu wollen. Er schenkte 1986 der Stadt Emden ein Museum mit wertvollen Exponaten moderner Malerei.