Haustierhaltung

    Aus WISSEN-digital.de

    auch: Domestikation;

    Die Nutzung gezähmter Wildtiere, "das größte (biologische) Experiment, das der Mensch je unternahm" (Herre). Zusammen mit dem Ackerbau ermöglichte sie dem Menschen erst den Aufstieg zu höherer Lebensstufe und zu intensiverer und leichterer Nahrungsgewinnung.

    Ausschaltung der natürlichen Auslese (Pferche als Schutz gegen Vermischung mit Wildtieren), Stallhaltung, veränderte Ernährungsweise, neue Umweltverhältnisse, Züchtung und neue Aufgaben (Bespannung, Dressur, Fleisch-, Woll- und Milchgewinnung) führten allmählich zu den biologischen Formen der heutigen Haustiere.

    Früheste nachweisbare Zeugnisse für die Haustierhaltung liegen etwa 10 000 Jahre zurück; aus der Zeit um 8 500 v.Chr. stammen die Funde von Resten domestizierter Schafe der Siedlung Zami Chenci Shanidor im Vorderen Orient. Fast ebenso alt sind Reste von Hunden auf Fundplätzen des Natufian im Irak, wo die große Zahl von Jungtieren darauf hinweist, dass der vom Wolf oder Schakal abstammende Hund anfangs nicht nur als Jagdhelfer oder Hauswächter gehalten wurde, sondern auch als Fleischtier, was heute noch in Peru oder in China der Fall ist. Älter ist vielleicht die Haltung der Fleisch und Milch liefernden Ziege (Funde im Libanon). Jedenfalls scheint die (leichtere) Domestikation von kleineren Haustierformen der Nutzung von Großtieren, wie des Rindes, vorangegangen zu sein (Hausrinder zuerst im Zweistromland und in Europa). Das Pferd, bis in die jüngere Steinzeit eines der wichtigsten Jagdtiere des Menschen, ist als Zugtier am Deichselwagen im 3. Jt. v.Chr. (Sumer), vor den Streitwagen gespannt im 2. Jt. v.Chr. (indogermanische Streitwagenvölker) und als Streitross im 1. Jt. v.Chr. (Vorderer Orient) nachgewiesen. Das Haushuhn wurde aus einem ostindischen Wildhuhn gezüchtet, die Hausgans vermutlich aus einer altägyptischen Wildgans.