Handwerk

    Aus WISSEN-digital.de

    Allgemeines

    Berufsstand bzw. Organisationsform der gewerblichen Wirtschaft. Handwerkliche Arbeiten werden zumeist mit der Hand unter Benutzung von Werkzeugen ausgeübt. Es findet keine Arbeitsteilung oder Spezialisierung und Rationalisierung durch Maschinen statt wie in der Industrie. Charakteristisch für das Handwerk sind kleine und mittlere Handwerksbetriebe mit fachlich ausgebildeten Arbeitskräften. Die hergestellten Produkte sind in der Regel keine Massenware, sondern kundenspezifische Einzelanfertigungen.


    Eine Sonderstellung nimmt das Großhandwerk (Bau- und Zimmerhandwerk) ein: Neben Auszubildenden und Gesellen wird hier eine große Zahl von Hilfsarbeitern beschäftigt.

    Als zweitstärkster Wirtschaftsbereich in Deutschland stellt das Handwerk einen wesentlichen Teil des Mittelstandes dar. In strukturschwächeren Regionen trägt es zur Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen bei.

    Handwerksberufe

    Die Ausübung des Handwerksgewerbes ist in Deutschland streng reglementiert. Sämtliche Handwerker werden in Verzeichnissen, den so genannten Handwerksrollen, von den regionalen Handwerkskammern geführt. Voraussetzung für die Leitung eines eigenen Handwerksbetriebes ist in vielen Berufsbereichen eine mehrjährige Tätigkeit als Geselle im Anschluss an die Lehre und die Ablegung einer Meisterprüfung (siehe Befähigungsnachweis). Seit 2004 ist in 53 zulassungsfreien berufen die Meisterprüfung nicht mehr Voraussetzung für die Ausübung.

    In der Handwerksordnung ist die Organisation des Handwerks in Deutschland festgelegt: Danach gliedert sich das Handwerk in die Zweige Bau- und Ausbaugewerbe, Metall- und Holzgewerbe, Bekleidungs-, Textil- und Ledergewerbe, Nahrungsmittelgewerbe sowie Glas-, Papier-, keramische und sonstige Handwerksgewerbe. Die Innungen (Landes-, Bundesinnungsverbände) dienen zur Vertretung der gewerblichen Interessen gleicher oder verwandter Handwerke eines Kreises (bzw. eines Landes oder der ganzen Bundesrepublik). Die Innungen eines Kreises bilden die Kreishandwerkerschaft. Spitzenorganisation des Gesamthandwerks in Deutschland ist der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Bonn.

    Geschichte

    Das Handwerk ist die älteste Form gewerblicher Tätigkeit und geht in allen Kulturen aus der geschlossenen Hauswirtschaft hervor. Sobald Gegenstände über den Bedarf der eigenen Familie hinaus und mit dem Ziel des Erwerbs hergestellt werden, findet der Begriff Handwerk Anwendung. In den Hochkulturen des Altertums wurden handwerkliche Tätigkeiten meist von Unfreien oder Halbfreien auf den Höfen der Grundherren verrichtet, um deren Eigenbedarf an gewerblichen Produkten zu decken.

    Seit Mitte des 12. Jh.s nahmen Zahl und Größe der Städte in Europa erheblich zu, Handwerker siedelten sich nun in den Städten an und schlossen sich zu Zünften zusammen. Das Goldene Zeitalter des Handwerks begann nach der Zeit der großen Pestumzüge im 14. Jh.

    Während der Zeit des Absolutismus gerieten die Zünfte zunehmend unter staatlichen Druck. Die Zünfte verhinderten die Modernisierung der Produktionsverfahren und wollten keine neuen Handwerkerfamilien mehr aufnehmen.

    Am Ende des 18. Jh.s geriet das Handwerk durch die Massenerzeugung der Manufakturen in eine schwere Krise. Das Aufkommen industrieller Produktionsformen im Zuge der industriellen Revolution und der Fabriken im 19. Jh. erschwerte die Situation des Handwerks zusätzlich. Aus Protest gegen die Beseitigung der überlieferten Zunftrechte und Lebensformen entstand in der ersten Hälfte des 19. Jh.s die Handwerkerbewegung, die die Errichtung einer berufsständischen Handwerksordnung bewirkte.

    Auf Qualitätsarbeit ausgerichtete Handwerksbetriebe konnten sich behaupten, neue Handwerkszweige entstanden. Im Laufe der Zeit vollzog sich ein Strukturwandel: Alle serienmäßig herzustellenden Produkte fielen der Industrie zu, während alle Güter, die eine individuelle und hochwertige Handarbeit verlangen, dem Handwerk verblieben (z.B. das Kunsthandwerk; siehe Kunstgewerbe).