Grünalgen

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    (Chlorophyta)

    Die Grünalgen sind eine sehr wichtige und umfangreiche Algengruppe. Innerhalb dieses Stammes findet man Einzeller, Zellkolonien und Vielzeller (Zellfäden, Zellflächen und Zellkörper). Die Entstehung solcher Vielzeller lässt sich bei geißeltragenden Süßwassergrünalgen gut beobachten.

    Zu den Einzellern unter den Grünalgen gehört Chlamydomonas. Kolonien bildet z.B. die Sternchenalge (Pandorina), bei der jeweils 16 Zellen von einer gemeinsamen Gallerthülle umgeben sind. Bei Eudorina bilden 32 Zellen zusammen eine Gallerthohlkugel. Bei der Kugelalge (Volvox) schließlich sind mehrere tausend Einzeller zu einer Hohlkugel zusammengelagert, wobei ihre Geißeln jeweils nach außen gerichtet sind.

    Die Einzelzellen sind durch Plasmabrücken (Plasmodesmen) miteinander verbunden. Zur Vermehrung sind nur noch wenige Zellen an einem Pol der Kugel befähigt; diese liefern Tochterkugeln, die im Inneren zu liegen kommen. Sie werden durch Aufplatzen der Mutterkugel frei; diese geht dabei zugrunde. Dies ist das erste Auftreten eines natürlichen, physiologischen Todes. Volvox ist also keine Zellkolonie mehr, sondern ein Individuum.

    Grünalgen kommen im Süß- und Meerwasser vor, einige auch an Land (Luftalgen, z.B. Trentepohlia). Sie besitzen dieselben Chlorophylle wie die Blütenpflanzen. Durch diesen Chlorophyllgehalt sind sie meist grün gefärbt und können nur von anorganischen Stoffen leben. Die Farbstoffe sind in Chromatophoren von sehr verschiedener Gestalt lokalisiert.

    Zu den Grünalgen gehören unter anderem die im Süßwasser häufig vorkommende Cladophora, das Wassernetz (Hydrodictyon), der im Wattenmeer häufige Meersalat (Ulva), der große blattförmige, ungegliederte Körper ausbildet. Die Gattung Caulerpa hat außer blattartigen auch wurzelartige Gebilde, mit denen sie im Meeresboden verankert ist.

    Da sie keine Zellwände zwischen den einzelnen Zellen ausbildet, liegen hier Tausende von Zellkernen gleichmäßig im Plasma verteilt. Im Mittelmeer kommt die Schirmalge (Acetabularia) vor, die einem kleinen Schirmchen ähnlich sieht.

    Die Fortpflanzung der Grünalgen geschieht ungeschlechtlich, meist durch begeißelte Sporen (Zoosporen), seltener durch unbegeißelte (Aplanosporen). Die geschlechtliche Vermehrung findet im einfachsten Fall durch Bildung und Vereinigung gleichgestaltiger, geißeltragender Gameten (als Isogamie) statt. Die Verschmelzung führt zur Zygote. Bei höherentwickelten Formen sind die Gameten ungleich gestaltet; dabei ist der weibliche Gamet größer (Anisogamie).

    Bei den höchststehenden Formen schließlich bleibt der große weibliche Gamet unbeweglich; er wird zur Eizelle, während die sehr kleinen begeißelten männlichen Gameten die Samenzellen darstellen (Oogamie). Die Eizellen werden in Oogonien, die Samenzellen in Antheridien gebildet.

    Nur bei der Ordnung der Jochalgen (Conjugales) weichen die Fortpflanzungsverhältnisse stark ab. Zu dieser Ordnung gehört die in fast jedem Tümpel vorkommende fädige Schraubenalge (Spirogyra), die ihren Namen von ihren schraubenförmigen Chromatophoren hat, sowie die in Moorgewässern häufig zu findenden Zieralgen (z.B. Closterium).

    Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung (vor allem im Herbst) bildet sich zwischen zwei Zellen verschiedener Individuen eine Verbindung aus, die jochartiges Aussehen besitzt. Über diese Brücke wandert der Inhalt einer Zelle in die andere hinüber und verschmilzt dort mit deren Inhalt zu einer Zygospore oder Jochspore, die überwintern und im nächsten Frühjahr auskeimen kann.

    Die Grünalgen sind ein sehr alter, bis ins Paläozoikum zurückreichender Pflanzenstamm, der sowohl an der Bildung paläozoischer Kohlenlager als auch am Aufbau der alpinen Trias beteiligt ist.

    Der Stamm hat sich offenbar selbstständig entwickelt und weist keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Algenstämmen auf. Jedoch werden bestimmte Grünalgenformen als Ausgangspunkt der Entwicklung zu den verschiedenen Gruppen der Moose (Bryophyta) und Farne (Pteridophyta) angesehen. Deshalb sind diese Grünalgen auch von besonderem phylogenetischen Interesse.

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