Geschichte: Sparta

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    Die Entwicklung der griechischen Polis verlief in den verschiedenen Regionen völlig unterschiedlich. In Sparta zum Beispiel behauptete die dorische Herrenschicht der Spartiaten die politische Vormachtstellung und Alleinherrschaft, in Korinth entstand die Tyrannis, während es in Athen zur Ablösung der Adelsherrschaft (Timokratie) durch die Demokratie kam, die, mit Ausnahme der Sklaven, alle Schichten des freien Volkes an der Regierung der Polis teilhaben ließ.

    Sparta bildete seine Polis durch die Zusammenlegung von vier Dörfern, zu denen später noch ein fünftes hinzukam. Die mit Vollbürgerrecht ausgestatteten Spartiaten verachteten bäuerliche und handwerklich-gewerbliche Tätigkeiten und lebten nur für den Krieg, den eigentlichen Beruf des adligen Mannes. Sie verfügten ursprünglich über etwa gleich große Landlose in der Eurotas-Ebene. Die zu staatseigenen Hörigen unterdrückten, aus vordorischer Zeit hier lebenden Landbewohner, die Heloten, bebauten sie im Auftrag der Herrenschicht und mussten die Hälfte des Ernteertrags abliefern.

    Den größten Teil des Heeres stellten die Periöken ("Umwohnende", wahrscheinlich Dorer wie auch Nicht-Dorer); sie waren die Bewohner von Städten in Lakonien und Messenien, die im Inneren weitgehend autonom waren, außenpolitisch und militärisch aber von Sparta abhingen. Die Periöken waren keine Vollbürger und sie hatten kein Stimmrecht in der spartiatischen Volksversammlung.

    Zwei Könige und ein aus 28 Mitgliedern bestehender Rat der Alten (Gerusia) standen an der Spitze des Staates. Die Aufsicht über die Einhaltung der Gesetze übten die fünf Ephoren aus, die im Laufe der Zeit als Träger der eigentlichen Regierungsgeschäfte immer mächtiger wurden. Die spartanische Bezeichnung dieser Staatsordnung als "Verfassung des Lykurg" (so der Name des mythischen Gesetzgebers) ist irreführend, denn sie ist nicht das Ergebnis eines einmaligen Gesetzgebungsaktes, sondern einer langandauernden Entwicklung.

    Schon bald strebte Sparta nach einer Erweiterung seines Herrschaftsbereiches. Allmählich unterwarf es sich den größten Teil der Peloponnes; die Bewohner Messeniens mussten das Schicksal des Helotentums hinnehmen.

    Nach und nach verschwand im spartanischen Herrschaftsbereich das ursprünglich freie Bauerntum der vordorischen Bewohner. Wo es sich halten konnte, wie in der mittelgriechischen Landschaft Böotien, stand es im bewussten Gegensatz zur Welt des Adels mit ihren Kampfspielen und Wagenrennen. In Hesiods Dichtung hat dieses Weltbild der Bauern um 700 v.Chr. seinen deutlichsten Ausdruck gefunden. Der Wert der harten bäuerlichen Arbeit und der Glaube an eine göttliche Gerechtigkeit gegenüber adliger Willkür sind Hauptthemen seines großen ethischen Lehrgedichts "Werke und Tage", in dem sich ebenso wie in dem kosmologischen Epos "Theogonie" (wörtl. "Geburt der Götter") auch das allmähliche Erwachen eines individuellen schöpferischen Bewusstseins spiegelt: Der Dichter als Person tritt ins Licht der Geschichte.

    Um 650 versuchten die unterdrückten Messenier einen großen Aufstand gegen ihre spartanischen Herren. Doch erst die Entwicklung einer neuen Kampfweise ermöglichte es diesen, den fast dreißigjährigen Krieg zu gewinnen: Es bildete sich die schwerbewaffnete Phalanx der Fußtruppen (Hopliten), die als gepanzerte Kampfgruppe auftrat und die alte Kampftechnik adliger Einzelkämpfer auf Streitwagen oder zu Pferde ablöste. Scharfe Disziplin, ständige Übung, dauernde Kampfbereitschaft auch in der geistigen Haltung und körperliche Härte kennzeichnen den Typus des neuen spartanischen Soldaten, auf dessen Aufgaben schon die Jugend Spartas durch eine harte Erziehung im Militärlager vorbereitet wurde.

    Das Jahr 550 v.Chr. bringt einen Wendepunkt der spartanischen Außenpolitik. Es werden keine Annexionen mehr vorgenommen, sondern mit der Zeit Bündnisse mit fast allen Staaten der Peloponnes abgeschlossen. In diesem als "Peloponnesische Liga" bezeichneten Bündnissystem übt Sparta die Hegemonie aus. Sparta war das Musterbeispiel eines reinen Militärstaates, dem kulturelle Aufgaben und Bestrebungen mehr und mehr fremd wurden. Wenn man unter Militarismus die Vorherrschaft militärischen Denkens über alle anderen Lebensbereiche eines Staates und Volkes versteht, so bietet Sparta das erste greifbare Beispiel der Weltgeschichte für ein militaristisches Staatswesen.