Geschichte: Augustus

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    römischer Kaiser; * 23. September 63 v.Chr., † 19. August 14

    Auch Octavian, später Augustus (der Erhabene) genannt, stützte seine Macht wie Cäsar auf das Imperium, die oberste Militärgewalt, auf das Tribunal und den obersten Priesterrang. Seine Absicht war, altrömische republikanische Traditionen in die neue Form der persönlichen Herrschaft hinüberzuretten.


    ein Prinzipat stellte einen Ausgleich zwischen monarchischen und republikanischen Elementen dar; wenigstens äußerlich blieben die Rechte des Senats und der Beamten unangetastet. Freilich verloren diese Grundsätze nach dem Ende seiner eigenen Regierungszeit (31-14 n.Chr.) rasch an Bedeutung, wenn auch das Prinzipat staatsrechtlich und staatstheoretisch bis 284 in Geltung blieb.

    Der Senat, dessen Vertretern seit 27 v.Chr. die Verwaltung militärisch unbedeutender Kolonien übertragen wurde, blieb indes auch unter Augustus ohne wirkliche Macht. Die großen, wehrkräftigen Provinzen wie Gallien, Spanien, Syrien und Ägypten wurden von einer straff organisierten und gut besoldeten kaiserlichen Beamtenschaft verwaltet. Die Volksversammlung spielte ihre Scheinrolle weiter. Die ernsthaften sozialreformerischen Versuche Cäsars, das Besiedlungsprogramm ausgenommen, wurden jedoch von Octavian nicht fortgesetzt.

    Beendet war aber das Zeitalter der Bürgerkriege und der Eroberungen. Innerer und äußerer Friede ("Pax Augusta") herrschte im Weltreich. Grenzkriege im Osten gegen die Parther und im Norden gegen die Germanen fielen selbst bei so empfindlichen Rückschlägen wie der Varusschlacht 9 n.Chr. im Teutoburger Wald und dem Sieg des Cheruskerfürsten Arminius kaum ins Gewicht und hatten für den Mittelmeerraum wenig Bedeutung. Wichtiger war der Gewinn der Donaugrenze. Und dennoch markiert die Schlacht im Teutoburger Wald, deren genaue Ortsbestimmung noch immer umstritten ist, eine weltgeschichtliche Zäsur. Sie bezeichnet einen Wendepunkt, an dem sich entschied, dass Freiheit und Sonderentwicklung der Völker die nächsten Jahrhunderte bestimmen sollten und nicht die globale Ausdehnung des römischen Weltreiches.


    Durch Gesetze wider den Luxus der Reichen, zur Gesundung des ehelichen Lebens, zur Bekämpfung der Ehelosigkeit und Kinderarmut versuchte Augustus die altrömischen Tugenden wieder aufzurichten. Der Einfluss östlicher Gesittung und Kultur wurde verringert. Rom wurde durch gewaltige Bauten in den Rang einer Weltmetropole erhoben. Eine reiche Epoche römischer Literatur begann. Vergil schuf das Heldenepos der Römer, die "Äneis", die Oden des Horaz verherrlichten alte Römerart, der Historiker Livius beschrieb in seiner "Römischen Geschichte" die Vergangenheit aus dem Bewusstsein der historisch-politischen Gipfelhöhe, die Rom unter Augustus erreicht hatte.

    Die Großräumigkeit des Imperiums förderte den Austausch gewerblicher Erzeugnisse. Römisches und italisches Unternehmer- und Handwerkertum drang - meist im Gefolge der Legionen - in die Provinzen ein und schuf neue Märkte und bodenständige Großgewerbe (Industrien). Es trug damit zur Romanisierung Europas und des Mittelmeerraums bei, die im Übrigen auch durch die römische Verwaltung, das römische Militärwesen, die römische Rechtsprechung und die lateinische Sprache vorangetrieben wurde. In gewissem Umfang erholte sich auch das italische Bauerntum, obwohl die Vorherrschaft des Großgrundbesitzes keineswegs gebrochen war.

    Die römischen Eliten sollten ausgesöhnt und im Beamtentum und Offiziersstand des Reiches zu einer imperialen Führungsschicht herangebildet werden. Dabei spielte die Ritterschicht eine besonders große Rolle. Konservative und revolutionäre Kräfte wurden im Werk des Augustus zum Ausgleich gebracht. Über Cäsar hinausführend, setzte er die Idee einer planvollen Gestaltung der politischen Aufgaben in die Tat um.