Gelbsucht

    Aus WISSEN-digital.de

    (Ikterus)

    Einleitung

    Gelbsucht entsteht durch die Fixierung von Gallenfarbstoff in der Haut. Eine Gelbsucht tritt ein, wenn das Blut mehr als 1 mg/dl Bilirubin enthält. Am frühesten erkennt man die Gelbsucht am Weißen (Sklera) des Auges. Eine leichte Gelbsucht erkennt man nur bei Tageslicht, da sie durch die gelbe Eigenfarbe von künstlichem Licht überdeckt wird.

    Die Gelbfärbung der Haut kann verschiedene Tönungen haben, die für die Diagnose wichtig sind. So spricht eine stroh- bis zitronengelbe Farbe für einen gesteigerten Blutabbau, eine mehr rötliche für einen Gallenwegsverschluss oder frische Leberentzündung (Rubin-Ikterus) und eine tief-olivgrüne (Verdin-Ikterus) für länger bestehende Leberschäden.

    Einteilung

    Man unterscheidet zwei große Gruppen von Gelbsucht:

    hämolytischer Ikterus

    Gelbsucht durch vermehrte Bildung von Gallenfarbstoff infolge von beschleunigtem Blutzerfall bei allen Formen der Blutarmut, bei denen die Lebensdauer der roten Blutkörperchen verkürzt ist (hämolytischer Ikterus), z.B. bei perniziöser Anämie, bei Kältehämagglutination, bei Hämoglobinopathien. Ein hämolytischer Ikterus kann entstehen, wenn Leber oder Milz im Laufe des Lebens plötzlich die roten Blutkörperchen stärker angreifen. Die Ursachen dieser "Angriffslust" sind noch unbekannt und liegen wahrscheinlich in Infektionen oder Vergiftungen. Bei Neugeborenen tritt diese Gelbsucht (Icterus neonatorum) immer in den ersten Lebenstagen auf, weil das fetale Hämoglobin gegen normales ausgetauscht wird. Wenn diese Gelbsucht sehr ausgeprägt und das Kind offensichtlich krank ist und auch andere Hauterscheinungen hinzukommen (Epidermolysis bullosa), dann handelt es sich um die lebensgefährliche Erythroblastose durch Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind. Bei sehr hohen Bilirubinwerten (mehr als 10 mg/dl) ist ein Blutaustausch indiziert.

    Gelbsucht durch gestörte Ausscheidung der Gallenfarbstoffe

    Gelbsucht wegen Verschluss der Gallenwege.

    1. Die Gallenwege können durch Gallensteine verschlossen sein, so dass keine Galle mehr in den Darm gelangen kann und rückwärts ins Blut gedrückt wird.
    2. Dieser Verschluss kann auch vorübergehend durch Krämpfe (Dyskinesien) der Gallenwege erzeugt werden, ausgelöst durch Nervenerregungen, plötzliche Überladung des Verdauungssystems mit Reizstoffen (z.B. Fett, Kaffee, Orangensaft) oder Entzündungen.
    3. Auch eine Vergrößerung von Nachbarorganen, z.B. ein Krebs der Bauchspeicheldrüse, ein Abszess oder ein Hundebandwurm der Leber kann den Gallengang abdrücken und eine schwere Gelbsucht hervorrufen.
    4. Schließlich gibt es eine Ausscheidungsstörung in den feinsten Anfängen der Gallenwege, innerhalb der Leber, die durch Schock, Gifte und bestimmte Arzneimittel in seltenen Fällen ausgelöst werden kann (cholostatischer Ikterus) und die bei manchen Menschen im Anschluss an eine Leberentzündung oder auch ohne nachweisbare Ursache immer wieder ohne erkennbaren Grund und ohne besondere Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens zur Gelbsucht führt (Idiopathische Cholostase, Meulengracht);Gelbsucht durch Schädigung der Leberzellen, die den Gallenfarbstoff nicht mehr aus dem Blut herausfiltern können. So entsteht infolge mangelnder Blutversorgung bei Herzfehlern oder durch Behinderung des Pfortaderkreislaufes ganz allmählich eine immer stärkere Gelbsucht, die wegen der meist gleichzeitig bestehenden Zyanose erst spät bemerkt wird. Die Leber ist durch die Blutstauung immer verhärtet und vergrößert.Außerdem kann durch Vergiftungen z.B. mit Alkohol (chronisch), Phosphor, Quecksilber, Pilzen oder durch die allgemeine Vergiftung mit Bakteriengiften eine unterschiedlich starke Gelbsucht entstehen. So hat die Haut bei Scharlach, bei schweren Lungenentzündungen und anderen schweren Krankheiten stets einen leicht gelben Unterton.

    Insbesondere tritt die Gelbsucht aber bei Leberentzündungen auf.

    Eine harmlose Form ist die Gelbsucht, die einige Leptospirosen begleitet (Feldfieber, Rattenbisskrankheit).

    Durch Zerstörung der Leberzellen kommt es durch schwere Vergiftungen (akute gelbe Leberatrophie, fast immer tödlich) oder durch allmähliche Leberschrumpfung (Zirrhose) ebenfalls zur Gelbsucht.

    Auch Leberkrebs kann eine Gelbsucht hervorrufen, die hier wie bei der Zirrhose oft erst im Spätstadium deutlich wird.

    Begleiterscheinungen

    Die verschiedenen Formen der Gelbsucht unterscheiden sich nicht nur durch die Hautfärbung, sondern auch durch Begleiterscheinungen:

    Der Gallenfarbstoff, den die Leber nicht aus dem Blut entfernt, wird durch die Nieren ausgeschieden (falls diese nicht ebenfalls erkrankt sind, wie es bei vielen Infektionen und Vergiftungen der Fall ist). Bei Gallenwegsverschluss und erhöhtem Blutzerfall wird man also einen dunkelbraunen Urin finden, der beim Verdünnen goldgelb wird. Bei Leberentzündungen und Vergiftungen ist diese Erscheinung anfangs oft weniger ausgeprägt.

    Sofern auch Gallensäuren ins Blut gelangen, setzt besonders bei Gallenwegverschluss ein heftiger Juckreiz ein.

    Die Gallenfarbstoffe im Blut sind teilweise an Glukuronsäuren gebunden (konjugiert). Bei Leberzellschädigung ist dies weniger der Fall als bei Gallenwegverschluss. Das gleiche gilt für das Cholesterin, das bei Leberschäden weniger verestert ist, weil die Leberzellen diese Leistung nicht mehr vollbringen können. Bei länger bestehenden Gallenwegverschlüssen leidet die Leber immer durch die Gallenstauung, so dass diese Unterschiede dann nicht mehr zu finden sind.

    Bei guter Nierenfunktion können erhebliche Mengen von Bilirubin im Blut kreisen, ohne dass die Haut gefärbt wird, während die Nieren bei Infektionen und Vergiftungen meist ebenfalls betroffen sind, so dass die Gelbsucht schon bei geringeren Farbstoffkonzentrationen auftritt.