Funktionalismus

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    1. Theorie der modernen Architektur und des modernen Designs, nach der die Form eines Bauwerks von seiner Funktion bestimmt wird; der Funktionalismus geht zurück auf H. Greenough (1805-51), der als Ziel der Architektur die Übereinstimmung von Gestalt und Aufgabe definierte, L.H. Sullivan (1856-1924), den deutschen Architekten H. Muthesius und später auf den Jugendstil. Im Deutschen Werkbund, am Bauhaus und in der Stijlgruppe wurden in den 20er und 30er Jahren des 20. Jh. die Ziele des Funktionalismus bestimmt; danach sollte der Wandel der sozialen Verhältnisse sich in der neuen Architektur ausdrücken. F.L. Wright war ein Vertreter des abgewandelten Funktionalismus, während H. Häring das organhafte Bauen proklamierte.
    1. philosophisches Denken, das von Wechselbeziehungen zwischen Tatbeständen, vor allem denen mit komplexer Struktur, ausgeht und diese nicht isoliert betrachtet. Die Tatbestände werden in Wirkungsbeziehungen zu den für sie relevanten Elementen und Größen der Umwelt gesetzt. In der Logik hat E. Cassirer den Substanzbegriff (Ding-Eigenschaft) durch den Funktionsbegriff ersetzt. Wichtiger Begriff in der Wissenschaft, vorrangig in der exakten Naturwissenschaft.
    1. psychologische Theorie, nach der das Seelische aus einer Zusammensetzung einzelner Funktionen erklärt wird. Zu Beginn des 20. Jh.s in den USA aufgekommener Begriff, der sich gegen den Strukturalismus wandte, der hauptsächlich die Struktur des Bewusstseins zum Gegenstand hatte und die Erlebnisse in ihre Elemente zerlegte. Der Funktionalismus dagegen fragte nach Ursache und Wirkung, nach Zweck und Beziehung untereinander und der Position im Ganzen.
    1. ethnologische Richtung, die nach dem Ersten Weltkrieg in England aus der Kritik am Diffusionismus erwuchs. Einer der wichtigsten Vertreter des Funktionalismus war Bronislaw Malinowski. Der Funktionalismus baut auf den Theorien von Herbert Spencer und Émile Durkheim auf. Vor allem die Funktion kultureller Phänomene wie Heirats- oder Tabuvorschriften innerhalb der Gesellschaft und ihre Bedeutung für die soziale Struktur, auch die gesamte Kultur, stehen im Mittelpunkt der funktionalistischen Ethnologie. Ihre historische Komponente und ihre Form wird dabei weitgehend vernachlässigt. Voraussetzung der funktionalistischen Betrachtung ist die Annahme der Abgrenzbarkeit kultureller Phänomene und die Reduzierbarkeit derselben auf abstrakte Größen. Die Funktion der untersuchten Phänomen wird dabei hauptsächlich nach ihrer Zweckdienlichkeit für die Gemeinschaft interpretiert (Utilitarismus). In der britischen Kolonialverwaltung wurden die Ergebnisse funktionalistischer Forschung praktisch angewendet. Später wurden ihre Lehren von der modernen sozialen Anthropologie aufgenommen.