Frühchristliche Kunst

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    Einleitung

    Epochenbezeichnung für die bildende Kunst zwischen Antike und frühem Mittelalter, ca. 1. bis 6. Jh. n.Chr. Es gibt enge Verbindungen zur spätantiken, frühmittelalterlichen und byzantinischen Kunst.

    Ein bedeutendes Ereignis war die Mailänder Konstitution von Kaiser Konstantin (313), die das Christentum zur Staatsreligion machte und damit die christliche Kunst aus dem Untergrund in die Öffentlichkeit holte. Zuvor existierten christliche Kunstwerke v.a. in Privathäusern und den Katakomben.

    Die Ursprünge der frühchristlichen Kunst liegen in der römischen Kunst: Auch die Bildsprache wurde zunächst übernommen. Erst allmählich bildete sich eine spezifisch christliche Ikonographie aus.


    Architektur

    Als christlicher Kultraum wurde im 4. Jh. die römische Basilika übernommen, da sie dem christlichen Gottesdienst in ihrer Form entgegenkam. Über dem Grab des Apostels Petrus errichtete man in Rom im 4. Jh. eine riesige, fünfschiffige Basilika ("Alt-Sankt-Peter"), die mit bedeutenden Mosaiken ausgeschmückt wurde. Die Schiffe waren durch Kolonnaden getrennt; vor dem Schiff lag ein großes Atrium. Im 16. Jh. wurde dieser Bau abgerissen. Bedeutende frühchristliche Basiliken in Rom sind S. Maria Maggiore (432-440), San Paolo fuori le mura (386) und San Giovanni in Laterano. Für die Ausstattung der Kirchenräume wurden auch Teile aus antiken Gebäuden verwendet (Spolien).

    Für die Grabbauten christlicher Märtyrer und für Taufkirchen (Baptisterien) sowie Grabbauten benutzte man den Zentralbau. Gut erhaltene Beispiele sind das Baptisterium von San Giovanni in Laterano, Rom (4. Jh.), San Stefano Rotondo, Rom (468-483), und der Grabbau der Galla Placidia, Ravenna, 5. Jh.).

    Bildhauerei

    Große, freistehende Bildwerke aus frühchristlicher Zeit sind fast keine bekannt (Guter Hirte, um 300; Rom, Vatikanische Museen). Man beschränkte sich vor allem auf Reliefdarstellungen auf Sarkophagen: Der Sarkophag des Junius Bassus von 359 (Rom, Grotten von St. Peter) zeigt in klassischer Manier ausgearbeitete Figuren, aber statt antiken mythologischen Szenen sind Szenen des Alten und Neuen Testaments dargestellt.

    Ein frühes Beispiel der Holzschnitzkunst sind die Türen von S. Sabina in Rom (um 430). Auch in der Elfenbeinschnitzerei leistete die frühchristliche Kunst Hervorragendes (Diptychon mit thronender Madonna um 550; Berlin, Staatliche Museen).

    Malerei und Mosaikkunst

    Fresken aus frühchristlicher Zeit haben sich v.a. in den Katakomben erhalten, wo sie insbesondere Märtyrergräber schmückten, sowie die komplette Bemalung einer frühchristlichen Kirche in Dura-Europos in Syrien (so genanntes Haus der Christen: der Gute Hirte mit seiner Herde, Wundertaten Jesu; um 230). Verschiedene Symbole, wie Fisch, Taube und Anker. verdeutlichten den christlichen Erlösungsgedanken. Kreuze dagegen wurden in der Frühzeit nur sehr selten dargestellt. Christus erscheint oft als Guter Hirte, sein jugendliches, bartloses Äußeres ist von antiken Apollo-Darstellungen abgeleitet. Manche Szenen können nicht eindeutig christlich gedeutet werden.

    Frühchristliche Mosaiken schmückten v.a. Apsis, Wände und Fußböden der Basiliken und Baptisterien. In der Apsis sind oft Christus oder die Muttergottes dargestellt, gefolgt von den Aposteln und Kirchenpatronen (Christus als Lehrer im Apsismosaik von S. Pudenziana, Rom, 384-399). Der Kirchenraum selbst war mit Szenen des Alten und Neuen Testaments geschmückt.

    Auch die Buchmalerei brachte bedeutende Kunstwerke hervor; dazu gehören u.a. die Wiener Genesis (Wien, Österreichische Nationalbibliothek) und der Codex Rossanensis.