Eiszeitkunst

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    die früheste bekannte "Bilderschrift" der Menschheit (bildhafter Ausdruck von Wünschen und Gedanken), aufschlussreich für die Lebensweise der Vorzeitmenschen, ihre religiösen und magischen Vorstellungen (Zauberbeschwörungen), ihr Wirtschaften, ihre Wanderungen, auch für die tierische Umwelt.

    Die Entdeckungsgeschichte begann 1840 (Broillet fand im Departement Vienne einen gravierten Knochen). Bedeutend ist der Fund von Gravierungen durch Lartet 1860 in der Dordogne; 1863 wurden die Bilder von La Madeleine, 1879 die von Altamira entdeckt. Aber erst die Entdeckung der Höhlenbilder von La Mouthe 1895, von Pair-non-Pair 1896, von Les Combarelle und Font-de Gaume 1901 führten zur allmählichen Anerkennung der Funde als eiszeitliche Schöpfungen. Bis heute wurden 70 Bilderhöhlen in Frankreich, 34 in Spanien, zwei in Italien, eine in Deutschland mit mehreren tausend Bildern und Skulpturen erschlossen. Ergiebigste Fundstellen sind Altamira in Spanien, Lascaux in Frankreich (Departement Dordogne), Schischkino an der oberen Lena (Sibirien).

    Die Künstler gehörten noch der Epoche der Freibeuter, schweifenden Jäger und Sammler an; Ackerbau, Viehzucht, Töpferei waren unbekannt, aber es bestand schon Tauschhandel. Vorstufen des zeichnenden und malenden Kunstschaffens waren Ritzzeichnungen mit Feuersteinstichel auf Steinplatten, Geweihstücken, Wurfstäben, Harpunen, Elfenbeinstücken, Mammutstoßzähnen und Schulterblättern, vermutlich auch auf Holz; anfangs ornamentale Strichelungen, Wellenlinien, Schachbrettmuster, Verschlingungen, Mäander; dann erste Blütengebilde, Umrisse von Tieren, erste Tierfiguren aus gebranntem Lehm, menschliche Gestalten (Venus von Willendorf in der Wachau);

    Farben: Ockergelb bis Rot aus brauneisenhaltigem Ton, Kalksteinweiß, Holzkohle- oder Pechschwarz; Tierblutrot; Kupfergrün und Blau aus Kupferverbindungen; wurden zerstoßen mit Steinmörser, zerrieben auf Reibplatten; Auftragen der Farben im Licht steinerner Fettlämpchen mit der Hand, mit Spachtel, Haarpinsel, Fellstücken oder Blasrohr; plastische Wirkung durch Ausnutzung von Felsunebenheiten.

    Die Eiszeitkunst entfaltete sich in 3 Stufen:

    1. lineare Epoche (nur Gestaltumrisse: Zeit des Aurignacien, seit etwa 40 000 v.Chr.);#malerische Epoche (Darstellungen mit räumlicher Tiefe, mit Licht und Schatten; frühes Magdalénien, ab 20 000 v.Chr. mit Höhepunkt im mittleren Magdalénien);#Rückkehr zum linearen Umriss (spätes Magdalénien), bis etwa 10 000 v.Chr. und Ende der Eiszeitkunst; sie fand in der Nacheiszeit ihre Fortsetzung in der mehr und mehr stilisierenden Felsbildkunst Ostspaniens, Skandinaviens, Russlands einschließlich Sibiriens, vor allem in Nordafrika (Sahara) in der Zeit von 10 000 bis etwa 2 000 v.Chr.