Ecuador Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühzeit bis 18. Jahrhundert

    Funde aus dem Hochland Ecuadors datieren etwa auf 10 000 Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung. Die keramischen Funde der Valdiviaphase (3200 bis 1800 v.Chr.) bilden einige der ältesten Zeugnisse Südamerikas. Nach 1800 v.Chr. bildeten sich erste feste Dauersiedlungen aus, die mit dem Beginn des Feldbaus verbunden waren. In nachchristlicher Zeit entwickelten sich erst regionale Kulturen, die ab 500 n.Chr. in eine Integrationsphase kamen, die Mitte des 15. Jahrhunderts durch die Einwirkung der Inkas beeinflusst wurde. Gegen 1200 hatten die Inkas unter Manco Capac in Peru ein Reich gegründet und sich in den folgenden drei Jahrhunderten zu einer wichtigen Größe im Norden des südamerikanischen Kontinents entwickelt.

    In den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts gliederten die Inkas die südlichen Hochbecken von Loja und Cuenca in ihr Reich ein, Ende des 15. Jahrhunderts folgten das ganze Innere sowie Teile der Küstenregion. Kurz vor Eintreffen der europäischen Seefahrer hatte das Inkareich eine Ausdehnung von etwa zwei Millionen Quadratkilometern - das entspricht der fünffachen Fläche des heutigen Deutschlands. Ab 1531 eroberten die Spanier das Reich der Inka und unterwarfen damit auch Ecuador, das 1563 als Audiencia mit Quito als Hauptstadt dem Vizekönigreich Peru zugeschlagen wurde. Die Anfänge der spanischen Kolonialisierung waren von Zwangschristianisierungen, Zwangsarbeit und Versklavung charakterisiert. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam die Audiencia Quito - wie das Gebiet des heutigen Ecuador von den Spaniern genannt wurde - zum Vizekönigreich Neugranada, das aus den Staatsgebieten der heutigen Staaten Kolumbien, Panama und Venezuela bestand.

    19. Jahrhundert

    Seit Anfang des 19. Jahrhunderts nahmen die Unabhängigkeitsbestrebungen zu, mit der Revolution 1809 begann der Unabhängigkeitskampf gegen Spanien und seine Vertreter. Er endete mit dem Sieg General Sucres am Pichincha im Jahr 1822. Nach wenigen Jahren der Zugehörigkeit zu Groß-Kolumbien löste sich Ecuador 1830 ab. Eine instabile Zeit mit Putschen, inneren Unruhen und territorialen Streitigkeiten begann, die zum Verlust eines großen Teils des amazonischen Staatsgebiets führte. Innenpolitische Konflikte ergaben sich aus den unterschiedlichen Zielsetzungen der Liberalen (Kaufleute der Küstenregion) auf der einen und den Konservativen (Großgrundbesitzer des Hochlands) auf der anderen Seite. Je nach aktueller politischer Machtkonstellation wurde über bestimmte Zeiträume der eigene Einflussbereich gefördert und zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Landes gemacht.

    Ebenfalls im 19. Jahrhundert nahmen die Ecuadorianer die Galápagosinseln in Besitz - die Inselgruppe war 1535 von den Spaniern entdeckt worden, Charles Darwins hielt sich dort im Jahr 1835 auf.

    20. Jahrhundert

    Unter Präsident Eloy Alfaro wurde um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert Religionsfreiheit durchgesetzt und die Trennung von Kirche und Staat vollzogen. Eisenbahnlinien entstanden und im frühen 20. Jahrhundert begann unter General Plaza der Ausbau des Straßennetzes. Es folgte eine Phase politischer Instabilität, die 1934 durch die Wahl José María Velasco Ibarra zum Staatsoberhaupt zwar nicht beigelegt wurde - er wurde bis 1972 fünfmal gestürzt, kam aber viermal (1935, 1947, 1956 und 1961) wieder an die Macht -, dennoch vollzog sich ein wirtschaftlicher Aufschwung und soziale Verbesserungen wurden durchgesetzt. Der charismatische Führer prägte Ecuador vierzig Jahre lang politisch, in seine Regierungszeit fielen sowohl das Protokoll von Rio de Janeiro, durch das das Land fast die Hälfte seiner Staatsfläche an Peru verlor, als auch 1960 die Erklärung des Präsidenten, dass sich das Land nicht an die Vereinbarung gebunden fühle.

    Nach dem (fünften) Staatstreich 1972 gegen Velasco regierte eine Militärregierung, die 1976 durch eine Junta der Oberkommandierenden der Streitkräfte ersetzt wurde. Große Teile der Erdölindustrie wurden verstaatlicht, was an der wirtschaftlichen Situation des Landes jedoch nichts änderte. Nach einer Volksbefragung 1979 wurde eine neue liberale Verfassung in Kraft gesetzt und als eines der ersten Länder Lateinamerikas begann sich das Land zu demokratisieren. Bei Neuwahlen kam Jaime Roldós Aguilera von der Volkspartei CFP (Concentración de Fuerzas Populares) an die Macht, unter dessen Regierung die Staatsverschuldung und die Inflationsrate stark anstiegen. Sein Nachfolger war 1984 der Christdemokrat León Febres Cordero, der jedoch ebenfalls an der Lösung der sozialen und wirtschaftlichen Probleme scheiterte. Ihm folgten 1988 der sozialdemokratische R. Borja Cevallos und 1992 der neoliberale S. Durán Ballén. Dessen Regierung konnte zwar auch nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen, doch brachte sie mit einer Agrarreform eine Neuverteilung von Grund und Boden auf den Weg, die neue Perspektiven insbesondere für die im Amazonas-Gebiet lebenden Indios eröffnete.

    1995 kam es erneut zu Grenzstreitigkeiten mit Peru, dabei ging es um eine von beiden Seiten beanspruchte Region, in der Erdölquellen vermutet wurden. Nachdem bereits der Ausnahmezustand in Ecuador ausgerufen worden war, konnte ein Krieg durch Vermittlung der UN noch verhindert werden. 1996 kam überraschend A.J. Bucaram Ortiz an die Macht und begann Verhandlungen mit dem ehemaligen Kriegsgegner Peru. Er wurde aber bereits 1997 wieder abgesetzt, nachdem es zu einem Generalstreik und Großdemonstrationen kam und ihm Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen wurde. Erstmals nach 1972 intervenierte die Armee wieder und mit ihrer Hilfe wurde Vizepräsidentin Rosalia Arteaga Interimspräsidentin. Sie unterlag jedoch nach wenigen Monaten bei Wahlen dem ehemaligen Parlamentspräsidenten F. Alarcón, der neuer Staatspräsident wurde. Bereits im nächsten Jahr wurde dieser bei den Präsidentschaftswahlen vom Christdemokraten Jamil Mahuad Witt abgelöst, der noch im gleichen Jahr ein Friedensabkommen mit Peru schloss, in dem der Grenzverlauf der beiden Länder im Amazonasgebiet endgültig festgelegt wurde.

    Nach erneuten Großdemonstrationen von indianischen Bevölkerungsgruppen, die den Rücktritt von Präsident Mahuad Witt forderten, übernahm eine dreiköpfige Junta Anfang 2000 in einem unblutigen Putsch die Macht, der bisherige Vize-Präsident Dr. Gustavo Noboa Bejarano, ein respektierter Politiker, wurde zum neuen Staatschef ausgerufen. Unter seiner Präsidentschaft billigte der IWF (Internationaler Währungsfond) gemeinsam mit der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank neue umfangreiche Kredite zur Ankurbelung der Wirtschaft. Nach erneuten Demonstrationen von Indios in der Hauptstadt Quito im Februar 2001 vereinbarten der Präsident und der Führer der Indios, Antonio Varga, den Konflikt zu beenden und verordnete Preiserhöhungen zurückzunehmen. Im November 2002 wurde Lucio Gutierrez zum neuen Staatschef gewählt. Die letzten Wahlen fanden 2006 statt; neuer Präsident wurde Rafael Correa.