Die Geschichte des Siegels

    Aus WISSEN-digital.de

    Siegel haben eine lange Tradition. Mit ihnen werden schon seit mehreren Jahrtausenden Urkunden beglaubigt sowie Briefumschläge, andere Behältnisse oder Türen verschlossen, sodass man sie nicht unbemerkt öffnen kann, wenn man nicht im Besitz des Siegels ist.

    Siegel als Schutz

    Unter einem Siegel versteht man im Allgemeinen den Siegelstempel, der in der Fachsprache Typar genannt wird. Der Stempel wird in eine weiche Masse gepresst, die nach einer gewissen Zeit erhärtet; möchte man das Siegel jetzt öffnen, muss man den Abdruck zerstören. Während die Masse in den Anfangszeiten noch aus Ton bestand, wird heute spezieller Siegellack benutzt. Auch Wachs kann zum Versiegeln genutzt werden.

    Erste Funde vor 5.000 Jahren

    Die ersten Siegel wurden bereits vor mehr als 5.000 Jahren benutzt. Es handelte sich damals um Rollsiegel, die aus Halbedelsteinen wie Lapislazuli hergestellt wurden. In den runden Stein wurden verschiedene Bilder oder Wörter geschnitzt, die beim Rollen in die Siegelmasse deutlich hervortreten. Bis die ersten Siegel, wie sie heute benutzt werden, erscheinen, vergehen noch 2.000 Jahre.

    Ungefähr 1.000 vor Christi Geburt wurden anscheinend am Tell Halaf die ersten Stempelsiegel benutzt. Tell Halaf ist ein Ruinenhügel, an dem zahlreiche Ausgabungen stattgefunden haben. Nachdem eine erste Besiedelung um 6.000 v. Chr. stattgefunden hat, fand eine zweite im frühen ersten Jahrtausend statt. Auf Tontafeln, die man an diesem Ort fand, waren teilweise Götterabbildungen vorhanden, die sehr detailreich ausgearbeitet waren. Sie wurden offensichtlich mit einem Siegel hergestellt. In Ninive, Assur und Babylon fand man ungefähr aus dem siebten Jahrhundert v. Chr. ähnliche Zeitzeugen.

    Siegelringe im Alten Ägypten

    Siegelringe sind anscheinend im Alten Ägypten erstmals um 2.000 v. Chr. in Gebrauch; zumindest stammen aus dieser Zeit die ältesten Funde. In dieser Zeit war besonders der Skarabäus als Motiv sehr beliebt; er gilt als Beschützer und Glücksymbol. Die Ringe der damaligen Zeit wurden ebenfalls aus Halbedelsteinen hergestellt und mit einem Draht versehen. Ungefähr 500 Jahre später schließlich erschienen die ersten Ringe, die am Finger getragen werden. Nicht nur der Glückskäfer wurde als Siegelmotiv verwendet, sondern auch Abbilder von Göttern werden genutzt, um die Echtheit von Dokumenten zu bescheinigen.

    Die Zeichen, die auf den Siegelabdrücken zu sehen waren, änderten sich im Laufe der Zeit. Kaisersiegel oder solche auf denen der Papst zu sehen ist, waren schon früh beliebt, um die Wichtigkeit von Dokumenten zu bekräftigen. Generell waren Abbildungen von einzelnen Persönlichkeiten anfangs sehr beliebt, im Laufe der Zeit kamen auch Verbände oder Parteien hinzu. Ab dem zwölften Jahrhundert gibt es außerdem Städtesiegel. Noch heute werden Siegelringe gerne getragen, oft als reines Schmuckstück und seltener mit dem eigenen Familienwappen.

    Farbe des Wachses von Bedeutung

    Auch bei der Nutzung gibt es Veränderungen. Ist der Gebrauch anfangs noch den höchsten Regierungsstellen, dem Hochadel oder der Kirche vorbehalten, kam es ungefähr im 13. Jahrhundert zum Wechsel und Bürger benutzten Siegel, um etwas zu verschließen. Im Mittelalter wurden Dokumente vorwiegend mit einem Wachssiegel verschlossen beziehungsweise beglaubigt. Allerdings gibt es in dieser Zeit Wachse in unterschiedlichen Farben, die von verschiedenen Ständen genutzt werden durften. Während Kaiser und Könige beispielsweise rotes Wachs benutzen, war grünes Wachs für Klöster vorgesehen. So konnte mit einem Blick erfassen, wer für den Stempel verantwortlich war.

    Da die Stempel von jeher mit einer ehrenvollen Aufgabe betraut waren, haben sie auch heute noch einen großen Wert und werden mit Ehre verbunden.

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