Deutschland Kunst

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    Unter dem Oberbegriff der deutschen Kunst wird die dem deutschen Kulturkreis und der deutschen Kulturnation eigentümliche (bildende) Kunst zusammengefasst, die sich im ständigen inspirierenden Dialog mit der gesamteuropäischen Kunst und Kultur über die thematisch vom Christentum und stilistisch von der Romanik und Gotik geprägte mittelalterliche Kunst über die mitteleuropäische Renaissance, das Barockzeitalter, über Klassizismus und Romantik hin zum Realismus und zur Moderne (Expressionismus, Postmoderne) des 20. Jahrhunderts fortentwickelte.

    Wegen der geografischen Mittellage in Europa und der damit verbundenen Durchdringung mit anderen nationalen Kunstentwicklungen und nicht zuletzt wegen erheblicher regionaler Unterschiede während der einzelnen Kunstepochen ist die präzise Bestimmung der Merkmale "deutscher" Kunst nicht möglich.

    Mittelalter

    Die Anfänge einer deutschen Kunst lassen sich in ottonischer Zeit (9./10. Jh.) ansetzen, die eine erste Blütezeit der Architektur, Malerei und Plastik darstellt.

    In der Romanik bestimmte noch der karolingische Kirchentyp die Baukunst: dreischiffige, z.T. doppelchörige, querschiffige Basilika mit ausgeschiedener Vierung (festes Maßsystem; so St. Michael, Hildesheim, 1033 geweiht), mit rhythmischem Stützenwechsel, geschlossener Wandfläche und typischem Würfelkapitell.


    Neben der Baukunst existierten die Buch- und Wandmalerei (Reichenauer Schule), Goldschmiedekunst (Basler Antependium Heinrichs II., 1019 gestiftet), Bronzebildnerei (Bernwardstür, 1015). Auch in der Salierzeit (seit 1024) dominierte die sakrale Baukunst, wie der Speyerer Dom (ab 1030, mit Lisenen und Blendarkaden als Wandgliederung, technisch meisterhaftem Kreuzgratgewölbe des Mittelschiffs, ab 1180). Die romanische Plastik tendierte zu monumentalen Werken (Imad-Madonna, Paderborn, ca. 1060).

    Die Sakralarchitektur der Stauferzeit (seit 1138) zeichnete sich durch geschlossene und schwere Bauwerke aus; von der französischen Gotik wurde erst im 12. Jh. das Rippengewölbe übernommen; weitere Außendifferenzierung durch mehrere Türme (Dome in Worms, ab 1171, Bamberg, ab 1185) folgte. In der spätstaufischen Bildhauerei manifestierte sich dann der Übergang zur Gotik. In Anlehnung an französische Vorbilder wurden eigenwillige Figurenzyklen (Straßburg, Südportal und Engelspfeiler, ca. 1230; Bamberg, Adamspforte und Bamberger Reiter, vor 1237; Naumburg, Stifterfiguren und Lettner, ca. ab 1249) geschaffen, die weniger an die Bauwerke gebunden waren und größere Bewegtheit und Gestik aufwiesen.

    Die gotische Architektur bildete sich langsamer heraus; erste rein gotische (an der französischen Frühgotik orientierte) Sakralbauten waren die Trierer Liebfrauenkirche und die Marburger Elisabethkirche (beide ab 1235); durch frühgotische Raumkonzeption (Zentralbau, Hallenkirche mit hoch entwickelter Glasmalerei) entstand noch keine französische Dominanz; gegen Mitte des 13. Jh. setzte sich dann die französische Kathedralgotik im Kirchenbau durch (Neubau von Kölner Dom (seit 1248) und Straßburger Münster, Freiburger Münster).

    Mit dem Hallenchor der Heiligkreuzkirche (Schwäbisch-Gmünd, H. Parler, 1351) begann die Spätgotik in der Baukunst; jetzt benennbare Architekten (wie P. Parler) prägten die deutsche Kunst (monumentale Netzgewölbe im Prager Dom; Ulmer Münster von U. von Ensingen; Landshuter St. Martin, ab 1380 von H. Stethaimer; Münchner Frauenkirche, 1468-88 von J. Ganghofer). Auch die profane Architektur entwickelte sich; mehrgeschossige Repräsentationsbauten, Bürgerpalais, Handels- und Rathäuser (Aachen, Braunschweig, Breslau, Lüneburg, Stralsund, Tangermünde, Thorn usw.) entstanden im Auftrag des sich emanzipierenden Stadtbürgertums und bestimmten das Stadtbild (wie ebenso Mauern, Türme, Tore u.Ä.).

    Die spätgotische Plastik ist durch Portalarbeiten im 13./14. Jh. (nach französischem Vorbild in Straßburg, Köln, Regensburg, Freiburg i.B.), aber auch durch das von der Baukunst gelöste Andachtsbild (Pieta, Christus-Johannes-Gruppe) bestimmt; realistische Prägung der Bauskulptur im späten 14. Jh. durch P. Parler. Ins 15. Jh., eine sehr produktive Periode deutscher Bildhauerei (N. Gerhaert u.a.), führte der verfeinerte, internationale "Weiche Stil" (Schöne Madonnen); süddeutsche (H. Multscher, M. Pacher, Niclas Hagnower, Veit Stoß, T. Riemenschneider, G. Erhart, Meister H. L. u.a.) und norddeutsche Künstler (B. Notke u.a.) schufen herrliche Schnitzaltäre mit Tafelgemälden. Von besonderer Bedeutung war in der 2. Hälfte des 14. Jh. die böhmische Tafelmalerei (Meister Theoderich) mit Wirkung auf Hamburg (Meister Bertram) und andere Zentren (S. Lochner in Köln, K. Witz am Oberrhein).

    Ab Mitte des 15. Jh. wirkte niederländischer Einfluss auf die Kölner Schule (Meister des Marienlebens), auf Hausbuchmeister, M. Schongauer, H. Pleydenwurff, M. Wolgemut u.a. Die Entwicklung der Druckgrafik (Meister der Spielkarten, Hausbuchmeister, Meister E.S., M. Schongauer) beförderte die Verbreitung und Entwicklung der deutschen Kunst.

    Renaissance

    Die Renaissance ist in der deutschen Kunst nicht so rein entwickelt (wie etwa in der italienischen), gotische Einflüsse bleiben wirksam. In der Architektur dominiert (im 16. Jh.) der Profanbau, gekennzeichnet durch die Parallelität von gotischen Formen und Elementen italienischer Renaissance und niederländischem Manierismus (an vielen Bürger- und Rathäusern, am Heidelberger Ottheinrichsbau, 1556-66).


    In der deutschen Renaissance-Plastik entstand neben gotischen Schnitzwerken (A. Pilgram, H. Leinberger) der erste Bronzeguss des monumentalen Sebaldusgrabes (P. Vischer der Ältere, Nürnberger Sebalduskirche). Mit der Malerei der Renaissance (insbesondere Beginn des 16. Jh.s.) manifestierte sich ein künstlerischer Höhepunkt voller Selbstbewusstsein, Weltfreude, Entdeckergeist, wenn auch mit religiösem Sujet.

    Matthias Grünewald schuf leidenschaftliche, religiöse Visionen mit gotischen Elementen, und Albrecht Dürer malte unter dem Einfluss italienischer Renaissance zahlreiche (Selbst-)Bildnisse, arbeitete aber auch in anderen Gattungen der Malerei und Grafik; weitere bedeutende Renaissancemaler waren L. Cranach der Ältere, H. Baldung, H. Holbein der Jüngere u.a. Unter Einwirkungen aus der italienischen Renaissance und dem niederländischen Manierismus entstand dann die deutsche manieristische Malerei insbesondere an den adeligen Höfen in München (F. Sustris, P. Candid) und Prag (H. von Aachen, J. Heintz, B. Spranger); auch die manieristische Bildhauerei wurde neben einigen eigenständigen Werken (J. Zürns, L. Münstermann) aus Italien und den Niederlanden geprägt; dieser manieristische Stil wirkt jedoch eher unruhig und gequält durch Ornamentfülle und höfische Esoterik.

    Barock

    erste Ansätze zur Herausbildung des deutschen Barock (frühes 17. Jh.: E. Holl in der Architektur, Augsburger Rathaus, 1615-20; G. Petel in der Bildhauerei; A. Elsheimer in der Landschaftsmalerei; G. Flegel mit Stillleben) konnten sich durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-48) nicht entfalten.


    Erst gegen Ende des 17. Jh.s. kam es zur Herausbildung des deutschen Barock, unterstützt durch die gesellschaftliche Entwicklung (Landesherren-Absolutismus, Katholizismus und regionaler, protestantischer Dogmatismus).

    Dominant war auch in dieser Periode die Architektur mit Werken wie der Wiener Karlskirche (1716-22, J.B. Fischer von Erlach), dem Oberen Belvedere (Wien, 1721 bis 23, J.L. von Hildebrandt), Stift Melk (ab 1702, J. Prandtauer), dem Berliner Schloss (ab 1698, A. Schlüter). Höhepunkt deutscher Barock-Architektur sind der Dresdner Zwinger (ab 1711, D. Pöppelmann) und die protestantische Frauenkirche (Dresden, ab 1726, G. Bähr); weiter entstanden in dieser Periode von C. und K.T. Dientzenhofer das barocke Sankt Nikolaus auf der Kleinseite (Prag, ab 1703), von J. Dientzenhofer die Banzer Klosterkirche (1710 bis 19), von J.B. Neumann die Treppenhausanlagen der Würzburger Residenz; weitere Barockarchitekten waren die Brüder Asam (Weltenburg, 1716-18, Johann-Nepomuk-Kirche, ab 1733, München), J.M. Fischer (Zwiefalten, ab 1739, Ottobeuren, ab 1748), D. Zimmermann (Steinhausen bei Schussenried, 1727-33).

    Rokoko

    das zwischen 1745 und 1747 erbaute Schloss Sanssouci (Potsdam, G.W. von Knobelsdorff) ist ein Bauwerk des Rokoko, ebenso die Wieskirche (ab 1745, D. Zimmermann), die Amalienburg (1734-39, F. Cuvilliés des Älteren). Die Architektur verband sich in dieser Periode mit Plastik und Malerei zum Gesamtkunstwerk (wie im Dresdner Zwinger mit den Plastiken von B. Permoser), wo die Konzeption Residenzstadt, Schloss, Park, Kirche und Ausstattung umfassen sollte.


    Bildhauer des Rokoko (18. Jh.) waren B.A. Schlüter, G.R. Donner (Wiener Neumarktbrunnen, ab 1737), im süddeutschen Raum mit dem Schwerpunkt Stukkaturen, Bauplastik J.B. Zimmermann, E.Q. Asam, R. Egell, J.M. Feuchtmayer, I. Günther. Bedeutende Deckenmalerei schuf der Italiener G.B. Tiepolo (Treppenhaus der Würzburger Residenz, 1750 bis 53).

    19. Jahrhundert

    In der zweiten Hälfte des 18. Jh.s. setzten sich allmählich Klassizismus und Historismus als Epochenstil durch (ca. bis Ende des 19. Jh.s.).

    In der Architektur waren die Wegbereiter des klassizistischen Stils F.W. von Erdmannsdorff und C.G. Langhans (ab 1788 Brandenburger Tor); weitere klassizistische Architekten: L. von Klenze (München), F. Weinbrenner (Karlsruhe), K.F. Schinkel (Berlin; leitete durch Verwendung klassizistischen und gotischen Dekors bereits zum Historismus über). Verbunden mit dem Kopieren antiker Vorbilder als Mittel künstlerischer Legitimierung bürgerlicher Emanzipationsbestrebungen entstanden gegen Ende des Jahrhunderts (in Museen- und Theater-Bauten) Adaptionen der italienischen Renaissance sowie des Barock.


    Die Bildhauerei dieser Zeit schuf Porträtbüsten, Grabmäler, Denkmäler (W. von Schadow, A. von Hildebrandt).

    In der Malerei entwickelten sich unterschiedliche Stile, so in der ersten Hälfte des 19. Jh.s. orientiert an der italienischen Malerei (Deutschrömer wie J.A. Koch, wie die auf die Renaissance fixierten Nazarener, orientiert an A.R. Mengs' "Parnass" von 1760/61 u.a.). Im Norden Deutschlands entfaltete sich nach dem Vorbild zeitgenössischer Literatur um C.D. Friedrich, P.O. Runge u.a. ein romantischer Stil mit neuem Naturgefühl und erhabener Landschaftskomposition; M. von Schwind malte märchenhafte, L. Richter, C. Spitzweg biedermeierliche Bilder dieses romantischen Genres.

    Daneben bildet sich schon ein antiklassizistischer, eher realistischer Stil heraus, gestützt auf die holländische Malerei des 17. Jh.s. und auf die französische und belgische Romantik. Zu dieser Richtung sind die Historiengemälde A. von Menzels zu rechnen, aber auch realistische Landschaftsbilder von W. Leibl, H. Thoma u.a., zum Teil verbunden mit idealisierenden oder symbolistischen Tendenzen (A. Böcklin, A. Feuerbach, H. von Marées).

    In Anlehnung an die französische Kunst entwickelte sich gegen Ende des 19. Jh.s. auch in der deutschen Malerei ein impressionistischer Stil (M. Slevogt, M. Liebermann, L. Corinth).

    20. Jahrhundert


    Jugendstil

    Mit der Abwendung vom Historismus des 19. Jh.s. und der künstlerischen Gestaltung des gesamten menschlichen Lebensraumes im Jugendstil trat die deutsche Kunst ins 20. Jh. ein. In der Jugendstilarchitektur (A. Loos, P. Behrens, J. Hoffmann, B. Pankok, R. Riemerschmid, H.C. van de Velde) wurde durch funktionale Konzepte (Kölner Werkbundausstellung 1914, W. Gropius, B. Taut) die Architektur des Bauhauses (1919-33, Skelett-Glas-Bauweise) vorbereitet, deren hoher Standard erst wieder nach Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg in den 60er Jahren erreicht werden konnte (Berliner Philharmonie, 1960 bis 63, H.B. Scharoun). Der Jugendstil als künstlerisch-kreative Tendenz umfasste auch das Design täglicher Gebrauchsgegenstände (ebenfalls im Bauhaus aufgegriffen durch Verknüpfung von Handwerk, Industrie und Kunst), entwickelte dabei eine an Pflanzen oder am Abstrakten orientierte Ornamentik.

    Expressionismus

    Ab 1905 setzte sich der Expressionismus gegen die Jugendstil-Ästhetik durch. Nicht mehr die Betonung der ästhetischen Form, nicht die Künstlichkeit, sondern die Farbe als autonomes und psychisch wirksames Ausdrucksmittel wurde ins Zentrum der Malerei gestellt. Künstlergruppen bildeten sich (1905 "Die Brücke" in Dresden mit Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff u.a.; 1911 "Der Blaue Reiter" in München mit Alexej Jawlensky, Wassily Kandinsky, Paul Klee, August Macke, Franz Marc, Gabriele Münter u.a.); andere Künstler des deutschen Expressionismus waren M. Pechstein, O. Mueller, E. Nolde, E. Barlach (Plastik), W. Lehmbruck (Plastik); ausgehend vom "Blauen Reiter" (insbesondere von Kandinsky, Jawlensky, F. Marc) entwickelte sich die abstrakte Malerei in der deutschen Kunst, die sich allerdings erst unter internationalem Einfluss (De Stijl, Suprematismus, Konstruktivismus) nach dem Ersten Weltkrieg voll entfalten konnte;

    Bauhaus

    Künstler des Bauhauses (unter anderem L. Feininger, O. Schlemmer, P. Klee; C. Buchheister, F. Vordemberge-Gildewart, W. Dexel, W. Baumeister) trugen zur Entwicklung eines systematischen Gestaltungsgefüges abstrakter Malerei bei, während Maler wie G. Grosz, O. Dix, M. Beckmann, K. Hubbuch, die Künstlerin K. Kollwitz u.a. (nicht zuletzt unter dem Eindruck der Zerstörungen des Ersten Weltkrieges) einen gesellschaftskritischen Realismus konzipierten.

    Dada

    Daneben provozierten die Künstler des Dada (H. Arp, M. Ernst, R. Hausmann, K. Schwitters, H. Höch, J. Heartfield) die bürgerliche Gesellschaft mit Aktionen, Nonsens-Lyrik, Fotomontagen, Collagen, Materialbildern u.Ä. und begründeten den deutschen Surrealismus (Arp, Ernst), der sich erst in Paris kontinuierlich entfalten konnte (bis zur 2. Hälfte des 20. Jh.s.; von R. Oelze, H. Bellmer, M. Zimmermann später wieder aufgegriffen).

    NS-Zeit

    Der ideologisierende Neoklassizismus des Nationalsozialismus denunzierte alle anderen Kunststile als "entartete Kunst" und verbot bzw. verfolgte ihre künstlerischen Repräsentanten, von denen viele in die Emigration getrieben wurden.

    Nachkriegszeit BRD

    In der Nachkriegsentwicklung knüpfte die Kunst der Bundesrepublik Deutschland an die abstrakte Kunst der vornationalsozialistischen Zeit an, beeinflusst durch die internationale (insbesondere französische) Kunstentwicklung (H. Hartung, École de Paris; Wols u.a., Tachisten). Auch in der Plastik entfalteten sich neben figürlicher Bildhauerei abstrakte Tendenzen als Objektkunst, als konstruktivistisches Experiment (O.H. Hajek, E. Hauser, N. Kricke u.a.), in der Einbeziehung neuer Medien wie Bewegung, Licht, Wasser (seit den 60er Jahren). Hardedge (streng abgegrenzte Formen und flache Farbfelder), Minimal Art, Op-Art begründeten eine neokonstruktivistische Richtung (L. Quinte, P. Palermo, W. Gaul, G. Fruhtrunk, K.G. Pfahler), die in den 70er Jahren durch innovative, radikale Gegenständlichkeit nach US-amerikanischer Pop-Art und Ähnlichem bestimmt wird (B. Schultze, D. Roth, M. Buthe). Vertreter neuer Entwicklungen von Konzeptkunst, Happening, Fluxus, Neo-Dada, "Spurensicherung", "individueller Mythologie" sind J. Beuys, J. Gerz, F.E. Walther, K. Rinke, N. Lang, T. Ullrichs, A.D. Trantenroth u.a.; R. Girke und die Gruppe "Zero" (Ende der 50er Jahre, Heinz Mack, Otto Piene, Günter Uecker) integrieren mystische, naturromantische Impulse ins Werk; Neorealisten und fantastische Realisten wie die Gruppe "Zebra" (1962 gegründet, D. Asmus, P. Nagel, N. Störtenbecker, D. Ulrich), J. Grützke, K. Klapheck, W. Petrick u.a. arbeiten überwiegend im konventionellen Bereich Malerei und Plastik, z.T. auch in der Fotografie (G. Richter, L.M. Wintersberger, P. Wunderlich).

    Neue innovative Momente haben sich in den 70er und 80er Jahren herausgebildet; so in der Fotografie mit neuen (technischen und künstlerischen) Möglichkeiten, so in der Malerei der Neuen Wilden, die durch sehr starke Farblichkeit, emphatische Gestik und persönliche Bildchiffren (anknüpfend an Expressionismus und Fauvismus) seit 1978 Eingang in die deutsche Kunst gefunden hat (insbesondere in Berlin R. Fetting, Salomé, H. Middendorf, E. Bach; in Köln die Gruppe "Mülheimer Freiheit"). Zur neueren deutschen Kunst zählt auch der fantastische Realismus (Horst Janssens Chamäleon-Zerrbilder, Paul Wunderlichs erotische Frauengestalten, Paul Mecksepers astronomische, feinmechanische Geräte) oder neuere Formen der Performance-Kunst wie Video-Installationen (Video-Objektkunst) von Wolf Vostell (seit den 60er Jahren) u.a.; auch die Auseinandersetzung mit deutschen Mythen und den politischen Zuständen der Gegenwart im Werk von A. Kiefer und J. Immendorff.

    DDR

    Die offizielle Kunst der DDR war bis zur Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland durch das Konzept des sozialistischen Realismus geprägt, eine dem arbeitenden Volk verbundene, die gesellschaftliche Entwicklung parteilich begleitende Kunst. In den Mittelpunkt künstlerischen Schaffens rückte die realistische Darstellung der Arbeitswelt, anknüpfend an Traditionen proletarisch-revolutionärer Kunst. Bekannte Bildhauer der DDR waren F. Cremer (Gedenkstätte Buchenwald), W. Lammert, W. Grzimek u.a.; bedeutende Maler waren vor allem O. Nagel, L. Grundig, W. Sitte.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.