Der große Heizungscheck: Warum sich Abwarten später richtig teuer rächen kann
Aus WISSEN-digital.de
Um alte und damit klimaschädliche Gas- und Ölheizungen wird in Deutschland seit Langem gestritten und gerungen. Viele Verbraucher sind verunsichert oder verärgert – und reagieren mit Untätigkeit. Doch genau das kann sie schon in sehr naher Zukunft sehr viel Geld kosten.
Der „Heizungstausch“ beschäftigt Deutschland auch nach dem Aus der Ampel-Regierung von SPD, Grünen und FDP weiter. Zwar müssen alte Öl- und Gasheizungen, anders als manch tendenziöser Bericht Glauben machen will und wollte, beileibe nicht zwangsweise aus den Kellerverankerungen gerissen und für viele Tausend Euro wesentlich effizientere und klimaschonende Wärmepumpen eingebaut werden. Dennoch hat das Thema auch unter der neuen Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD Bestand – und für bestimmte Heizungen gibt es sogar eine Austauschpflicht.
Inhaltsverzeichnis
Pflichttausch für Kessel von 30 oder mehr Jahren
„Wer eine alte Heizung im Keller hat, kommt an den neuen Vorgaben nicht vorbei: Das Gebäudeenergiegesetz schreibt den Austausch bestimmter Heizungen vor“, sagt der Energieexperte und Energieberater Cyan Heid. Heizungen gehören zu den größten Energieverbrauchern im Gebäude – und damit auch zu den größten Hebeln für Klimaschutz und Effizienz. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verfolgt das Ziel, den Energieverbrauch von Gebäuden deutlich zu senken und gleichzeitig die Nutzung erneuerbarer Energien zu stärken.
Ein zentrales Instrument dafür ist, veraltete Heizsysteme Schritt für Schritt aus dem Bestand zu entfernen. Viele alte Heizkessel arbeiten ineffizient. Sie verschwenden Energie, stoßen unnötig viel klimaaufheizendes Kohlendioxid aus und treiben die Heizkosten nach oben. Gerade Letzteres ist ein Aspekt, den kühle Kostenrechner auf dem Radar haben sollten: Die Preise für Energie, allen voran für fossile Energieträger wie Öl oder Gas, werden in den kommenden Jahren weiter kräftig steigen. Verantwortlich dafür sind nicht allein steigende Marktpreise für diese Energiearten, sondern auch die Zuschläge für Kohlendioxidemissionen.
Je höher aber die Preise klettern werden, desto eher und desto schneller rechnet sich ein Heizungstausch. Besonders betroffen sind sogenannte Konstanttemperaturkessel, die vor mehr als 30 Jahren installiert wurden. Das GEG sieht deshalb spätestens nach drei Jahrzehnten Laufzeit ein Betriebsverbot für diese Technik vor. Ausgenommen sind lediglich Brennwert- und Niedertemperaturkessel sowie bestimmte Sonderfälle wie Einfamilienhäuser, die der Eigentümer seit mindestens 2002 selbst bewohnt.
Was es mit der „65-Prozent-Regel“ auf sich hat
Die Austauschpflicht ist außerdem eng verknüpft mit der heiß diskutierten 65-Prozent-Regel, die seit 2024 gilt. Cyan Heid: „Wer eine neue Heizung einbaut, muss künftig sicherstellen, dass mindestens 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien stammen – oder eine gleichwertige Lösung wählen. Die GEG-Novelle schafft damit einen verbindlichen Rahmen für die Wärmewende im Gebäudebestand. Technisch offen, aber klar in der Zielrichtung: weg von fossilen Brennstoffen, hin zu nachhaltigen Systemen.“
Die „Opossum-Strategie“ führt beim Thema Heizungen am Ende nur zu viel höheren Kosten
Doch die öffentliche Diskussion bis hin zum erbitterten Streit in Talkshows und auf sozialen Medien um das Heizungsgesetz hat gezeigt, wie sensibel das Thema ist. Viele Hauseigentümer fühlen sich verunsichert, weil die Regelungen komplex wirken. Sie reagieren, wie Menschen häufig in Stresssituationen reagieren: gar nicht. Doch diese „Opossum-Strategie“, sich wie das nachtaktive Beuteltier „tot“ zu stellen, wenn vermeintliche Gefahr im Verzug ist, funktioniert hier bei Menschen nicht.
Im Gegenteil, sagt Experte Heid: „Wer sich rechtzeitig informiert und gut plant, muss sich nicht sorgen. Der Umstieg kann sich sogar lohnen. Förderprogramme wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bieten finanzielle Unterstützung, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Wer früh handelt, profitiert also doppelt: durch geringere Betriebskosten und attraktive Zuschüsse.“
Hinzu kommt nach seinen Worten ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird: „Die Austauschpflicht schafft auch Klarheit. Sie gibt einen festen Rahmen, mit dem sich Entscheidungen fundiert und wirtschaftlich treffen lassen. Anstatt eine immer teurer werdende Heizungsanlage weiter zu betreiben, zeigt sie den Weg zu langfristig tragfähigen Lösungen. Wer dabei strukturiert vorgeht bringt nicht nur Technik und Gesetz in Einklang, sondern steigert auch den Wert der Immobilie.“
Vor dem Projektstart unbedingt die Heizlast berechnen
Extrem wichtig ist es allerdings, nicht nur die Art, sondern auch die benötigte Größe der künftigen Heizung vorab genau zu berechnen. Die künftige Heizung kann unter Umständen zu klein, aber auch zu groß dimensioniert sein. Ein Beispiel: Ein Elternpaar, dessen drei 18-, 19- und 20-jährige Kinder kurz vor dem Absprung aus dem Elternhaus sind, braucht perspektivisch keine Heizungsanlage mehr für einen vollen Fünf-Personen-Haushalt. Die sogenannte Heizlastberechnung sollte ein zentraler Bestandteil jeder energetisch sinnvollen Heizungsplanung werden.
Sie gibt exakt an, wie viel Wärmeleistung ein Raum oder Gebäude benötigt, um auch bei tiefen Außentemperaturen eine angenehme Raumtemperatur sicherzustellen. Damit bildet sie die Grundlage für die korrekte Planung und Dimensionierung der Heiztechnik. Die Heizlastberechnung schützt vor unnötigen Kosten, etwas durch zu große oder technisch unpassende Heizanlagen.
Kalenderblatt - 7. November
| 1806 | Der preußische Marschall Blücher kapituliert bei Ratkau vor dem französischen Marschall Bernadotte und Napoleon Bonaparte. |
| 1876 | In Prag wird die tschechische Oper "Der Kuß" von Bedrich Smetana uraufgeführt. |
| 1914 | Der deutsche Flottenstützpunkt auf Kiautschou wird von Japan erobert. |
Magazin
- Moderne Detektivarbeit: Zwischen Technik, Diskretion und Menschenkenntnis
- Zinsbindung 10 vs. 15 Jahre: Vor- und Nachteile
- Der große Heizungscheck: Warum sich Abwarten später richtig teuer rächen kann
- Dynamische Stromtarife – ein Modell für die Zukunft des Energiemarkts
- Hochzeitstrends 2026: Was uns im nächsten Jahr erwartet
![[Hauptseite]](/extensions/SkinDarwin/wissen-digital/header.png)