Bildhauerei

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    auch: Plastik, Skulptur;

    ein Bereich der bildenden Kunst neben Malerei und Grafik. Die Bezeichnungen Plastik, Bildhauerei und Skulptur werden oft gleichbedeutend gebraucht.


    Die Bildhauerkunst umfasst alle dreidimensionalen Werke aus festem Material. Als Skulptur bezeichnet man ein aus Stein gemeißeltes oder aus Holz, Elfenbein u.a. geschnitztes Kunstwerk. Unter Plastik versteht man ein modelliertes Kunstwerk aus Ton, Wachs oder Gips oder ein gegossenes aus Gold, Bronze, Stahl oder Kunststoff. Mit neuen Materialien (Aluminium, Kunststoffe, Schrott) entstehen auch neue Bearbeitungstechniken (Schweißen, Löten u.a.).

    Nach der Größe der Plastik unterscheidet man Monumental- und Kleinplastik, nach der Form Vollplastik und Relief. Besondere Bedeutung in der abendländischen Kunst kommt der Entwicklung des Denkmals zu.

    Geschichte

    Siehe auch afrikanische, chinesische, japanische, indische, islamische Kunst.

    Vor- und Frühgeschichte

    Bildhauerkunst aus Knochen oder Stein gab es schon in prähistorischen Kulturen, die ältesten bekannten sind ca. 30 000 Jahre alt (Venus von Willendorf).

    Funde aus der Kultur der Sumerer in Mesopotamien (3 000 v.Chr.) sind starre, schematisierte Statuetten, die wahrscheinlich als Kultbilder dienten.

    Meister der Reliefkunst waren die Ägypter, die vor allem ihre Tempel und Gräber mit zahlreichen Darstellungen schmückten. Um 1 300 v.Chr. entstanden die blockhaften Kolossalstatuen am Ramses-Tempel in Abu Simbel.

    Antike

    In der griechischen Kunst wurden zwischen dem 7. und 1. Jh. v.Chr. statt architekturgebundenen, starren Gestalten monumentale, freistehende Figuren aus Bronze (siehe Bronzekunst) und Marmor geschaffen, in vollendeter Naturnähe und in der Haltung des Kontrapost. Berühmte griechische Bildhauer waren Phidias (Skulpturenschmuck der Akropolis), der Bronzebildhauer Polyklet und Praxiteles (4. Jh. v.Chr.).

    Die meisten griechischen Statuen sind nur in Kopien überliefert, die in der römischen Kunst in großer Anzahl angefertigt wurden. Daneben übernahmen die Römer zahlreiche Elemente aus der etruskischen Kunst; außerdem leisteten sie einen bedeutenden Beitrag zur Porträtbüste und zur Reliefkunst (Sarkophage; Trajanssäule).

    Mittelalter

    Im Mittelalter dominierten seit dem 4. Jh. n.Chr. kleinformatige Elfenbeinschnitzerei oder Gold- und Silberreliefs. Die Vollplastik wurde - in Abgrenzung zu heidnischen Götzenbildern - fast vollständig verdrängt. In der Romanik entstand Skulptur vor allem als Bauplastik an Kapitellen und Portalen der großen Kathedralen. Durch die in der Gotik von Chartres und Reims ausgehende Lösung der Skulptur von der Baukunst wurde die Bildhauerkunst grundlegend erneuert. Die italienische Skulptur orientierte sich auch im Mittelalter an antiker Kunst (A. Pisano, L. Maitani).

    Neuzeit

    In der Renaissance-Plastik Italiens erreichte die Bildhauerkunst mit der Rückbesinnung auf die Antike einen neuen Höhepunkt. Bedeutende Werke schufen in Florenz L. Ghiberti, Nanni di Banco und Donatello.

    Als größter Bildhauer der Hochrenaissance gilt Michelangelo. Seine Marmorbildwerke in Rom und Florenz gehören zu den Hauptwerken abendländischer Skulptur.

    Der Manierismus brachte zahlreiche bedeutende Bronzebildwerke hervor (B. Cellini, Giambologna).

    Im Barock erfolgte die Vereinigung von Bildhauerkunst mit Malerei und Architektur zum Gesamtkunstwerk. Ein Meister darin war G. L. Bernini, der im Auftrag der Päpste in Rom zahlreiche Bildwerke aus Marmor schuf. In Deutschland wirkten A. Schlüter und G. Petel, in Frankreich am Hofe des Sonnenkönigs Ludwig XIV. A. Coysevox und F. Girardon.

    Im 18. Jh. befassten sich die Bildhauer des Klassizismus erneut mit antiker Skulptur (A. Canova, B. Thorvaldsen).

    19. und 20. Jahrhundert

    Bedeutendster Bildhauer des 19. Jh.s ist der Franzose A. Rodin. Sein dem Impressionismus verpflichtetes bildhauerisches Werk umfasst so bedeutende Skulpturen wie "Der Kuss" und "Der Denker".

    Im 20. Jh. verliert die Plastik zu einem großen Teil ihren repräsentativen, figürlichen Charakter und verlagert sich auf die Objektkunst: Der Begriff der Kunst wird auf Objekte ausgeweitet, die zuvor nicht als Kunst angesehen wurden.

    In vielen Fällen ist eine parallele Entwicklung zur Malerei zu beobachten: Der Kubismus nimmt Einflüsse der afrikanischen Kunst auf (G. Braque, P. Picasso) und versucht, die Motive in abstrakte Formen zu zerlegen (C. Brancusi). Die Vertreter des KonstruktivismusW. Tatlin, N. Gabo, und A. Pevsner beschränken sich auf die Harmonie einfacher geometrischer Formen. Der Futurismus in Italien (U. Boccioni) will Bewegung und Dynamik in der Skulptur darstellen. Skulpturen und Installationen mit hintergründigem Humor entwerfen die Vertreter des Dadaismus (H. Arp, K. Schwitters).

    Daneben gibt es aber immer auch die gegenständliche Bildhauerkunst. Die wichtigsten Vertreter sind A. Maillol, W. Lehmbruck, E. Barlach und H. Moore.

    In den 1960er Jahren bringen die Künstler der Pop-Art (R. Rauschenberg, J. Johns, C. Oldenburg) Dinge des Alltags in einen neuen Zusammenhang.

    Die amerikanische Land-Art versucht die Integration des Kunstwerks in die Landschaft; der Verpackungskünstler Christo schafft kurzlebige Kunstwerke, z.B. die Verhüllung des Berliner Reichstags.

    Der deutsche Künstler J. Beuys wurde bekannt durch seine Performances und die Idee, die Rationalität unserer Gesellschaft aufzubrechen. Happenings suchen die Übereinstimmung von Kunst und Realität.

    Die zeitgenössische Bildhauerei lässt sich oft nicht mehr einer bestimmten Stilrichtung zuordnen; teilweise ist eine Rückkehr zum Gegenständlichen zu beobachten.

    Kalenderblatt - 2. Dezember

    1805 Napoleon I. schlägt in der so genannten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz eine österreichisch-russische Armee.
    1823 In einer Jahresbotschaft von US-Präsident Monroe an den Kongress (später Monroedoktrin genannt), propagiert er die politische Trennung von Alter und Neuer Welt.
    1852 Charles Louis Napoleon Bonaparte, ein Neffe Napoleons I., wird vom Senat als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen gewählt.