Atomzeitalter

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    Selbstbezeichnung unserer Zeit, einerseits unter dem Eindruck der Freisetzung der im Atomkern vorhandenen Energien, andererseits unter dem Eindruck der machtpolitisch entscheidend gewordenen, Geschichte machenden Atombombenherstellung (Atommächte).

    Geschichte

    Der Begriff "Atom" (nicht mehr teilbares Teilchen) stammt von dem griechischen Philosophen Leukippos von Milet (5. Jh. v.Chr.), dem Lehrer des Demokrit (461-371 v.Chr.), des Schöpfers der ersten philosophischen Atomlehre: Das Seiende ist nicht ein stetiges Ganzes, sondern es besteht aus Verknotungen, Einheiten, die unveränderlich und atomar, d.h. nicht weiter teilbar sind und deren verschiedene Gestalt, Lage und Anordnung im Raum die Verschiedenheit der Dinge in der Welt erklärt. Diese Theorie blieb in der Antike eine unter vielen zur Erklärung des Seienden, wurde später vergessen und erst in der Renaissance wieder bekannt; Erneuerer der Atomlehre Demokrits war Pierre Gassendi (1592-1635).

    Die neuzeitliche Atomphysik geht jedoch nicht von philosophischen Erörterungen aus, sondern erwächst zunächst aus der chemischen Forschung, die die moderne Atomvorstellung allmählich entwickelte, ohne dass das Wesen des Atoms bis heute erfasst werden kann. 1938 gelang O. Hahn und F. Straßmann durch Neutronenstrahlenbeschuss die Spaltung und der Zerfall von Uranatomkernen; die Möglichkeit der Kettenreaktion durch Neutronenbeschuss des Uranisotops 235 erkannten 1939 F. Joliot, L. Kowarski und H. von Halban; im selben Jahr errechnete O. Frisch die riesigen bei solchen Kettenreaktionen freiwerdenden Kernenergien.

    Die weitere Entwicklung führte 1942 zur Zähmung der Kettenreaktion im ersten Uran-Atomreaktor durch Fermi und zur ungezähmten zerstörerischen Kettenreaktion in der Atombombe; erste Explosion am 16. Juli 1945 in Neu-Mexiko, erster Kriegseinsatz am 6. August 1945 über Hiroshima und am 9. August 1945 über Nagasaki. Seitdem trat die umstürzende Bedeutung der Atomkraft in das Bewusstsein der Menschheit; planmäßiges Bemühen um friedliche Verwertung der neuen Energie (Atomreaktoren, Atomkraftwerke, Atommotoren, Teilchenbeschleuniger, Ausnutzung der seit 1917 bzw. 1910 bekannten und in Atomreaktoren gewinnbaren Isotopen); andererseits Weiterentwicklung der Atomwaffen (1953 erste Atomenergie durch Kernverschmelzung in der durch eine Spaltungsbombe gezündeten Wasserstoffbombe, Ausbau von Trägerwaffen: Flugzeuge, Raketen, Kanonen, U-Boote); fortgesetzte Bemühungen zur Beendigung des Wettrüstens und zur Verhütung einer globalen Katastrophe durch wirksame Kontrolle der Verwendung der Atomenergie in allen Ländern (Abrüstung).

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.