Arthur Schopenhauer

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    deutscher Philosoph; * 22. Februar 1788 in Danzig, † 21. September 1860 in Frankfurt am Main

    Lebensstationen

    Der Philosoph Arthur Schopenhauer wurde als Sohn eines Bankiers in Danzig geboren. Seine Mutter, Johanna Schopenhauer, war eine geistreiche Frau und als Schriftstellerint tätig. Auch seine Schwester Adele hatte künstlerische Ambitionen. Der junge Schopenhauer reiste früh nach Frankreich und England und eignete sich gute Sprachkenntnisse in diesen Ländern an. Nach der Familientradition musste er sich trotz seiner Abneigung dem Kaufmannsstand widmen. Als die Mutter nach dem Tod ihres Gatten 1806 nach Weimar übergesiedelt war, setzte es Arthur durch, den ihm verhassten Beruf aufzugeben und die Gelehrtenlaufbahn einzuschlagen.

    Er ging 1809 an die Universität Göttingen, wo er anfangs Naturwissenschaften und Geschichte studierte, bis er durch den Philosophen Gottlob Ernst Schulze für die Philosophie gewonnen und besonders auf Plato und Kant hingewiesen wurde. Schopenhauer setzte seine Studien in Berlin fort, fand aber an den Vorlesungen Fichtes auf Dauer keinen Gefallen.

    Nachdem er 1813 in Jena mit der Abhandlung "Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" promoviert hatte, begab er sich wieder nach Weimar, wo ihn Goethe in seine Farbenlehre einführte.

    In Dresden verweilte er längere Zeit, stets mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Nach einem langen Besuch in Italien habilitierte sich Schopenhauer 1820 an der Universität Berlin, doch schon nach einem Semester stellte er seine akademische Lehrtätigkeit ein, da die Zuhörer fehlten und sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" (2 Bde., 1819-44) keinen Anklang gefunden hatte.

    1825 versuchte er noch einmal, in der Lehre tätig zu werden, doch widrige Umstände verschiedener Art bewogen ihn, dieses Vorhaben endgültig aufzugeben. Als 1831 die Cholera in Berlin umging, nahm Schopenhauer in Frankfurt a.M. dauernd seinen Wohnsitz. Hier war er weiterhin mit philosophischen Arbeiten beschäftigt und lenkte erst durch seine bissigen und satirischen Ausfälle gegen das Professorentum, die er besonders in seiner Aufsatzsammlung "Parerga und Paralipomena" (2 Bde., 1851) machte, die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen auf sich.

    Die Philosophie Schopenhauers

    Der Grundgedanke von Schopenhauers Lehre ist in seinem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" niedergelegt. Er lehrte, dass allen Einzelerscheinungen, wie sie dem Menschen subjektiv wahrnehmbar sind, ein Objektives, ein Ding an sich zugrunde liege: der Wille; dieser betätige sich unbewusst im Pflanzen- und Mineralreich, bewusst im höheren und niederen Tier. Dieser Wille sei aber im Grunde etwas Nichtseinsollendes. Nach Schopenhauer ist das Leben voller Leiden. Wer erkannt hat, dass der Wille zum Leben in dieser Welt des Scheins Mangel und Tod sei, sucht die Erlösung durch Verneinung des Willens zum Leben.

    Schopenhauers Philosophie kann als voluntaristischer Idealismus bezeichnet werden. Sie ist ein Idealismus deswegen, weil die Welt primär nur in der Vorstellung gegeben ist. Von einem Voluntarismus spricht man, wenn der Wille (lateinisch: voluntas) als Grundprinzip allen Seins angesehen wird. Für die idealistische Philosophie Hegels war der Angelpunkt der Welt die Weltvernunft (logos), die "Idee an sich". Schopenhauer, der bald mit dem indischen Denken von der Welt als Schein (Maja) bekannt wurde, erkannte als Weltengrund nicht ein vernünftiges Prinzip wie Hegel, sondern ein unvernünftiges; nicht den Verstand, sondern den Willen. Der Grund des Seins, der Beweger der Welt ist Schopenhauer zufolge der Urwille.

    So wie der Wille im Zentrum des Ich steht, so ist der Urwille der Ausgangspunkt der ganzen Welt. Die Welt ist Gestalt gewordener Wille. Aber dieser Urwille, dem alle Weisheit und Güte, alle Zielstrebigkeit fehlt, ist blind. Hatte Leibniz in seiner optimistischen, barocken Philosophie erklärt, diese Welt sei die beste aller möglichen Welten, kehrte Schopenhauer den Satz um: Die Welt, in der wir leben, ist die schlechteste aller möglichen Welten. Wäre sie nur um einen Grad schlechter, könnte sie überhaupt nicht existieren. Und er begründet seinen Pessimismus auch: Unser Leben ist gekennzeichnet durch ein unentwegtes Streben. Wir streben aus dem gegenwärtigen Zustand in einen anderen; wir wünschen uns stets in die Zukunft, an einen anderen Ort, in eine andere Situation, einem neuen Ziel entgegen. So wünscht sich der Mensch unentwegt aus der Gegenwart in die Zukunft, bis sein Leben ein Ende hat.

    Der Grund dieses fatalen Strebens ist der Mangel, die Unzufriedenheit, das Leiden. Je höher ein Wesen organisiert ist, je bewusster es sein Dasein erlebt, um so tiefer und schmerzvoller muss es den Mangel, das Leid empfinden. Deswegen ist der Mensch das unglücklichste Geschöpf. Er weiß, dass sein Streben letztlich vergebens, dass es sinnlos ist, weil er sterben muss. Der Mensch trägt von Anfang an den Keim des Todes in uns. Das Leben ist "ein Geschäft, das nicht die Kosten deckt". Will der Mensch das Leid überwinden, bleibt kein anderer Weg, als das Leben selbst zu überwinden, das heißt, er muss sich freimachen von dem dumpfen Willen zum Dasein. Erlösung findet er erst im Nichts, im buddhistischen Nirwana. So wird schließlich der Wille zu dem Instrument, nichts zu wollen.

    Indem Schopenhauer auf die Schattenseiten in der menschlichen Existenz hinwies, beeinflusste er Nietzsche, Wagner, den Kulturpessimismus, die Psychoanalyse Freuds und die Existenzphilosophie entscheidend.