England

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    (Anglia, "Land der Angelsachsen")

    südlicher Teil der Insel Britannien; 50,4 Millionen Einwohner; 130 000 km²; Hauptstadt: London.

    England ist das Stammland des "Vereinten Königreiches" (United Kingdom) von Großbritannien und Nordirland sowie des ehemaligen britischen Weltreiches; oft fälschlich für Großbritannien gebraucht, das aber außer aus England auch aus Schottland und Wales besteht.

    Siehe auch Großbritannien und Nordirland.

    Geschichte

    Urgeschichte

    Paläolithikum, Mesolithikum, Neolithikum; in der Bronze- und Eisenzeit besiedelten die Kelten (Briten) das Land, das schon früh von seefahrenden Völkern wegen seines Reichtums an Zinn aufgesucht worden war.

    Römische Herrschaft

    55 und 54 v.Chr. marschierte Cäsar ein und leitete die Eroberung ein; in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n.Chr. wurde der Großteil der Briten von den Römern unterworfen (43 römischer Feldzug, Südostbritannien römische Provinz Britannia). 57 unternahmen die Briten einen erfolglosen Aufstand; 78-84 wurde das Land von Agricola bis zum Piktenwall in Schottland unterworfen und erst um 410 n.Chr. von den Römern geräumt.

    Die germanischen Könige

    Seit 449 n.Chr. wurde England im Südosten von Jüten, Angeln und Sachsen (Angelsachsen) erobert. Ein Teil der Vorbewohner floh aufs europäische Festland, in die Bretagne. Die Eroberer gründeten mehrere angelsächsische Kleinkönigreiche, die sich bis zur Irischen See ausdehnten. Anfang des 7. Jh.s wurde das Christentums eingeführt und verbreitet. Wessex wurde zum führenden angelsächsischen Teilkönigreich, das unter schweren Kämpfen gegen die Normannen (Dänen) im 9./10. Jh. einen angelsächsischen Gesamtstaat errichtete, dessen einheitliche Verwaltung Alfred d. Gr. (871-899) organisierte. Erneute Däneneinfälle führten zur (normannischen) Dänenherrschaft 1016-1042. Unter Knut dem Großen von Dänemark und Norwegen (1016-1053) war fast ganz England Teil des dänischen Nordseeimperiums.

    1066 setzte der normannische Herzog der Normandie Wilhelm (der "Eroberer") mit einem Heer nach England über, siegte in der Schlacht bei Hastings über die Teilkönige, eroberte ihre Staaten und ließ sich zum König wählen und krönen. Er führte das normannisch-französischen Lehensrechtes (1400 königliche Lebensträger) ein und stärkte die Königsgewalt, deren Einflussbereich auch die Normandie auf dem Festland umgriff. Die Verwaltung des Reiches war von nun an zentral (Domesday Book 1083-86) und die Zeit der Normanneneinfälle aus dem dänischen Raum war vorüber. Wilhelms I. der Eroberer führte französische Sprache und Kultur ein, Kirchen, Paläste und Kloster wurden im Stil "normannischer Romantik" gebaut.

    Die Enkelin Wilhelms, Mathilde, heiratete Gottfried von Anjou-Plantagenet, ihr Sohn Heinrich (II.) wurde Thronfolger und die Krone Englands ging an das Haus Anjou-Plantagenet über (1151-1399). Heinrich II. (1154-1189) legte durch die Heirat mit Eleonora von Aquitanien den Grund zum Angevinischen Reich, das außer England halb Frankreich und das 1170-75 unterworfene Irland umfasste.

    Die Schwächung des Königtums in den Auseinandersetzungen mit dem Papst (England wurde 1213 päpstliches Lehen) und durch Niederlagen auf dem Festland (Schlacht bei Bouvines 1214, Verlust der meisten Festlandsbesitzungen) benutzten 1215 die großen Lehensherren (Barone), um König Johann ohne Land die Magna Charta abzuzwingen. Während eines erneuten Aufstands der Barone (1260-65) verschmolzen niederer Adel und das Bürgertum der großen Städte unter Führung Simons von Montfort zum dritten politischen Faktor, doch behielt das Königtum die Oberhand.

    1265 bzw. 1295 wurde das Parlament durch das Hinzuziehen von Vertretern der Grafschaften und Städte (Unterhaus) entscheidend erweitert. 1277-1282 unterwarf Eduard I das keltische Wales, während das vorübergehend beherrschte Schottland 1344 bei der Schlacht von Bannockburn wieder verlorenging. Im 14. Jh. setzte sich die englische Sprache (das alte Angelsächsische vermischt mit dem Französisch der Normannen) auch am Hof durch (an Stelle der französischen Hofsprache).

    Der Hundertjährige Krieg und die Rosenkriege

    Der Hundertjährige Krieg um das Erbe in Frankreich 1339-1453 verlief im ersten Abschnitt erfolgreich, endete schließlich aber mit dem Verlust der noch verbliebenen englischen Festlandsbesitzungen (außer Calais). Regierende Häuser: Lancaster 1399-1461, York bis 1485. Die Ausblutung des Adels setzte sich in den Rosenkriegen, im Bürgerkrieg zwischen den Häusern Lancaster (Rote Rose) und York (Weiße Rose) 1455-1485 fort. An die Stelle der fast ausgerotteten Hocharistokratie trat die neue "Gentry", das Bauerntum blieb weiter unterdrückt (Bauernlegen), dagegen überwand das wirtschaftlich aufblühende Bürgertum alle Rückschläge (erfolgreiche Konkurrenz gegen das flandrische Tuchgewerbe, das im Mittelalter die englische Wolle verarbeitet hatte, und gegen den Handel der Hanse).

    Die Tudors

    Neuer Abschnitt in der Geschichte Englands unter dem Hause Tudor (1485-1603), das mit seiner starken Königsmacht (ergebenes Unterhaus) innere Stabilität schaffte und die Loslösung von Rom (unter Heinrich VIII.) und Begründung der anglikanischen Staatskirche herbeiführte, sowie die Säkularisierung des Kirchengutes (Erlös in Küstenbefestigungen angelegt) und Verstaatlichung der Pfründen (Entmachtung des hohen Adels), Knechtung des katholischen Irlands und die Ausschaltung des fremden Handels (Schließung der Hanseniederlassungen). Des Weiteren wurde der spanisch-katholische Universalismus abgewehrt, und Handel und Gewerbe gefördert - alles im Rahmen einer bewussten Inselpolitik unter Verzicht auf festländische Machtpositionen. Höhepunkt dieser Entwicklung (Aufgabe der letzten Festlandsbesitzung Calais) war unter Elisabeth I. (1558-1603). Durch das Eindringen des Calvinismus erwachte das englische Sendungsbewusstseins (England = "das neue Israel"). Trotz des englischen Sieges über die spanische Armada, trotz verwegener Freibeuterei (Francis Drake) und der Überseearbeit der Ostindischen Kompanie (gegr. 1600) expandierte England zunächst nur in Maßen im überseeischen Raum (England hatte in dieser Zeit nur 4 Millionen Einwohner). Erst unter dem Hause Stuart (seit 1603 Personalunion England-Schottland) finden sich die Anfänge des englischen Kolonialreiches.

    Haus Stuart und die Revolution (1603-1688)

    Die Thronfolge trat, da Elisabeth I. unvermählt geblieben war, König Jakob (I.) von Schottland, der Sohn der Maria Stuart, als nächstberechtigter Nachfolger an. Die Neigung Jakobs I. (1603-1625) und Karls I. (1625-1649) zum Absolutismus (höfischer Luxus, Steuererhebung ohne parlamentarische Bewilligung, stehendes Heer usw.) forderte das von den Puritanern beherrschte Parlament zu offenem Widerstand heraus und führte 1640 zum Bürgerkrieg, in dem die von Oliver Cromwell geführten Parlamentstruppen den Sieg davontrugen, und endete mit der Enthauptung Karls I. Republik und Diktatur Cromwells bileben jedoch verfassungsrechtliche Episoden. UNter seiner Herrschaft nahm die außenpolitische Aktivität zu und er führte die Ausbildung eines geschulten Seemannsstandes ein. Im Kampf gegen Holland (Navigationsakte 1651) begründete sich die englischen Vormacht zur See. 1654 eroberten die Engländer das spanische Jamaika.

    17. bis 18. Jh.

    1660 kam es schließlich zur Restauration der katholischen Stuarts (Karl II., der Sohn Karls I., 1660-1685). Im Kampf um die königlichen Rechte (Testakte, Habeaskorpusakte) bildeten sich die beiden großen Parteien (Tories und Whigs), beide gegen Absolutismus und katholische Thronfolge. In der "Glorious Revolution" 1688-89 wurde der katholischen Königs Jakob II., der Bruder Karls II., abgesetzt und der protestantische Erbstatthalters der Niederlande Wilhelm (III.) von Oranien auf den englischen Thron (1689-1702) berufen. Unter ihm entstand der moderne Staat Großbritannien (ab 1689). Er stellte die englischen Staatskirche wieder her und verfolgte eine Politik des Gleichgewichts. Durch das Grundgesetz der Bill of Rights (1689) schaffte er den Absolutismus ab und begründete die (erste) parlamentarisch-konstitutionelle Regierungsform unter Garantie der ständischen Rechte und Freiheiten des Volkes (Vorbild für europäische Rechts- und Verfassungsstaaten). In das parlamentarische System wurde der wirtschaftlich sehr aktive Adel einbezogen. England beteiligte sich an der "Großen Allianz" gegen Ludwig XIV. und am Spanischen Erbfolgekrieg (Eroberung Gibraltars 1704). Nach Ausschaltung der katholischen Thronanwärter durch den

    Act of Settlement 1714 ging der Thron an das protestantische Haus Hannover (bis 1837). Damit kam es (ungewollt) zur erneuten Verstrickung mit der Geschicke des europäischen Festlandes. 1707 durch Verschmelzung der Parlamente von England und Schottland wurde das "Vereinigten Königreich" von Großbritannien begründet, das im Kampf mit Frankreich (erfolgreicher See- und Kolonialkrieg 1744-47) den Weg zur Weltmacht beschritt.

    Weitere historische Entwicklung siehe Großbritannien und Nordirland, Geschichte.

    Kalenderblatt - 23. April

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    1990 Karl-Marx-Stadt erhält wieder den Namen Chemnitz. Anlass dazu gab eine Bürgerbefragung, bei der 76 % der Einwohner dafür stimmten.
    1998 Internationale Fluggesellschaften dürfen künftig Nordkorea überfliegen.